60 Jahre nach dem Festival " Burg Waldeck ": Was ist geblieben?
Als ich am Mittwochmorgen in der " ARD Infonacht " einen Beitrag des Radioredakteurs Rainhardt Bartusch über das erste, vom 15. bis zum 21. Mai 1964 auf dem Gelände der im Bundesland Hessen liegenden Burganlage Waldeck stattgefundene Musikfestival hörte, kamen mir gleich Erinnerungen an die dort aufgetretenen Künstler.
Dieses Ereignis fand zu einer Zeit statt, in der es Ansätze von gesellschaftlichen Veränderungen gab, auf die die Politik in Westdeutschland nicht reagieren wollte oder wenn sie es tat, dann mit staatlichen Repressionen. Was zum Ende der Dekade in die - nicht selten - gewalttätigen Auseinandersetzungen während der unzähligen Demonstrationen führte. Die als 1968er Generation zusammengefassten Beteiligten waren indes nie als Einheit, die sich gegen jene piefig - muffigen Zustände in der BRD wendeten, anzusehen.
Während einige Protagonisten in Opposition zu dem, von den bürgerlichen Parteien beherrschten Staatsapparat zu Felde zogen und dabei provokante Parolen heraus brüllend durch die Innenstädte marodierten, zog es andere junge Menschen in eine von der Musik geprägten Protesthaltung hinein. Nicht selten vermischten sich einige Strömungen in jener Zeit, womit keine klaren Konturen erkennbar, noch eine Zuordnung zu irgendeinem politischen Lager, geschweige denn einer gesellschaftlichen Randgruppe möglich wurde.
Vieles war ab zirka Mitte der 60er - Dekade in Fluss, um erstarrte Verhältnisse infrage zustellen und / oder zu verändern.
Das galt - wie bereits oben angedeutet - auch für die Musik. Als die erste Veranstaltung auf dem im hessischen Hunsrück belegenen Areal stattfand, orientierten sich die dort auftretenden Künstler an eine in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie in Frankreich vorhandene Folklore - und Protestbewegung, die sich als eine Art kritischer Gegenpol zu dem Heile Welt - Schlagergedudel verstand.
Für so genannte Liedermacher, wie Hannes Wader, Reinhard Mey, Dieter Süverkrüp, Franz Josef Degenhardt oder Walter Mossmann dürfte diese Veranstaltung wohl das Sprungbrett in ihrem weiteren musikalischen Schaffen gewesen sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg-Waldeck-Festivals
Die Zuschauerzahl war allerdings sehr überschaubar. Das änderte sich ein Jahr später bereits. Vor knapp 2.000 Besuchern der Veranstaltung traten auch internationale Künstler auf.
Das brachte die spießbürgerliche bis reaktionäre Presse auf den Plan. Deren schreibende Handlager witterten sodann eine Form von gesellschaftlicher Verrohung und bezeichnete die Anwesenden als " Gammler " und mehr. Auf dem dritten Festival vom 26. Mai bis 5. Juni 1966 traten unter anderen auch Hanns Dieter Hüsch sowie auch Hannes Wader zum ersten Mal auf.
Die Schwerpunkte der Veranstaltung verlagerten sich bereits hin zum politischen Lied.
Das galt umso mehr für das vierte Festival vom 24. bis 28. Mai 1967, das insbesondere durch die Proteste gegen den von den USA geführten Vietnamkrieg und den so genannten Ostermärschen gekennzeichnet war.
Vollends politisiert war dann das 5. und vorletzte Festival vom 12. bis 17. Juni 1968. Es gab chaotische Szenen, teilweise mussten Auftritte unterbrochen werden, zudem drückten Verbindlichkeiten die Festivalleitung. Da hier der sich bereits zuvor abzeichnende Umbruch, hin zu dem aufkommenden Polit - Rock vollzogen wurde, drohte die Veranstaltung auch inhaltlich nicht mehr als Treffen mit folkloristischen Künstlern und Liedermachern vermittelbar zu werden. Das was noch 4 Jahre davor zum Programmschwerpunkt auserwählt war, trat immer mehr in den Hintergrund.
Das Ende der Veranstaltungsreihe vollzog sich alsdann in den Tagen vom 10. bis 15. September. Bedingt durch eine als " Gegenkultur " bezeichnete Musikszene, die sich nicht nur von dem ursprünglichen folkloristischen Genre unterschied, beendeten die einstigen Ideengeber das " Burg Waldeck " - Festival.
Es hatte für einige den Anschub zu einer - auch kommerziell - imposanten Musikkarriere gegeben. So texten Reinhard Mey, Hannes Wader und Konstatin Wecker als Reminiszenz daran auch:
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