Wie riecht ranzige Butter?
Es war am Sonntagvormittag so gegen 11.00 Uhr. Wir bereiteten uns auf die mehr als 4 1/2 stündige Rückfahrt von Dresden nach Eching / Oberschleißheim vor. Wir, das waren zu jenem Zeitpunkt, meine bessere Hälfte, unsere Tochter und ich. Das Handgepäck hatten wir bereits in den VW Bus hineingelegt. Es hätte sofort losgehen können. Wäre, ja, wäre da nicht ein unvorhergesehenes Problem aufgetreten.
Wir sollten einige Rest des Kalten Büfetts mitnehmen, die uns auf Geheiß unserer Tante in einer Plasteschale verpackt, noch in das Kühlfach des VW Buses gelegt werden sollten. Doch das war bereits gefüllt. Unser Schwiegersohn hatte dort eine Packung der allseits geliebten " Kerrygold ", der schmackhaften irischen Butter platziert. Die nun verhinderte, dass jene Plasteschale mit Wurst - und Schinkenvariationen dort hineingelegt werden konnte.
Eigentlich hätte beides dort hinein gepasst. Doch das ging eben nicht. Deshalb nicht, weil die gute irische Butter sich inzwischen teilweise verflüssigt hatte und zudem ranzig geworden war. Ranzige Butter! Eine nicht nur vom Geruch her bestehende Herausforderung für einen, nein, für jeden Hygienefan.
Tja, was tun?
Unsere Tochter zeterte ein wenig, murmelte dann ein paar eher unhörbare Verwünschungen gegen ihren Gatten und nahm das angebrochene, halbe Pfund der guten " Kerrygold " mittels Daumen und Zeigefinger leicht hoch. Als ich das Malheur erkannte, bot ich sofort meine Hilfe an.
Mit der angebrochenen Butterpackung in der Hand ging ich sodann auf die Suche nach einem Abfallbehälter. Solche Einrichtungen waren allerdings rar. Eine Tiefgarage in einem Innenstadtbereich einer Großstadt ist nicht selten nicht nur ein Abstellort für Kraftfahrzeuge. Und weil Gelegenheit so manchen Testosteron gesteuerten, übermütigen Jungmann auf dumme Gedanken kommen lässt, befand sich denn auch nur ein einziger Abfallbehälter direkt im Eingangsbereich des unterirdischen Betonklotzes und zwar visavis von den Parkscheinautomaten.
Dort warf ich denn die ranzigen " Kerrygold " im Wert von mindestens noch 3 Euro hinein, stellt mir davor die wichtige Frage, ob diese doch nicht hätte verwertete werden können. Und, sieh da, ich fand dazu bei der Tante " Google " eine KI generierte Antwort, die so lautet:
" Entsorgen Sie Butter, wenn sie eine dunkelgelbe Farbe aufweist, ranzig oder besonders sauer riecht oder schmeckt. Durch Einwirkung von Sauerstoff, Bakterien oder Licht wird Butter zersetzt und es können gesundheitsschädliche Abbauprodukte entstehen. "
Aha, also hinfort damit?
Nicht ganz, denn beim Scrollen erhielt ich diese Informationen:
" Eine noch nicht geöffnete Butter kann bis zu 6 Monate nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums genießbar sein, angebrochene Butter mindestens weitere vier Monate.
Ranzige Butter können Sie beispielsweise erhitzen und damit Ihre Gerichte verfeinern. Auch wenn Sie das Fett zum Braten oder Backen verwenden, ist Butter, die noch nicht allzu lange ranzig ist, noch verwendbar. "
Na, also, so etwas hört ein Mann, dem durch die proletarische Erziehung und eine von materiellen Entbehrungen geprägte Kindheit und Jugend, das " Sparfuchs - Denken " quasi mit der Muttermilch verabreicht worden ist, mehr als gerne.
Hätte ich die ranzige Butter nicht doch lieber mit nach Bayern nehmen sollen?
Nein, lieber nicht, denn mein Ansinnen wäre garantiert bei den beiden Damen der Familie auf heftigen Widerstand gestoßen. Deshalb warf ich die ranzige Butter in den Abfallbehälter des Dresdner Parkhauses, drehte mich mit einem leicht unwohlen Gefühl danach, wieder um und ging zurück zum VW Bus. Geschafft!
Doch die beiden Frauen waren immer noch nicht zufrieden, denn nach dem erneuten Öffnen der integrierten Kühlbox des Fahrzeuges, stieg aus dieser ein übler Geruch in unsere Nasen. Jener zwangsläufig bei ranziger Butter entstehender Nebeneffekt, war denn auf die Schnelle nicht zu bekämpfen. Also: Wurstbehälter rein, Deckel wieder schließen, dabei natürlich die Nase zuhalten, Kühlbehälter über die elektrische Mini - Steckdose verbinden, Motor anlassen und nichts wie weg von dem Ort des Grauens.
Hier werden nämlich demnächst Kommunalwahlen abgehalten. Da war doch noch was? Ach, ja, der durch dem vorbestraften Verbrecher Lutz Bachmann angerührte " Pegida " - Idiotismus, der dazu beitrug, dass Sachsen zu einer AfD - Hochburg verkommen ist. Und eine in unsinnige Diskussionen münden kann, ob Patriotismus in seiner undeutschen Ausprägung soweit voran schreiten darf, dass er sich mit der existenziellen Frage auseinanderzusetzen hat, die da lautet:
" Esse ich nur deutsche Butter, weil der Verzehr von irischer eben unpatriotisch ist? "
Seit Sonntagvormittag weis ich aber nun, dass nichts unpatriotischer ist, als eine angebrochene, halbpfündige Packung ranziger irischer Butter der Marke " Kerrygold " den Patrioten in Dresden zu hinterlassen, damit sie diese in den Morgenstunden beim Leeren des Abfallbehälters entsorgen. Das ist einer ausländischen, feindlichen Übernahme des Gesamtgutes " deutsche Leitkultur " gleichzusetzen, denn die ist ja nicht erst seit Bachmann´s Protest - Blödsinn, dem Wiedererstarken des Faschismus und dem Niedergang der demokratischen Streitkultur in aller höchster Gefahr.
Es lebe das deutsche Kulturgut " Deutsche Markenbutter " mit dem Herstellungsdatum 23.05.1949, die ist nicht nur ranzig, sondern wieder braun - so wie einst!
HOT BUTTER - Popcorn - 1972:
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