Das Buchungsmaschinenwerk Karl - Marx - Stadt grüßt....




Der 1. Mai ist ja nicht nur in Deutschland der " Tag der Arbeit ". Während sich in der Nacht zu diesem Feiertag irgendwo im Harz viele verkleidete Menschen auf den Weg zum Brocken begeben, um hier die angeblich fliegenden Hexen zu bestaunen, anderswo irgendwelche Maibäume aufgestellt werden oder der noch immer gern besuchte " Tanz in den Mai " bei Bier, zünftiger Volksmusik und ohrenbetäubenden Gebrülle zelebriert wird, gab es vor einigen Jahrzehnten eine andere Form von Maifeiern.

Mindestens einen Tag vor dem " Tag der Arbeit " begannen die Vorbereitungen für diverse Großveranstaltungen, auf denen neben führenden Gewerkschaftlern, Politikern, auch die Arbeiter ( Arbeitnehmer ) eine Rolle spielten. Da wurde fleißig gewerkelt, damit die Obengenannten ihren - zumeist - immer gleichen Sermon in die Mikrofone sprechen konnten. Im Osten des Landes waren die hierbei heran gezogenen Stereotypen eindeutig staatstragender eingefärbt als jenseits der vormals noch teilenden Mauer.

Die nahezu gleichförmig ablaufenden Kundgebungen im damals zweiten deutschen Land jenseits des so genannten Eisernen Vorhangs waren bis 1989 Hunderttausende auf hierfür abgesperrten Plätzen und Straßen zu sehen, die in geordneter und verordneter Form den Repräsentanten der sich regelmäßig selbst einsetzenden Staats - und Parteiführung zu huldigen.

Das Ritual war Jahr für Jahr nahezu identisch. In militärischer Form marschierten Massen an Bühnen und Aufbauten vorbei, um den dort stehenden alten Männern der Partei - und Staatsführung zuzuwinken. Dieses geschah unter Zuhilfenahme von vorgefertigten DDR - Fähnchen, den Winkelementen, die nach dem Vorbeizug an dafür eingerichteten Ständen abzugeben waren.

Weil dieses wegen der Menschenmassen und des damit verbundenen Andrangs zeitaufwendig war, versuchte die Mehrzahl der zwangsweise anwesenden Kundgebungsteilnehmern dieses zu vermeiden. Will heißen: Wer ein Winkelement in die Hand gedrückt bekam, war auf jeden Fall später zuhause.

Während des Vorbeimarsches an der im sicheren Abstand zu den Werktätigen aufgestellten Bühnen und den ritualisierten Huldigungen der dort stehenden Staatsführung, dröhnten zünftige Kampf - und Propagandalieder aus den Lautsprechern, die aber ständig durch Informationen von einem,  eigens dafür abgestellter Linientreuen am Mikrofon unterbrochen wurden.

Der brüllte dann immer gleiche Sätze in das Mikro. So zum Beispiel: " Das Buchungsmaschinenwerk Karl - Marx - Stadt grüßt den Vorsitzenden des Staatsrates der DDR und Ersten Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, unseren Genossen Erich Honecker. Er lebe hoch, hoch, hoch!" Das " Hoch " wurde dabei von den vorbeiziehenden Formationen wiederholt und dabei mussten artig die vielen Winkelemente bewegt werden.

Nach knapp zwei Stunden war die Show vorbei. Länger hielt es der gute Genosse Erich Honecker denn wohl auch nicht aus. Die Werktätigen durften in ihre Plattenbauten zurück gehen oder mit den rumpelnden Straßenbahnen fahren, " Old " Erich und sein Anhang von alten Kerlen wurde indes  in den Moskwitsch - Staatskarossen zum vorbereiteten Empfang kutschiert. Da gab es denn Auserlesenes vom Tisch. Bei den davor vorbei ziehenden Werktätigen standen Bier und Bemmen auf dem Plaste - Küchentisch.

Ab den späten 1970er Jahren schaute ich mir in schöner Regelmäßigkeit die Propagandashow aus dem DDR - Fernsehen live und in schwarz - weiß mit einem süffisanten Lächeln bei einer Tasse schwarzen Ostfriesen - Tee vom " Aldi " ab 10.00 Uhr morgens an. Die Lautstärke des uralten TV - Gerätes hatte ich dabei vorsorglich herunter gepegelt, denn die Beschallung mit Kampflieder war nahezu unerträglich.

Das sollte also das von den westdeutschen DKP / SED - Parteifuzzis gelobhudelte " neue " Deutschland sein? Nö, kein Bedarf.    

Während wir uns beim Brunch noch über jene Ereignisse und Erlebnisse von vor mehr als 35 Jahre unterhielten und meine bessere Hälfte mir dabei kurz und knapp den Ablauf der 1. Mai - Kundgebung im damaligen Karl - Marx - Stadt schilderte, erwähnte sie dabei eben jenes damals dort existierende Buchungsmaschinenwerk.

Ein Blick auf das hierzu anzeigte Trefferangebot bei Tante " Google " zeigt mir, dass es hierzu eine Reihe von Informationen gibt. Unter anderem diese hier: 

https://www.robotrontechnik.de/index.htm?/html/standorte/buma.htm

Aha, von hieraus kamen also Teile für die westdeutschen Bürotechnologien? 

 https://de.wikipedia.org/wiki/Astrawerke

Aber: Es war alles nur ein reines Verteilungsproblem, wie es unsere DKP - Hochschullehrer behaupteten?

Das chronisch klamme Staatsgebilde jenseits der Elbe etc. verpulverte jährlich mehr als 1 Milliarde Ostmark für den Unterhalt des anti - faschistischen Schutzwalls. Da mussten alle Register gezogen werden, um die Kohle aufzubringen. Schließlich sollten die eigenen Bürger gegen die fort währende Infiltration durch den Klassenfeind geschützt werden.




STEAMHAMMER  -  Junior´s Wailing  -  Reflection  -  1969:




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