Nächstenhilfe?

 



Der ständig expandierende Online - Handel hat bekanntlich zwei Gesichter. Da wäre zunächst die positive Seite, die da Bequemlichkeit heißt. Ein Kunde muss nicht mit seinem PKW in die überfüllten Innenstädte oder zu diversen Großparkplätzen auf der Grünen Wiese, um dort im Gewühle seine Einkäufe zu erledigen. Das hilft beim Sparen, weil keine Benzinkosten, Parkgebühren und ähnliches anfallen. 

Billiger könnte deshalb der Einkauf im Internet sein. Doch die hierbei anfallenden Kosten werden nur anders verteilt. Zumeist zu Lasten der Umwelt. Vor allem dann, wenn die georderte Waren wieder an den Versandhandel zurückgesandt wird.

Einen solchen Fall hat mit Sicherheit jeder Besteller eines Artikels aus dem unübersichtlichen Internet erleben dürfen. Wenn die Ware beschädigt geleifert wurde, sich als defekt erweist oder einfach nicht gefällt, kann sie binnen 14 Tagen nach Erhalt dieser ohne Angabe von Gründen zurücksenden. Der Widerruf des so genannten Fernabsatzgeschäftes ( des abgeschlossenen Kaufvertrages ) führt dazu,  dass der Kunde das zumeist vorab gezahlte Geld erstattet bekommen muss. So sieht es das Bürgerliche Gesetzbuch ( Paragrafen 312 g Absatz1 , 357 Absatz 1 BGB ) vor.

Für so manchen Kunden bedeutet dieses aber auch, dass er die Rücklieferung organisieren muss. Nicht selten ist dieses - insbesondere bei größeren Artikeln - mit einem gewissen Aufwand verbunden. Das könnte durchaus als Nachteil dieses Konsumverhaltens gewertete werden. Vornehmlich dann, wenn sperrige, schwere und große Kartons zu der jeweiligen Annahmestelle gekarrt werden müssen.

Als ich gestern Vormittag während unseres zunächst getrennt ablaufenden Wocheneinkaufs mit meiner Tasche vor dem geparkten Auto stand, sprach mich plötzlich eine nicht mehr ganz so junge Frau in einem bairischen Dialekt an und bat mich um Hilfe. Ihr Anliegen verstand ich nur zur Hälfte. Es reichte aber aus, um es zu deuten. Sie hatte online irgendeine Metallkonstruktion gekauft, die sie wieder zurückschicken wollte. leichter gedacht als getan. Das gelieferte Monstrum. in einer länglichen Pappe notdürftig eingewickelt, war nämlich schwer. Sehr schwer!

Die kleine, pummelige Dame, im gesetzteren Alter, bat mich denn, das notdürftig verpackte Metallene in einen schräg vor ihrem, ebenfalls schon reichlich betagten Kleinwagen zu hieven. Gefragt, getan.

Ich zog das gewichtige Paket von der Rückbank ihre Hutschefiedel, hob es an und wuchtete es in den Einkaufswagen. Kaum war diese, eher leichtere Übung, beendet, begann die sehr erleichtert wirkende Dame, ihre Dankesorgie zu starten. Sie hätte mich dabei beinahe abgeknutscht. Soviel Geherze wollte ich doch gar nicht. Ich entgegnete ihrer Dankeshymne mit einem braven " Bitte schön " und der längst obligatorischen Floskel " gerne ". Das war´s!

" Danke - Bitte - Gerne ! " sind zwar " nur " Höflichkeitsfloskeln, allerdings werden diese eher sparsam ausgesprochen. Warum eigentlich?

Obwohl ich mit dem christlichen Dogmen nichts mehr am Hut habe, kommt dann und wann doch meine hierauf fußende Kinderstube zum Vorschein und die kennt die Begriffe " Hilfe " und im weitesten Sinne auch " Nächstenliebe ". Okay, die altruistische Seite meiner Erziehung hat mich zwar nicht zum reinen " Gutmenschen " geformt, dennoch gehören kleinere Hilfestellung in mein Weltbild, um das Zwischenmenschliche nicht gar auszublenden.  

 Damit bin ich zumeist gut durch das bisherige Leben gekommen.


VAN DER GRAAF GENERATOR  -  My Room  - Waiting For Wonderland  -  1976:





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!