Polizeiruf 110 - " Unsterblich " ?
Am morgigen Mittwoch werden mal wieder die Rundfunk - und Fernsehgebühren für das 2. Quartal 2024 fällig. Die dafür eigens eingerichtete Verwaltungsbehörde hieß einst " Gebühreneinzugszentrale ( GEZ ) ". Seit dem 1. Juli 2013 nennt sich die nicht rechtsfähige Einrichtung " ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice ". Der sperrige Name des Verwaltungsmolochs mit Sitz in Köln zieht vier mal im Jahr zu jedem 15. Februar, Mai, August und November satte 2,145 Milliarden Euro von mehr als 42 Millionen Haushalten ein. Monatlich sind nämlich 18,36 Euro fällig, die von - aus welchen Gründen auch immer - säumigen Gebührenschuldnern über die jeweiligen 9 gegründeten Landrundfunkanstalten zwangsweise beigetrieben werden können.
https://de.wikipedia.org/wiki/ARD_ZDF_Deutschlandradio_Beitragsservice
Dafür bekommt der Pflichtbeitragszahler 24 Stunden lang jede Menge " Unterhaltung " 365 ( 366 ) Tage lang für 24 Stunden auf die Glüsen gepappt und Ohren gehauen.
Darunter viel, sehr viel Schund.
Zu den überwiegend anspruchsvolleren Sendungen die von den Einnahmen der " Gebührenkrake " aus Köln finanziert werden, zählt die Serie " Polizeiruf 110 ", die sich - zumindest namentlich - aus der aufoktroyierten Fusion der Rundfunk - und Fernsehanstalten nach der so genannten Wiedervereinigung herüber gerettet hat.
Was vor zirka 53 Jahren erstmalig als Produktion des Deutschen Fernsehfunks ( DFF ), dem staatlich geführten und kontrollierten Medium der untergegangenen DDR über die nur wenigen TV - Geräte flimmerte, war denn eher bieder und dem gewollt propagandistisch verbreiteten Gesellschaftsbild des zweiten deutschen Staates entsprechend konstruiert.
Mehr als 5 Dekaden danach und 413 Folgen später bleibt zu konstatieren, dass von dem ursprünglichen Format nur sehr wenig bis gar nichts übrig geblieben ist.
https://de.wikipedia.org/wiki/Polizeiruf_110
Nicht nur die Ermittler und die Teams haben sich den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und dem Zeitgeist unterworfen. Die Folgen wurden demgemäß inhaltlich angeglichen.
https://www.daserste.de/unterhaltung/krimi/polizeiruf-110/sendung/unsterblich-100.html
Ob dieses immer gelungen ist, muss summa summarum als eher zweifelhaft bewertet werden. Unter einigen Episoden des " neuen " Polizeiruf 110 sind wahrhaftig nicht zu ertragenen zu verzeichnen. Hanebüchener Schwachsinn paart sich dort mit schauspielerisch eher flachen Leistungen, was dazu führt, dass solche Folgen zu einer unsehbaren Melange führt.
Die Kritiken im Netz formulieren dieses als " Dreck ", " Mist " oder " Schrott ". Von den bisher einsehbaren, allerdings nicht repräsentativen Rezensionen kam die Kriminalfilmserie auf 1,9 von 5 erreichbaren Punkten.
Diese Bewertung lässt sich wohl bei dem am Sonntag, den 12. Mai 2024 ab 20.15 Uhr gezeigten Folge kaum aufrechterhalten. Die Episode mit dem Titel " Unsterblich " zeigte das Ermittlerteam aus Magdeburg, welches von dem etwas knorrigen, längst in die Jahre gekommenen Kriminalrat Uwe Lemp ( Felix Vörtler ), der Kriminalhauptkommissarin Doreen Brasch ( Claudia Michelsen ), durch den Kriminaloberkommissar Günther Marquez ( Pablo Grant ) komplettiert.
Die Handlung spielt größtenteils in einem als subkulturellen Milieu zu bezeichnenden Umfeld der sachsen - anhaltischen Landeshauptstadt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Polizeiruf_110:_Unsterblich
Hier die syrische Familie, die versucht mit einem eher schlecht laufenden Restaurant ihr Leben zu bestreiten. Während die älteste Tochter im Familienbetrieb arbeitet, der Sohn eher davon wenig hält, begibt sich die jüngere Schwester in die Untiefen der virtuellen Scheinwelt und bestreitet ihren anspruchsvolleren Lebensstil als so genannte Influencern. Das geht so lange gut, bis sie bei einem Diät - und Abnehmprodukt herum manipuliert. Ihren daraus folgenden Abstieg versucht sie mit einem vorgetäuschten Suizid zu verhindern.
Selbst wenn die nicht unbedingt aus dem Reich der Fantasie entsprungene Haupthandlung, in der es reinweg um auf der Grundlage des Narzissmus entstandenes Verhalten der so genannten Influencern geht, den Zuschauer außerhalb der werberelevanten Zielgruppe von 16 bis 49 Lenzen eher wesensfremd sein dürfte, so sind es jene Nebensächlichkeiten, die diese Folge aus der " Polizeiruf " - Serie Magdeburg durchaus sehenswert macht.
Da ist eben das familiäre Umfeld der Protagonistin, das - ohne in die nicht so seltene gesellschaftskundige Schulmeisterei verfallen zu müssen - als nicht gerade einfach dargestellt wird. Da ist die vorgespielte lesbische Beziehung, der nur zum Schein für Tod erklärten jungen Frau aus jener syrischen Familie. Da sind die pöbelnden Bekannten und Schulkollegen des Sohnes, die ihn verächtlich machen wollen.
Da ist aber vor allem die nie an einen Suizid glaubende Hauptkommissarin Brasch, die quasi im Alleingang den Fall zu lösen hat, weil ihr Dienstvorgesetzter Lemp noch an den Folgen des beinahe tödlich endenden Überfalls in dessen Haus laboriert und sich nur auf Krücken fortbewegen kann. Kriminalrat Lemp bekommt - nicht nur deshalb - eine erneute Sinnkrise. Die er dieses Mal nicht unter Zuhilfenahme der elektrischen Gitarre und dem Oldie " Forever Young " der Pop - Truppe " Alphaville " zu meistern versucht, sondern zusammen mit der Kollegin Brasch, die eigens dafür ein Six - Pack Bier anschleppt.
Okay, die Punk - Synthie - Pop und NDW lastigen 1980er beginnen seit 44 Jahre der Vergangenheit anzugehören, dennoch hat Herr Lemp sie nicht abgearbeitet. Und: " Forever Young " möchte er immer noch sein. Lieber nicht, denn dann müsste er in einer ewigen Wiederholungsschleife mit ansehen, wie nicht nur sein fiktiver Wohnsitz in Magdeburg an der Elbe, sondern wohl auch sein Geburtsort Naila in Bayern, der zum Teil von der Selbitz erfasst wird, wegen der Klimaveränderung immer häufiger mit Hochwasser und Überschwemmung zu kämpfen hat.
Darüber müssen sich die einstigen Schauspielkollegen Pablo Grant und Hendrik Arnst keine Gedanken mehr machen. Beide verstarben nach den Dreharbeiten.
Dass dieser 19. Fall der Magdeburger TV - Kriminalisten aus der " Polizeiruf 110 " - Serie eher zu den besseren gehört, scheinen wohl auch einige Kritiker so zu sehen:
Und dieses auch ohne die sentimentale Musikeinlage des Chefs Lemp. Manchmal sind die so heftig umstrittenen " GEZ - Zwangsgebühren " doch einigermaßen sinnvoll verbraten worden.
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