85 und ein wenig leiser



Morgen treibt es uns wieder in den einstige Heimat und Wahlheimat zurück. Ab 17.00 Uhr ist in einem ausgewählten Dresdner Restaurant die Geburtstagsfeier der dort noch verbliebenen Tante angesagt. Das bedeutet zunächst einmal mehr als 450 Kilometer auf der Autobahn abreißen. Immerhin liegt eine solche Feierlichkeit nicht in jedem Jahr an. Nun sind wir aber eingeladen und der einzig verblieben Kontakt zu der verwandten sollte nicht abreißen, nur weil die Entfernung relativ groß ist.

Was uns dort erwartet, ist im Grunde genommen vorhersehbar.  

Tante I. wird im eigens für die Feier an geschaffenen, feinen Outfit eine kruze Rede halten, in der sie sich bei den Anwesenden für deren Kommen bedankt. Dann wird ein gepflegtes Gläschen Sekt getrunken, ein wenig small talk gehalten, ehe das dann gegen 18.30 Uhr das Abendessen ala´carte kredenzt wird. 

The same procedere as last year?

Nö, denn im letzten Jahr waren wir im um satte 200 Kilometer näher gelegenen Hirschberg an der Saale eingeladen gewesen. Allerding fünf Jahre zuvor konnten wir den 75. der Tante im Kurfürstenschänke in Dresden begehen. Auch wenn das Ambiente gehobene Küche versprach, war das Essen eine einzige Katastrophe. 

Es begann mit einer eher lauwarmen Vorsuppe, die aus undefinierbaren Bestandteilen zusammengeklaubt war. Das Hauptgericht von der sehr überschaubaren Speisekarte setzte dem Abend die Krone auf. Mein Essen bestand aus zwei Streifen Matjes in einer faden Dill - Knoblauch - Sauce. Die beigelegten Bratkartoffeln mussten mindestens zwei Mal aufgewärmt worden sein, denn an ihren Rändern zeigten sich bereits schwarze Streifen, während sie mittig eher wie Tapetenkleister aussahen. Die Zwiebeln hatten die Form von schwarzen Pigmenten, denn sie waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der gefertigte Einheitssalat bestand aus 90 Prozent aus billigen Eisbergsalat, der mit einem nahezu geschmacksneutralen Dressing überzogen war. Die kleinen Paprika Streifchen und winzig Tomatenstücken musste der Besteller mit einer Lupe suchen.

Das unverschämte an diesem vorgesetzten Fraß war dann, dass dieser sündhaft teuer angeboten wurde. Zudem kamen ungerechtfertigt hohe Preise für Mineralwasser. Auch die anderen Getränke hatten Oberklasse - Niveau. Hier bestand einst eine Diskrepanz zwischen Anspruch des ehemaligen Betreibers, der sich mutmaßlich daraus begründen ließ, als Gastronomieeinrichtung mit einer erstklassigen Innenstadtlage, entsprechend hohe Preise für die angebotenen Speisen und Getränke verlangen zu können, jedoch die Gegenleistungen in nicht adäquater Weise erbringen zu müssen.

Das ging dann irgendwann vollends in die Büxe. Das Konzept ging nicht mehr auf, der vormalige Betreiber und oder Pächter musste die Segel streichen. Das vermeintlich noble Restaurant schloss seine Türen, wenn auch nicht für immer. Einige Zeit danach erwachte das leer stehende Gebäude an der Frauenkirche wieder zum Leben. Ein neuer Inhaber übernahm die Gastronomie und verpasste dieser eine vollkommen andere Ausrichtung. Es wurde jetzt bairisch.

Nun, gut, wir kennen das ja von wo Ort. 

Allerdings werden wir den 85. der Tante dort nicht verbringen. Die Geburtstagsfeier findet einige Hundert Meter von der Frauenkirche statt. Alles fußläufig, denn die Jubilarin ist nicht mehr die jüngste und schwächelt deshalb ein wenig. 85 Lenze sind ja nun kein Alter, in dem  ein Mensch vor lauter Kraft nicht mehr gehen kann.

 

STEPPENWOLF  -  It´s Never Too Late  -  At Your Birthday´s Party  -  1969:



  



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