Wie hat der Beagle das Filet aus der Pfanne geholt?




Seit mehr als 5 Jahren wohnen wir nun schon in Bayern. Davor aber war ich Dresdner und zwar ab Oktober 2004, wenn da auch erst nur vorläufig. In den Anfangsmonaten lebte ein Hund in dem Haus meiner besseren Hälfte, den die Schwiegereltern hielten. Die hatten ihn wiederum von unserer Tochter, die nach ihrem Studium ab den frühen 1990ern ein Irland lebte, zur Betreuung bekommen. Das Mitnehmen von Tier, insbesondere von Hunden, auf die Grüne Insel ist nicht nur kompliziert, weil eine mehrmonatige Quarantäne neben den üblichen Impfnachweisen behördlicherseits abverlangt wird. Dieses alles wird sehr, sehr teuer. Somit gab Tochter den Hund, einen Beagle mit dem Namen " Boss " bei ihren Großeltern ab.

Nun, der " Boss " war bereits im reiferen Alter, als ich ihn kennen lernte. 

Ein Beagle wäre für mich, der bereits reichlich Erfahrung in der Hundehaltung mitbrachte, nie in Betracht gekommen. Beagle benötigen sehr viel Bewegung, also ausreichenden Auslauf, sonst wird er zu dick. Beagle " Boss " war dick. Zu dick, weil die Schwiegereltern den Hund mit Essen vom Tisch fütterten. Dass dieses - sehr oft - viel zu fettige Essen dem zudem herzkranken Hund schadete, müsste eigentlich jeder Laie wissen.

" Boss " war aber auch verfressen. Das lag an der Rasse. Beagle sind zwar als Jagdhunde bekannt, aber eben von Natur aus extrem gute Futterverwerter. Sie schlingen nahezu alles, was irgendwie essbar ist, in sich hinein.

Beagle " Boss " kannte deshalb keine Grenzen und auch keine Gnade, wenn es um das Fressen ging.

So holte er in unbewachten Momenten Kuchen vom Tisch, holte sich ein Steak von einem Teller, ohne dabei auch nur ein einziges Glas umzuwerfen oder bettelte solange bei den Nachbarn am Zaun, bis diese sich erbarmten und ihm eine Grillwurst herüber warfen.

Aber nicht nur deswegen wurde Beagle " Boss " immer fetter. Er war viel zu dick als ich ihn das erste Mal sah. Der dicke " Boss " lief somit sehr behäbig. Als er einige Monate später in meine Obhut kam, setzte ich ihn auf Diät. Er bekam nur noch Hundefutter, vornehmlich trockene Kroketten aus einem Beutel. Und dieses stark Mengen reduziert. " Boss " wurde schon bald schlanker und lief dann und wann sogar im Regen mit mir durch die Straßen der Dresdner Stadtteile " Naußlitz ", " Dölzschen " oder " Cotta ".

Der Beagle war zwar schlanker, aber verfressen war er immer noch.

Eines Tages hatte meine bessere Hälfte Schweinelende in einer Pfanne gebraten, die wir dann am Sonntagmittag zusammen mit jungen Bohnen und Kartoffeln essen wollten. Daraus wurde nichts.

" Boss " roch die Delikatesse und schleppte sich die mehr als 20 Holztreppenstufen nach oben in unsere Küche. Hier gelangte er auf die Terrasse, um dort die Pfanne mit dem Fleisch zu erreichen. ER hob mit seiner Schnauze den durchaus schweren Glasdeckel hoch, machte sich über den Inhalt her und setzte geschickt den Deckel wieder auf die Bratpfanne zurück.

Von seiner Fressorgie bekamen wir nichts mit. Erst als wir am Sonntagmittag die Schweinelendenstücken essen wollte und dann feststellten, dass die Pfanne wie blank geputzt, aber auch leer war, hatten wir sofort den Hund als Übertäter in Verdacht.

Tja, als Ersatz für das entgangene Mahl gab es dann eben Bratwürstchen. 

Dem Hund aber schien es geschmeckt zu haben, denn er war bis zum folgenden Morgen immer noch satt - der Schweinehund, der dreggige!


  


The Electric Family - Lucrecia, My Reflection



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