Hinter den Dünen


Die letzte Urlaubswoche auf dem Darß bricht an. Gestern haben wir zwei angebotenen Grundstücke in Zingst und in Dierhagen besichtigt. Bei dem Besehen des Objektes in Dierhagen wurden wir sofort in die DDR - Vergangenheit zurück katapultiert. 

Als die DDR noch ein eigenständiger Staat war und ihre politische Ausrichtung auf internationale Anerkennung fixiert war, taten die Mannen rund um " Old Erich " Honecker alles, um das Renommee' des selbst ernannten Arbeiter - und Bauerstaates aufzupolieren. Dazu gehörten auch offizielle Staatsbesuche und natürlich Einladungen von Regenten befreundeter Länder ( zumeist des Warschauer Paktes oder der sozialistischen Bruderländer ).

Nicht nur deswegen wollte die DDR - Nomenklatura den erleuchten Gästen ein wenig Wohlfühlambiente außerhalb des protokollarischen Ablaufs bieten. Was ist da besser geeignet als ein leicht exklusives Feriendomizil an der nahezu menschenleeren Ostseeküste entlang der Halbinsel Fischland - Darß - Zingst? 

So entstand entlang des Küstenstreifens im Bereich des einstigen Fischerortes Dierhagen, nämlich im Bereich des östlichen Strandabschnitts eine Siedlung von Wochenend - und Ferienhäusern. Bei den Einheimischen wurde sie als " Bonzensiedlung " bezeichnet. Diese ab den 1970er Jahren entstandenen Unterkünfte, auch Datschen genannt, befanden sich innerhalb eines abgeschotteten und bewachten Areals.

Ähnlich wie es bei dem einstigen staatseigenen Luxushotel direkt am Strand der Fall war, das exklusiv für Staatsbesuche vorgesehen war:

https://www.strandhotel-fischland.de/strandhotel-fischland/geschichte/

Dieses Hotel hat auch der immer noch in Dierhagen wohnende Egon Krenz zu DDR - Zeiten gesehen:

 https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/ruckkehr-hinter-den-deich-egon-krenz-ist-wieder-daheim--nicht-alle-freut-das-in-dierhagen-1074913.html

Während unseres ersten Urlaubs auf der Halbinsel Fischland - Darß - Zingst haben wir 2011 in Dierhagen knapp 3 Wochen lang gewohnt und von diesen geschichtlichen Hintergründen des heutigen Ostseebades kaum Kenntnis genommen.  

 https://lobster53.blogspot.com/2011/09/ostsee-rostsee-kostsee-wenn-die-letzten.html   

Nun standen wir vor einem Haus, das einst zu der Siedlung zählte, in der die privilegierte Nomenklatura der DDR regelmäßig sich erholte. Weshalb eine - wenn auch inzwischen leicht renovierte Datsche - unter der Anschrift " An den Dünen 28 " zu finden ist.   


Nicht nur hier schottete sich die ehemalige DDR - Staatsführung mitsamt ihren getreuen Mitläufern, Karrieristen und sonstigen Sozialisten made in GDR vor dem gemeinen, hier in der Nähe billig urlaubenden Werktätigen ab. Dieses bewachte Ressort war von der parallel hierzu verlaufenden Straße ( jetzt L 21 ) sowie der Bahnstrecke ( https://www.fischland-darss-zingst.net/fdz/fischland-darss-zingst/darssbahn.php ) natürlich nicht einsehbar. Die Elite ließ eigens Bäume und Sträucher pflanzen. Die Gründe lag auf der Hand: Neben Sicherheitsbedenken, sollten die Großkopferten hier ungestört unter sich bleiben.

Eine solche " Bonzensiedlung " befand sich auch in brandenburgischen Wandlitz ( https://www.mz.de/kultur/besuch-in-wandlitz-so-lebten-ulbricht-honecker-und-co-1396117 ). Auch das vor der südlichen Küste der Insel Rügen gelegene Eiland Vilm ( https://de.wikipedia.org/wiki/Vilm ) wurde von dem DDR - Ministerrat als Urlaubsgebiet genutzt.

Der gemeine Werktätig musste indes mit einem Ferienplatz des FDGB oder in einer nur über Beziehungen zu erlangende Finnhütte bzw. mit einem Zelturlaub vorlieb nehmen. Auch wenn die Unterschiede im heutigen Vergleich dabei eher als kaum erwähnenswert gelten könnten, galt bereits damals die lateinische Weisheit: 


                                   Quod licet Iovi, non licet bovi 


KING CRIMSON  -  Epitaph  -  In The Court Of The Crimson King  -  1969:






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