Mit den Kräften am Ende

Beim Laufen am Dünenbereich fand ich diese Trauerkarte:






Die schon arg ramponierte, bedruckte Karte lag irgendwo, zusammengeklappt an einem Seegrasbüschel. Als ich sie aufgehoben hatte las ich diesen Text:




Die hierin benannte Verstorbene lebte in einem kleinen Ort mit dem Namen Effelder, einer Gemeinde im thüringischen Eichsfeld. 


Das beauftragte Bestattungsunternehmen befindet sich indes in Dingelstedt in der Gemeinde Huy, die  im Harzer Vorland liegt:
 

https://de.wikipedia.org/wiki/Dingelstedt_am_Huy

Diese Informationen erhielt ich über das all wissenden Internet. Wie jene Orte in dem Todesfall zusammenhängen,  konnte ich jedoch nicht in Erfahrung bringen. Wohl aber, dass jene Anzeige dort unbeschränkt aufrufbar ist. 

https://www.scrivaro.de/Home.mvc/Detail/132754

Während der Recherche wurde mir erneut klar, dass unzählige Informationen über Milliarden Menschen auf Milliarden Seiten im Netz für die Ewigkeit aufzufinden sind. Und dieses selbst nach dem Tod.

Aber bei der Informationssuche machte ich mir nicht über diese Problematik Gedanken, sondern vielmehr zu den rechtlichen Vorgaben, die bei einem Todesfall zu beachten sind. Dass eine Traueranzeige aufgegeben wird, zählt allerdings nicht dazu. Es ist lediglich eine Gepflogenheit. Sie wird vermehrt nicht mehr beachtet. Wohl auch deshalb, weil damit Kosten verbunden sind, die die Summe der von den Angehörigen auszurichtenden Bestattung noch weiter in die Höhe treiben.

Da können schon mal 13.000 Euro und mehr anfallen. Günstiger ist die Seebestattung. Hierfür müssen allerdings auch um die 3.500 berappt werden. Mit 2.000 Euro liegt eine anonyme Feuerbestattung noch weit darunter. 

https://www.finanztip.de/todesfall/beerdigungskosten/

Wer eine Beerdigung nicht zuvor testamentarisch geregelt haben möchte, wird dann auf die Familienangehörigen bzw. die Verwandten und deren Vorstellungen einer Bestattung vertrauen müssen. Hier gibt es natürlich je nach Geldbörse, Herkunft und Einstellung zu diesem Brimborium enorme Unterschiede.

Mit dem Thema Bestattung habe ich mich bereits mehrfach in meinem Blog beschäftigt. Unter anderen in diesen Posts:


https://lobster53.blogspot.com/2019/08/armengrab.html

https://lobster53.blogspot.com/2019/08/peinliche-trauerfeier.html

https://lobster53.blogspot.com/2010/11/verarscht-verarmtverlogen-wenn-die.html


Mehr als 1 1/2 Jahrhunderte nach diesem Post ( https://lobster53.blogspot.com/2009/01/die-letzte-ruhaber-es-finden-sie-immer.html ) stellte sich mir beim erneuten Besehen der zufällig gefundenen Trauerkarte erneut die Frage, ob dieses Bestattungsbrimborium tatsächlich noch zeitgemäß ist? Warum und weshalb werden uns Menschen, die in einer sich ständig verändernden Gesellschaft, in der längst die Konventionen des pietätvollen Zusammenlebens über Bord geworfen wurden, weiterhin solch Zwänge aufoktroyiert?

Wer tot ist, ist tot und kommt nicht wieder. Und weil er als Mensch nie wieder auf dieser Erde erscheinen wird, muss auch nicht zwingend ständig an ihn erinnert werden. Wem also nützt dieser nicht mehr in die jetzige Zeit hinein passende, christlich geprägte Bestattungskult?

Am vergangenen Mittwoch, den 19. Juni 2024, verstarb eine Nachbarin. Sie hatte mit einem Krebsleiden zu kämpfen. Ihr Tod war deshalb vielleicht voraussehbar, kam aber dennoch überraschend. Nach meinen Informationen plant der verbliebene Ehemann eine Urnenbestattung. Warum wohl?

Gestern Nachmittag betrachtete ich die am Strand gefundene Trauerkarte der Maria Ey ein drittes und letztes Mal. Ich warf sie danach in den Papierkorb. Die Verstorbene war mir ja unbekannt, ich hatte keinen persönlichen Bezug zu ihr, so wie zu der übrigen Masse an auf dieser Erde lebenden Menschen auch. Der aufgrund des Zufallsfunds jetzt eingestellte Post wird indes für ewige Zeiten im Netz bleiben, So, wie die virtuelle Traueranzeige zu ihrem Tod auch?


VIRGIN´S DREAM  -  Der Blaue Kapuzinermönch  -  The X - Tapes  -  1972:

  


   


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?