Kollabiert
Als ich vor knapp 19 Jahren im wunderbar sanierten Schloss des brandenburgischen Örtchens Lübbenau mich erstmalig von der Feier - und Trinkfestigkeit der Bewohner der so genannten Grünen Insel überzeugen konnte, war die dortige Hochzeitsgesellschaft zunächst in zwei Hälften geteilt. Hier die Iren, dort die Deutschen. Dass sich dieses mit vorgerückter Stunde bald änderte, lag nicht nur an dem mit gebrachten irischen Whiskey und dem deutschen Bier, dem dadurch steigenden Alkoholpegel, sondern vornehmlich an der Mentalität der anwesenden Gäste und der eingeladenen Berliner Musikband.
Die Feier endete irgendwann gegen 5.00 Uhr morgens. Der irische Whiskey - Vorrat war aufgebraucht.
Am selben Tag verabschiedeten wir uns von der irischen Seite und sahen einige der Familienangehörigen später wieder. Drei der vier Geschwister des irischen Schwiegersohnes lebten längst in den USA. Sie verließen das Geburtsland, um dort beruflich Fuß zu fassen. Dieses gelang mehr oder weniger, denn das Leben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist nicht so paradiesisch, wie es in den unzähligen Hollywood - Filmen gerne dargestellt wird.
Weil das US - amerikanische Gesundheitswesen alles andere als vorbildlich ist, hatten die drei Geschwister des längst hier lebenden Schwiegersohns es mit der Gesundheitsvorsorge nicht so genau genommen. Die jüngste Schwester verlor mehrfach ihren Job und damit die Krankenversicherung. Die älteste Schwester heiratet zwar eine sehr wohlhabenden Amerikaner, doch ihr Leben danach entpuppte sich mehr und mehr als eines in einem goldenen Käfig. Eine Scheinwelt also, die der machohaft auftretende Ehemann ihr aufgebaut hatte, denn die abgeschlossene Krankenversicherung, der nicht berufstätigen Schwester war nur auf eine Grundversorgung ausgerichtet. Leistungen für eine Brustkrebsvorsorge war darin nicht inkludiert.
Die Schwester Susan verstarb vor einigen Jahren in Kalifornien elendig an Brustkrebs.
Der Tod der älteren Schwester hat unseren Schwiegersohn sehr mitgenommen. Da war es - nicht nur - für ihn ein großer Trost, dass die weiteren vier Geschwister weiterhin untereinander losen Kontakt hatten. Der Bruder brachte die Urne mit der Asche der Verstorbenen zurück nach Dublin, wo ihre Eltern wohnen. Sie ist dort aufbewahrt worden.
Nun, zirka drei Jahre nach dem Tod des ältesten Kindes müssen sie und wir einen weiteren Verlust eines Familienmitglieds hinnehmen. Am gestrigen Freitag starb der ältere Bruder unseres Schwiegersohnes Alan H. im fernen Los Angeles an den Folgen einer Herzinfarktes. Er wurde nur 59 Jahre alt.
Der Tod ereilte ihn plötzlich. Er kollabierte auf einem Schulparkplatz. Der herbei gerufene Notdienst konnte nichts mehr für ihn tun.
Ich sehe uns noch an dem Tisch gegenüber sitzen. Ich fragte ihn nach Jürgen Klinsmann, der zu dieser Zeit als DFB - Bundestrainer fungierte und davor in Kalifornien als Spieler tätig war. Wir unterhielten uns ein wenig über Fußball. Auch wenn ich nicht alles, was mir Alan erzählte verstand, funkte es sofort zwischen uns. Wir sendeten auf einer Wellenlänge. nämlich beim Fußball.
R.I.P. - Alan
BEAR THE MAMMOTH - Glycine - Yamadori - 2014
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