Verlegt - Vergessen - Verloren?



Vor mehr als einer Woche haben wir unsere letzte Pilz - Wanderung im Zellwald für dieses Jahr beendet. Die Ausbeute war mäßig, weil zum größten Teil auch madig ( sächsisch: " madsch " ?).
Dafür durften wir ordentlich Kilometer schrubben und etwas für das Hüftgold tun.
Leicht ermattet, fuhren wir in Richtung Dresden zurück, stellten die Körbe mit der Ausbeute in das Treppenhaus und entledigten uns dort des Schuhwerks.

Irgendwie muss ich bereits auf Routineablauf programmiert gewesen sein, denn in dieser nur kurzen Zeitspanne hatte ich den Autoschlüssel verlegt. Nun, weil ich während der Woche die übrigen Besorgungen zu Fuß erledige, fiel mir dieses zunächst nicht auf. Ich vermisste den Schlüssel, der sich an einem blau - weißen Stoffband befindet, nicht.

Er am Freitagnachmittag begann ich mir Gedanken über den Verbleib des Schlüsselbandes zu machen. Ich startete die Suche danach. Doch trotz einer Bemühungen, blieb das blau - weiße Band mit dem EU - Logo unauffindbar. Es fand sich weder in den drei Hosen, die ich gewaschen hatte, noch in der Trommel der Waschmaschine oder in einem Wäschekorb. Auch in den Schubladen, den Schränken oder auf den Tischen der Zimmer lag es nicht. So langsam machte ich mir ernsthafte Gedanken über den Verbleib elektronisch - mechanischen Wunderdings.

Nein, ich hatte ihn nicht verloren. Dass wusste ich genau, denn den Schlüssel nehme ich bei meinen Erledigungen per pedes nicht mit, auch wenn ich vielleicht das Auto aufschließe, lege ich den Autoschlüssel danach immer auf die Holzplatte der Heizkörperverkleidung im Hausflur. Doch dieses Mal bin ich von dieser Routine abgewichen, sonst wäre er ja dort.

Meine Suchaktion wurde hektischer. Ich begann noch nervöser zu werden. Was ist, wenn ich den Schlüssel tatsächlich auf der Straße verloren hätte? Das ist mir vor Jahren schon einmal passiert, Hier fanden ihn Studenten aus dem Nachbarhaus und gaben ihn bei mir an der Haustür ab. Doch es gibt auch unehrliche Menschen. Die behalten den Autoschlüssel und könnten - theoretisch - das Fahrzeug entwenden. Das Keyless - System hat nicht nur Vorteile. Wer im Besitz eines Autoschlüssel ist, kann mit diesem den Wagen regulär öffnen und sofort starten. Weg ist er!

Ich überlegte mir, wie ich präventiv diesem Mega - Gau zuvor kommen könnte. Vielleicht kaufe ich eine manuelle Wegfahrsperre, so, wie sie der Nachbar an seinem Transporter angebracht hat? Oder ich baue einfach die Batterie aus, um damit einen Diebstahl zu verhindern?

Auf meiner Stirn bildeten sich langsam kleine Schweißperlen. Ich grübelte immer weiter über den Verbleib des Schlüssels nach und ging dann in den Raum, wo sich die Kommode befindet, in dem der Ersatzschlüssel oder zweite Autoschlüssel liegt, Ich öffnete die Schublade, nahm den Papierstapel hoch und zog den Schlüssel hervor. Sofort probierte ich diesen aus und drückte auf das Symbol zum Türöffnen. Es tat sich nichts. Leicht genervt von der selbst verschuldeten Lage, versuchte ich es vor der Haustür erneut. Ja, es funktionierte. Alles gut! Der Einkaufsabend war gerettet.

Dennoch kreisten meine Gedanken auch weiterhin um den Verbleib des anderen Schlüssel mit dem blau - weißen EU - Band. Wo konnte der nur ab geblieben sein?

Der Freitag verging. Der Autoschlüssel war immer noch nicht gefunden. Mir kamen Erinnerungen an ähnliche Situationen. Die meiner besseren Hälfte und mir widerfahren waren. Sie hatte einst in Chemnitz ihr Portemonnaie mehrfach verloren. Einmal lag es im tiefen Laub direkt neben dem geparkten PKW, ein anderes Mal im Kühlschrank. Bei mir war die Brieftasche nebst sämtlicher Ausweise und Karten irgendwann nicht mehr auffindbar. Ich hatte sie auf den Heizkörper der Zimmers gelegt und dabei fiel diese dahinter.
Es gab noch einige, weitere Missgeschicke, die dann doch allesamt mehr oder weniger glimpflich ausgingen.

Der Mensch ist eben vergesslich. Nicht nur, was diese Dinge angeht, sondern oft auch in anderen Bereichen. Häufig verdrängt er dann unangenehme Erlebnisse. Doch das half mir jetzt nicht weiter. Der Schlüssel war immer noch weg. Verschwunden, verloren, verlegt!

Als ich am Samstagnachmittag meinen Fußweg in Richtung " Aldi " - Markt an der Tharandter Straße vorbereitete, lag in meiner Jacke noch der zweite Autoschlüssel. Ich zog sie dennoch an, ohne den Schlüssel zurück in das Treppenhaus zu bringen. Dafür legte ich das Haustür - Schlüsselbund hinzu, dass diesen überdecken sollte. Damit konnte ich den zweiten Autoschlüssel nicht verlieren. Beim Anziehen der Schuhe schoss mir ein Geistesblitz, Schuhe? Wo waren denn eigentlich unsere Wanderstiefel ab geblieben, die wir eine Woche zuvor noch im Zellwald getragen hatten? Ich öffnete die Zwischentür zum Eingangsbereich und sah sie dort, schiedlich, friedlich, nebeneinander abgestellt, stehen. Ich griff in den linken Stiefel hinein und zog, als wäre nie etwas gewesen, als sei es das Normalste auf der Welt, das blau - weiße EU - Schlüsselband an dem sich das wertvolle Utensil, dort fest gemacht, hing, heraus, steckte es in meine Jackentasche und öffnete die Haustür. Dann machte ich mich auf den Weg zum Supermarkt, als wäre nie etwas geschehen.

Verlegt! Vergessen! Aber doch nicht verloren!
Wir werden eben langsam aber dafür ganz sich vergesslicher oder liegt es auch am Alter?

" Bröselmaschine " mit " Gedanken " - Live auf dem " Finkenbach - Festival " 2012





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