Gummireifenmast




Die Betreuung und Versorgung eines Hundes ist zeitaufwändig. Viel aufwändiger als bei einer Katze. Ein Hund muss nämlich regelmäßig ausgeführt werden. Weshalb ich heute Nachmittag den uns anvertrauten Labrador an die berühmte Leine nahm und mit ihm erneut eine kleine Runde um den Block zu gehen.

Diesen Weg bin ich schon viele Male hin und zurück gelaufen, ohne dass mir bei dem Rundgang irgendetwas aufgefallen wäre, was aus dem normierten Rahmen einer Kleinstadt mit dem Flair eines ehemaligen Dorfes heraus stechen könnte. Da waren die adretten Ein - und Zweifamilienhäuser, deren Vorgärten überwiegend top gepflegt sind. Die blitzblank sauberen PKW der gehobenen Mittelklasse, die vor oder auf den Grundstücken parken. Dann die beinahe schnurgerade gesetzten Gehwegplatten und jene einwandfrei anliegenden Parktaschen.

Eine Stadt, wie es sie vielleicht einige Tausend Mal in unserem Land gibt. Allerdings mit den Vorzügen der fast Vollbeschäftigung. Hier werden die niederen, die sozial nicht besonders geachteten Arbeiten längst von ausländischen Bürgern ausgeführt. Die Müllabfuhr, die Straßenreinigung, die Grünflächenpflege, die Kassiertätigkeit an den Scannern, das Regale Auffüllen, das Gebäudereinigen - hier herrscht ein Sprachgemisch vor, dass so manchen Pegidioten die Nackenhaare hochstehen lassen würde.

Doch irgendwie scheint das Zusammenleben zu funktionieren. Solange es für alle Beteiligten eben Jobs gibt, die auch einigermaßen bezahlt werden.

Zufriedenheit ist auch ein wichtiges Element im gesellschaftlichen Miteinander. Nicht Jeder gegen Jeden, sondern Alle für den Wohlstand?

Während ich unseren Pflegehund auf Zeit weiter auf den vorbildlich ausgebauten Gehwegen ausführe, sehe ich doch tatsächlich eine jener frevlerischen Taten, die es auch hier zu geben scheint. Nein, es war kein abgestelltes Sofa, das am Fußwegrand steht. Auch keine Plasteeimer, die ein verkappter Heimwerker abgestellt hat, weil er zu bequem war, einen Gelben Sack zu füllen.
Nein, es waren Autoreifen. Deren drei an der Zahl. Sie lagen  übereinander Nicht aber etwa auf einer bepflanzten Fläche zwischen den vielen Parktaschen, dem sauberen Gehsteig und dem aufgeräumten Grundstück. Sie befanden sich auch nicht an einem der schmucken Zäune. Die Umweltsünder hatten die alten Sommerreifen, deren Profiltiefe jeden Ordnungshüter auf den Plan bringen würde, über einen noch nicht vollständig montierten Lichtmasten oder einer Straßenlaterne gelegt.

Verwundert schaute ich mir das Kunstwerk genauer an. Tatsächlich: Der oder die Sünder hatten die drei Gummireifen über den Metallmasten gewuchtet und sie dort liegen gelassen. Welch Freveltat!

Es gibt auch in einer Kleinstadt, innerhalb derer die meisten Menschen ein sehr aufgeräumten Eindruck abgeben, doch kreative Köpfe, deren Hang zum Gesetzesbruch sie zu solchen Aktionen treibt.

Auf der Kassler Documenta wäre diese Aktion sogar zum Kunstwerk erklärt worden. Zum Gummireifenmast. Im Gedenken an den Beuy´schen Fettstuhl, benenne ich dieses Werk nunmehr " Unterschleißheimer Gummireifenmast ".


" The Spacelords " - " Pyrolastic Monster " - 2014:








Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!