Die 68er: Lebende Legenden oder Lügen der Vergessenen?



Vor einigen Monaten berichteten die Medien über den Tod des Autors Hansjörg Zauner. Beim Zuhören stellte ich mir sofort die Frage, ob dieser mit einem ehemaligen Bandmitglied der Münchner Krautrock - Gruppe " Amon Düül " verwandt sein könnte. Dieser heißt nämlich Stefan Zauner und fungierte in den 1970er Jahre in dieser Band als Sänger, ehe er sich dem lukrativeren Deutsch - Pop hingab. u.a. bei der Gruppe " Münchner Freiheit " einstieg und hiernach einige Interpreten sowie musikalische Vertreter dieser Richtung produzierte.


https://diepresse.com/home/kultur/literatur/5245063/ExperimentalAutor-Hansjoerg-Zauner-57jaehrig-gestorben

Doch: Hier liegt nur Namensgleichheit vor. Dabei hätte es durchaus so sein können, dass beide Männer irgendwie etwas miteinander zu tun hatten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Amon_Düül

Ham´se´aber net. Und so waren meine Assoziationen zu der noch lebenden Krautrock - Legende Amon Düül ( II ) zwar nicht vollkommen falsch, wohl aber zu dem gemeldeten Ableben des Herrn Zauner unbegründet. Der einstige Sänger der westdeutschen Rockgruppe " Amon Düül " mit dem Vornamen Stefan, der lebt nämlich noch und hatte sich ja dann irgendwann der kommerziell erfolgreicheren Formation " Münchner Freiheit " zugewandt.

Es gab nicht wenige Musiker, die ihm diesen Weg vorgegeben haben. Auch aus der Ära der 1968er - Bewegung, die durch eine bestimmte musikalische Verflechtung und eigenen Musikrichtungen sich gegen das vormals herrschende Establishment auflehnen wollte, gab es solche Irrungen und Wirrungen.

Vor allem aber in der Politik. Hier versuchten sich neben Dogmatikern, Spontis, auch Polit - Clowns a´la Fritz Teufel. Der Aktionist und Vorzeige - Macho mit seinem Kraut - und Rübenbart, den oft fettigen, knapp schulterlangen, dunklen Haaren, wirkte auf die Oberspießer der Eltern - und Großelterngenerationen wie eine einzige Provokation. Zu seinen Aktionen und späteren - kriminellen - Aktivitäten ist viel, möglicherweise auch viel zu viel - geschrieben worden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Teufel#Leben

Fritz Teufel gehörte zeitweise der in Berlin gegründeten " Kommune I " an, die sich dann, etwa 2 Jahre nach ihrer Gründung, 1969 wieder auflöste. Von dort aus wird die mutmaßliche Initialzündung zu den 1968 beginnenden Krawallen und mehr, die als " Studentenunruhen " in die westdeutsche Geschichte eingegangen sind, vermutet. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Kommune_I

Das dürfte allerdings nur ein Aspekt in der 68er - Historie sein. Tatsächlich war die westeuropäische und auch US - amerikanische Jugend es leid, sich an den herkömmlichen Sitten - Moral - und Wertvorstellungen im Allgemeinen auf künftig messen werden zu lassen. Die tradierten eleterlichen Erziehungsinhalte waren nicht mit dem Lebensstil der einstigen Jugend vereinbar. Die konnte sich nämlich - zumindest zu großen Teilen - längst auf der materialistischen Seite des herein geborenen Daseins in einer verspießten Bürgerfamilie auf der Sonnenseite wägen und von hier aus dagegen rebellieren.

Die intellektuelle Speerspitze dieser - nur in den westlich - kapitalistisch geprägten Ländern - Anti - Bewegungen waren dann zweifelsohne die Studenten und hier, deren exponierte Rädelsführer, wie Rudi Dutschke. Die Ziele jener Proteste zeigten sich aber auch sehr vielfältig. Neben gezielter Agitation gegen die Große Koalition in Bonn, die oft verlogenen Wertvorstellungen in der bestehenden Gesellschaft, waren es auch zunehmend Rufe nach individuellen Freiheiten, die aus jenen 68er - Reihen kamen.

Aber gerade die Privilegierten, die Damen und Herren aus dem gut situierten Bürgerfamilien waren es, die von den Malochern, den Arbeitern, für deren Rechte sie angeblich einstanden und auf der Straße gegen die Polizei, also den als " Faschisten - Staat " verunglimpften Apparat,  kämpfen wollten, nicht nur nicht verstanden, sondern gehasst wurden.

Studenten, sofern sie sich der 68er - Bewegung zugehörig fühlten, waren zudem nach der Lesart der " Springer Hetz - Presse " von Moskau oder zumindest der DDR aus gesteuerte Krawallmacher, die ihnen indirekt ans Portemonnaie wollten, weil ihre Reformforderungen in einem föderalen Staat viel Geld kosteten, das durch Steuereinnahmen eingetrieben werden musste.
Da also Studenten aus dieser Zeit Taugenichtse, faule Krawallbrüder und zudem durch deren Outfit sich von den Spießern unterscheidende, Langhaarige waren, wurden sie von der Mehrzahl der arbeitenden Bevölkerung ( das waren damals noch überwiegenden Kerle ) abgelehnt.



https://de.wikipedia.org/wiki/Westdeutsche_Studentenbewegung_der_1960er_Jahre

Wenn also Studenten Krawallbrüder, die von Moskau aus geschult und gelenkt worden sein sollten, waren, mussten ihre Sympathisanten, die ja die gleiche Musik dazu hörten und sich zudem ähnlich kleideten, in ähnlicher Weise an den Pranger gestellt werden. Dabei erhielten die " Springer Hetz - Postillen ", die staatlichen Organe, durchaus tatkräftige Unterstützung von den faschistoid geprägten oder zumindest so erzogenen Elternhäuser.

" Negermusik ", " Gejaule " oder " Hottentotten - Geplärre " waren da noch die harmloseren Bezeichnungen für die Musik der " Beatles ", " Rolling Stones " oder später der Vertreter der so genannten Progressiven Popmusik, wie auch " Amon Düül " aus München.

Und so lässt sich der Kreis von den politischen 68ern, über die demonstrierenden Teile der Studenten bis zu der vormals aufkommenden Rock - und Popmusik durchaus schließen. Das Eine, nämlich das Aufbegehren gegen bestimmte, bestehende und als veraltet bezeichnete gesellschaftliche Strukturen und das Andere, der Protest in vielfältigen Formen, wie auch die der eigenen Musikrichtung, könnten zusammen gehören.

Könnten? Dem dürfte aber wohl eher nicht so sein. Sieht der kritische Beobachter 5 Dekaden nach dem Sagen umwobenen Jahr 1968 eine Bilanz, so muss diese weitestgehend ernüchtern ausfallen. Abgesehen von einigen, später durchaus exponierten Vertretern des vormaligen " Politrocks ", wie der Edgar Broughton Band oder der Truppe des leider viel zu früh verstorbenen Rio Reiser mit dem schönen Namen " Ton, Steine, Scherben " ist nicht viel Politisches an jener musikalischen Aufbruchstimmung zu erkennen.

Der " Stones " - Sänger und mehr, Sir Mick Jagger, brachte es in einem " SPIEGEL " - Interview, dass er vor längerer Zeit gab, dort auf den Punkt. Sinngemäß ließ er feststellen, dass weder an den " Rolling Stones ", noch an der damaligen Musik irgendetwas an politischen Botschaften enthalten war. Jagger konstatierte hierzu mit einer gewissen Altersmilde, wir haben eigentlich nur das versucht in musikalischer Form herüber zu bringen, was zu jener Zeit war. Eine politische Absicht war dahinter nie zu sehen.

Gut, auch sein englischer Kollege, Sir Eric Clapton, blies dazu ins gleiche Horn. Musik sei dazu da, gehört und gespürt zu werden und nicht irgendeine politische Forderung zu transportieren; im Gegenteil: Musik hat unpolitisch zu sein.

Nun, ja, dann sei´s so. Und wenn die beiden Mehrfach - Millionäre politische oder sozialpolitische Lieder veröffentlicht haben, dann dienten diese natürlich vornehmlich, um Kohle einzuspielen. Schließlich hingen hinter ihrem Schaffen auch viele Menschen, die eben nur für Geld, bei ihnen einer Arbeit nachgingen. Ob gut oder weniger gut bezahlt. Aber: Gratis - Auftritte gab es von beiden Exponenten der damaligen Musikrichtung dann auch. Na,bitte, doch etwas, das mit Politik zu tun hat.

" Stones " -  " Streetfighting Man " - " Beggar´s Banquet " - 1968:



Mick und seine " Rentner " - Band, ca.  45 Jahre danach:
" Sympathy For The Devil " - Live auf dem Glastonbury - Festival 2013:







" Cream " mit Sir Eric - " Political Man " - " Wheels Of Fire " - 1968:





" Amon Düül " ( II ) und " Archangel´s Thunderbird " - " Yeti " - 1970:





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