Die Vögel








Gestern war der 18. Juli 2020. Der Morgen war wieder kühl; so um die 10 Grad plus. Von den angrezenden Feldern, Wiesen und den kleinen Waldhainen stieg leichter Dunst auf. Kein Nebel, aber es sah von der zweiten Etage betrachtet, ein wenig unwirklich aus.

Die Baustelle blieb am diesem Samstagmorgen still. Die werktags ab 7.00 Uhr herüber ziehenden Geräusch; das laute Klacken der Laufkatze an den vier Baukränen, waren somit nicht zu hören. Auch die aufheulenden Motoren der Raupen und das Dröhnen des Rüttlers störte mich am gestrigen Morgen nicht. Alles blieb tatsächlich stumm.

Doch, irgendetwas war an die aufziehenden Sommertag anders. Ab und an vernahm ich ein Krächzen, jenen mir längst bekannten Ton, den die vielen Krähen, die sich seit Jahren in Unterschleißheim angesiedelt haben, im Herbst und Winter von sich geben, wenn sie zu einem kurzen Überflug aufsteigen. Krächzend schwirren die schwarzen Vögle dann einige Minuten lang hin und her, ehe sie sich wieder auf die kahlen Bäume setzen.

Dort, am Rande der Kleinstadt Unterschleißheim, im Bereich des Bergl - Waldes, gegenüber des exzellent aufgestellten Gymnasiums, befindet sich die Heimat der Rabenvögel. Hier nisten sie auch. Die viele Horste, die sie im Laufe der vielen Jahre hoch in die Wipfel der Bäume eingebaut haben, geben Rückschluss darauf.

Nun aber saßen einige Hundert von ihnen auf den vier Baukränen der Firma Westermeier, die auf dem Neubauareal in Eching aufgestellt wurden und die von Montagmorgen ab 7.00 Uhr bis Freitagmittag 13.00 Uhr in Betrieb sind. Die Kräne hieven ständig Baumaterial in die Höhe und lassen es auf die beiden Rohbaublocks herunter gleiten, wo ein Dutzend Arbeiter es entgegen nehmen. Doch an diesem Samstagmorgen sind eben keine Bauarbeiter da. Alles ist ruhig. Nur die schwarzen Vögel sitzen ganz oben da auf den Auslegern der Kräne und halten es bis nahezu eine Stunde dort aus.

Als ich vom Brötchen holen zurück komme, sind sie wieder verschwunden. Zuvor aber haben sie das Bild einer schwarzen Parteitagsversammlung in " Corona " - Zeiten abgegeben und diese Eindrücke durfte ich - leider nur sehr unzureichend - auf Fotos festhalten.

Vielleicht erinnern diese Eindrücke an den weltberühmten Alfred Hitchcock - Thriller " Die Vögel ", den ich als Teenager irgendwann Mitte der 1960er Jahre sehen konnte, als dieser zum ersten Mal im westdeutschen fernsehen gezeigt werden durfte. Er war ab Ende 1963 bereits in den Kinos gelaufen. Doch dafür war ich noch zu jung; vom Eintrittsgeld mal ganz abgesehen.

Die Vögel 2020 sehen indes ein wenig anders aus und Jagd auf Menschen machen sie offensichtlich auch nicht - es ist wohl heutzutage eher umgekehrt.





ROTTING CHRIST  -  The Raven  -  The Heretics  -  2019:






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