Glühwürmchen flieg!


Vergangenen Samstag durfte ich den letzten, den vergangenen Geburtstag nach feiern. Mit einem Gläschen Sekt im Sitzen, einer zünftigen Grilleinlage und einem flauschigen Abend am Schwimmteich der in der Nähe wohnenden Hauptfamilie.

Häufig sind Geburtstage in ihrem Ablauf nahezu identisch. Es wird mit den Gästen gestanden, gesessen und geplaudert. Nebenbei aber auch dieses oder jenes Glas Bier, Wein, Sekt konsumiert. Es plätschert, säuselt, manchmal wummert Musik im Hintergrund. Unterbrochen von lautem Gelächter, das sich aus der Monotonie des Grundsounds schwatzender Menschen plötzlich heraus schält. Danach ist wieder dezentes Gemurmel zu vernehmen.

Aus der Ödnis der immer während gleichen Strickmuster dieser Feiern, stach denn doch dieser Geburtstag hervor. Wir saßen, uns dabei dezent unterhaltend, am Schwimmteich und beobachteten die Natur.

In der beginnenden Dämmerung schlich sich ein Igel von dem völlig verwilderten, vor uns liegenden Grundstück aus kommend, mit kurzen Trippelschritten am Zaun zum gegenüber liegenden Nachbarn an uns vorbei. Er war auf Nahrungssuche. Im Juli haben die stacheligen Mitbewohner bereits ihren Nachwuchs bekommen, den es zu pflegen gilt. Er entschwand im Grün des folgenden Nachbargartens.

Wenig später gesellten sich zwei Eichhörnchen hinzu. Sie flitzen an den hohen, mindestens 40 Jahre alten Nadelbäumen hoch und runter. Dazwischen schnappten sie sich einen, der noch reichlich vorhandenen Zapfen, nagten an ihm herum und warfen diesen danach auf den Rasen.

Dazu war ein vielstimmiges Vogelkonzert zu vernehmen. Es piepte, zwitscherte und schirpte überall. Die gefiederten Freunde intonierten ihr all abendliches Konzert, ehe sie bis zum frühen Morgen, so ab zirka 4.00 Uhr, den neuen Tag ankündigten.

Der eigentliche Clou des Abends aber waren Dutzende Glühwürmchen, die aus den Hecken hervor kommend, sich zu einem Rundumflug aufmachten. Eine landeten an den Glasscheiben des Wohnzimmers. Andere stiegen nur kurz auf und versanken wieder im Gras. Weitere von ihnen besuchten, uns dabei mehrfach überfliegend, das Wasser. Der imposante Tanz der Insekten dauerte vielleicht eine Viertelstunde, dann war alles wieder vorbei.

Während wir uns über diese winzigen Tiere noch unterhielten, erinnerte ich mich an eine Radtour im Sommer 1969, die wir mit der Jugendschaft des CVJM Bad Eilsen unternahmen und die uns in das zirka 19 Kilometer entfernte Almena im Extertal führte. Einst fuhren nur wenige Fahrzeuge diese von uns gewählte Strecke entlang. Die Radtour war deshalb kein Sicherheitsrisiko. Sie gestaltete sich eher gemütlich, an jenem Samstagnachmittag im Sommer des Jahres 1969.

Kurz vor dem Ortseingang verließen wir die L 758 und fuhren ein Waldstück in der Nähe des Rickenbachfall. Dort schlugen wir die Zelte, die so genannten Koten auf, machten ein Lagerfeuer und aßen die darin gegarten Kartoffeln sowie mit genommene Würstchen.
Später sangen wir Lieder aus der " Mundorgel ", zu denen uns die beiden Leiter an der Wandergitarre begleiteten.

So einfach war die Freizeitgestaltung vormals auf dem Lande. Doch es gab bereits auch hier den technischen Fortschritt. Ein Jugendschaftler aus der Gruppe hatte sein Kofferradio mitgenommen.
Und daraus plärrte, zirpte und waberte ab 19.30 Uhr das englischsprachige Programm von Radio Luxemburg auf der Mittelwellenfrequenz.
Während die Dämmerung einbrach, die Pop - Musik aus dem Radio quäkte, stiegen langsam Hunderte Glühwürmchen aus dem Grün nach oben und tanzten über unseren Köpfen. Dazu erklang der Hit " The Boxer " von Simon & Garfunkel.



Es war ein milder Sommertag, der so zu Ende ging. Auch mehr als 50 Jahre danach.


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