Eigene Ernte

Gestern war wieder ein schwül - heißer Sommertag, so um die 30 ° C. Der von uns gehende Juli zeigt sich von seiner besten Seite. Er ist eben ein Hochsommertag. Gestern war der zweite Teil der Gartenaktion angesagt. So richtig motiviert war ich nicht. Aber, knapp einen Monat vor dem geplanten Darß - Urlaub, legten wir uns richtig ins Zeug. Der leider nicht tragende Pflaumenbaum, der uns einige Wochen nach unserem Einzug mit Tausenden Früchten beglückte, er musste jetzt daran glauben.

Wir sägten, schnitten und drückten die Zweige und Äste ab, ehe diese in die beiden Grünschnittbeutel verschwanden. Eine anstregende, eine mühselige, eine Zeit aufwendige Arbeit; und dieses bei den hohen Temperaturen. Gegen 18.00 Uhr war es dann größtenteils geschafft. Der Pflaumenbaum sah jetzt aus wie ein kahl rasierter Schädel - ohne Tattoos - eines dieser jüngeren " Modellathleten " mit Bierbauch und leichenblasser Haut, die sich aktuelle bei fast 39 ° C auf " Malle " herum treiben. 

Dieses Abenteuer in " Corona " - geschwängerten Zeiten wird nur verständlich, wenn ein " Malle " - Hasser, wie wir es sind, sich vor Augen führt, dass diese Urlauber zu hause eben keinen Garten haben, sondern eher ein tristes, ein normiertes Wohnklo in einer der grauen Städte. Da könnte der von Autogestank, Lärm und zu vielen Einwohnern gestresste Mensch, glatt auf die Idee kommen, sich in einen dieser fliegenden Fleischcontainer zu zwängen, die " Corona " Maske aus buntem Stoff ins Gesicht gezogen, um nach mehr als 4 Stunden Flug und noch mal so langer Wartezeit auf einem dieser Flughäfen ins Paradies zu Seinesgleichen zu gelangen.

Dort brennt der " Lorenz " ununterbrochen. Nach einem dieser Schlager - Schrott - Titel, sogar bei " Tag und Nacht "?






Wir bleiben aber bodenständig. Und, umweltschonend kommt hinzu: Wir sind seit Frühjahr partieller Selbstversorger. Aus einer Laune heraus, hatte ich bei " NORMA " im April zwei Tomatenpflänzchen eingekauft; meine bessere Hälfte orderte dann noch drei weitere - allerdings eine andere Sorte - von einem Großanbieter über das Internet. Alle fünf Pflanzen sahen einige Tage später erbärmlich aus. Die zugesandten Tomatenpflanzen waren fast verdörrt; die vor Ort erworbenen, hatten einen falschen Platz erhalten und somit drohte ihnen das gleiche Schicksal. Zudem quälten sie die all gegenwärtigen, schleimigen Garten - Fressfeinde, die Schnecken.

Wir entschlossen uns deshalb, dem Elend ein Ende zu bereiten. Wäre es nach den reinweg ökonomischen Bedingungen gegangen, hätten wir die wahrhaft gruselig aussehenden Pflänzchen auf den Bio - Müll werfen müssen.
Doch wir gaben ihnen noch eine Chance. Ich baute ein von meiner besseren Hälfte geordertes Mini - Gewächshaus auf, wir kauften beim hiesigen Baumarkt einige Sack Blumenerde und setzten die im Siechtum befindlichen Pflanzen um.

Bereits einige Tage danach erholten sich die Patienten. Langsam richteten sich die Blätter wieder auf. Ein dunkler werdendes Grün folgte dem welken Gelb und die fünf Kranken begannen nach und nach winzige Blätter zu entwickeln. Nach einigen Wochen schossen sie in die Höhe. Tag für Tag, Abend für Abend, gossen wir sie mit Leitungswasser. Dann und wann fügte meine bessere Hälfte eine Kappe mit Flüssigdünger dazu. Die Fünf dankten es uns. Sie gediehen prächtig in dem Mini - Gewächshaus. Seit Ende Mai waren sodann kleine Blüten zu sehen. 
Die Pflanzen entwickelten danach grünlich aussehende, winzige Früchte. 

Gestern Abend nun, also zirka ein Vierteljahr nach der Rettungsaktion, dankten sie es uns. Meine bessere Hälfte zeigte mir, während ich noch fluchend, meckernd und grantelnd meinen Unmut über die anstregende Baum - Kürzungs - und Aussschneideaktion kund tat, das erste Ergebnis unsere Bemühungen: Die Pflanzen hatten leuchtend rote Tomaten abgegeben.

Eigene Ernte, also. Lecker, sehr lecker!




YES  -  Onward  -  Tormato  -  1978:








 




Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Hab auch 2 Pflänzchen auf dem Balkon. Da überkommt einen bei jeder Ernte eine vätertliche Freude! ;o)

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