Geburtstagsfeier mit 30 und 3 Flaschen Rotwein vom Aldi.




01. 07. 1953:

Boah, es ist heute wieder zu weit. Der Geburtstag läutet ja immer das neue Lebensjahr ein. Jedes Jahr ein neues; bis es nicht mehr sinnvoll erscheint, die vielen Geburtstage zu zählen, die ja auch wenn der Jubilar längst nicht mehr unter uns verweilt, immer wieder kehrt. So, wie früher oder später dessen Todestag.

Erfreulicher aber sind zweifelsohne die Geburtstage, wobei jene mit einer Null hinter der Ziffer ab 2, denn eher Anlass geben, seine Sinne vielleicht auf das Vergangene schweifen zu lassen.

Das Jahr 1983 war eigentlich ein spektakuläres. Im Kalten Krieg zwischen den beiden So genannten Supermächten ging es unter anderem auch um Mittelstreckenraketen ( Pershing II ). Hier gegen agierte die westdeutsche Friedensbewegung.


https://de.wikipedia.org/wiki/1983


In der Mitte des Jahres 1983, nämlich am 1. Juli feierte ich meinen 30. Geburtstag. Hierzu hatte ich 30 Bekannte aus dem Uni - Bereich eingeladen. Es waren überwiegend Studenten aus unterschiedlichen Studiengängen der Uni Bremen. Zu jener zeit hatte ich just das 6. Semester Jura beendet und die Pflichtstation bei einem Rechtsanwaltsbüro in Bremen begonnen.
Nach dem Ausbildungsplan bekam ich als Rechtspraktikant dafür Geld. Es waren zirka 850 DM netto.

Das hört sich nach heutigen Verhältnissen nicht gerade viel an. Doch für mich war es eben mehr Einkommen als ich zuvor durch die Semesterjobs verdient hatte. Deshalb genehmigte ich mir am 30. Geburtstag auch eine größere Feier. Der normale Erdenbürger erlebt ja - größtenteils zumindest - seinen 30. nur ein einziges Mal im Leben.

So plante ich das " Riesen - Event " bereits einige Woche vorher. Ich notierte auf einem DIN A4 - Blatt die Namen, jener, die mich bei meinem 30. beglücken durften. Dann besorgte ich mir bei " HaBü " ( einem damaligen Schreibwaren - Fachgeschäft im Bremer Steintor - Viertel ) schmucke Einladungskarten, die ich alsdann handschriftlich ausgefüllt und unterschrieben, an jene Auserwählte versandte.

Dann kam die Speisen - und Getränkeplanung an die Reihe. Auch dafür machte ich mir eine Liste, auf der die üblichen Verdächtigen notiert waren.

-  Bier

-  Wein

- Chips

- Salzstangen

- Merci - Schokolade

........

Einige Tage vor dem großen Ereignis fuhr ich mit meinem blauen R 4 zum " Aldi " in die Riensberger Straße. Hier gab es auch die auf der Liste stehenden Artikel. Das Erfreuliche jedoch war: Sie kosteten eben weniger als bei " Coop ", " Brema " oder gar " Lestra ". Nur das Bier holte ich dort nicht. Es schmeckte nämlich nicht. Wir verspotteten es als " Plürre ", " Brühe " oder noch drastischer " Jauche ".
Um trinkbaren Gerstensaft zu bekommen musste ich nach Findorff zu einem Getränke - Shop fahren. Ich machte mich am nächsten Tag auf den Weg und holte von dort das " Beck´s ", " Flensburger " und " Jever ". Zudem noch " Sprite ", " Cola " und Mineralwasser.
Ich wuchtete das Getränke - Vielerlei in den so genannten Gemeinschaftsraum neben dem Wohnheim und war´s zufrieden. Der 30. konnte jetzt ruhig kommen; ich war dagegen gewappnet.

Am späten Nachmittag meines " Ehrentags " stellte ich noch meine zusammen geklaubte Stereo - Anlage in den Raum und besorgte mir von meinem Studienkollegen Lothar aus dem 6. Stock des " Mensa - Wohnheims " eine Verlängerungsschnur.

So gerüstet harrte ich der Dinge, die danach kommen könnten.

Und: Tatsächlich alle Eingeladenen, alle 30 Personen, waren an jenem Abend anwesend. Sie gratulierten mir an diesem Freitag, den 1. Juli 1983 und brachten - natürlich - Geschenke mit. Überwiegend waren es - wie sollte es auch anders sein - Bücher.

Nun, ich bi ja seit 1974 eingefleischter " SPIEGEL " - Leser. Hmmmmmh, räusper.....!
Die Mehrzahl der Lektüre verschwand in meinem " IKEA - Billy " - Regal und fand dort neben den LPs ihren Platz.

Auch das Buch von George Orwell mit dem schönen Titel " 1984 ". Er beschreibt darin den totalen Überwachungsstaat (  https://de.wikipedia.org/wiki/1984_(Roman) ). Ich legte es in das Regal hinein, wo es über Jahre, eigentlich bis zum Ende des Studiums ungelesen lag. Es sollte mehrere Umzüge überlegen - ungelesen!

Erst viele Jahre danach, die IT - Technik hatte sich rasant verändert und mit ihr die Überwachungsmöglichkeiten - las ich den Orwell - Klassiker. Er beschreibt in dem Buch eine fiktionale Entwicklung, die nach heutigem Stand, denn eher als verharmlosend einzustufen ist.

Neben Büchern und einigen Schnickschnack, bekam ich auch eine LP geschenkt. J.J. Cale " Grasshopper ". Die Platte war bereits seit über einem Jahr auf dem Markt
 (  https://en.wikipedia.org/wiki/Grasshopper_(album) ). Ich hatte einige Stücke im Radio gehört. Auch wenn ich einst bekennender Hard - Rock - Anhänger war; sie gefiel mir.

Nun, die Feier war bereits im Gange, als mich einer der Gäste fragte, ob ich noch mehr von dem leckeren Rotwein hätte. " Nö! ", denn vom Aldi hatte ich nur drei Flaschen mit gebracht. So half ein Wohnheim - Mitbewohner aus und besorgte aus seinem Bestand zwei weiteren Flaschen.
Mir war das dann doch eher peinlich. Andererseits war ich einst nicht der große Wein - und schon gar nicht Biertrinker. Alkohol war mir zu teuer. Zudem wird ihm nachgesagt, bei regelmäßigem Konsum zu viele Gehirnzellen absterben zu lassen.
Die benötigte ich noch für meine weitere Ausbildung bis Dezember 1986.
Aber, auch zum späteren lesen des Orwell - Schinkens " 1984 ".



J. J. CALE  -  You Keep Me Hangin´On  -  Grasshopper  -  1983:







Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Glückwunsch nachträglich! ;o)

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