Grabpflege Ausgabe 2020



Gestern Morgen war es wieder soweit. Wir hatten einen Kurzbesuch in der alten Heimat, der sächsischen Landeshauptstadt Dresden auf der Agenda. Frei, frisch und fröhlich nach dem Grundsatz: " Rentner haben genug Zeit. Sie müssen sie nur sinnvoll nutzen ", ging es ab kurz nach 8.00 Uhr morgens auf die viel befahrene Autobahn BAB 9 in Richtung Nürnberg, dann am Abzweig Hallertau auf die BAB 93 in Richtung Regensburg bis nach Hof. Von hier brachte uns die BAB 72 über Zwickau - Chemnitz zur BAB 4, danach schließlich nach Dresden. Die x - mal befahre Standardroute hat jedoch dann und wann so manche Überraschung parat. Nicht nur die Sommerbaustellen, inklusive der damit verbundenen Staus, so wie sie bereits kurz vor dem Abzweig Hallertau, vor, in sowie nach Regensburg,  zu erleben waren, nein es waren auch einige Begebenheiten, die erahnen lassen, dass hinter jeden Steuer eines Fahrzeugs zwar nicht immer ein kluger Kopf, jedoch nur ein Mensch, sitzen muss.

Da entdeckten wir auf dem Parkplatz " Bärenholz ", kurz vor dem Autobahndreieck " Hochfranken " einen silbergrauen Ford Fiesta mit abmontierten Kennzeichen, eingedrückter Blinkerleiste am Heck und und voll beladenen Innenraum. Ein seltsames Szenario, dass sich uns dort bot. Es sah nicht nur ungewöhnlich aus, wie der PKW dort stand, sondern dieses Anblick ließ uns an diesem Tag keine Ruhe.

Bei der Weiterfahrt beschlossen wir, diesem seltsamen Vorfall auf den Grund zu gehen und die zuständige Polizeidienststelle in Hof darüber zu informieren.

Nachdem wir die restlichen 200 Kilometer hinter uns gebracht hatten, ging es nach Dresden hinein. Wir waren zirka 1 Jahr nicht mehr hier. Es hatte sich doch einiges verändert. Der aufgegebene " toom " - Baumarkt an der " Kesselsdorfer Straße " war inzwischen umgebaut. Jetzt befindet sich ein anderes Geschäft dort, dessen Namen ich beim Vorbeifahren nicht so schnell erkennen konnte.
Auch auf der stadteinwärtigen Seite der Straße zeigten sich einige Neubauten. Dresden boomt, also!

Am Gelände des " Neuen Annenfriedhof " bekamen wir doch tatsächlich vor dem Haupteingangsbereich einen Parkplatz. So konnte ich unsere mit genommenen Utensilien, die Bepflanzung aus dem Gartenmarkt in Weixerau mit einer Gartenkarre bequem zur Grabstelle transportieren.

Sofort nach dem Erreichen des Grabes legten wir los. Nach zirka 1 1/2 Stunden war die Grabstelle komplett umgemodelt. Die Zwergkiefer, die bereits eine beachtliche Höhe von 50 cm bekommen hatte, trat später mit uns die Rückreise nach Bayern an. Der alles überwuchernde Efeu erlitt seine Tod und bekam die letzte Ruhestelle auf dem Grün - Abfall - Haufen des Friedhofs. Die zugeflogenen Ableger irgendwelcher Bäume starben ebenso, wie zuvor die leider vertrocknete Heide auch.

Nach der Graboberflächen - Runderneuerung gossen wir noch einige Kannen Wasser auf die Fläche und den langsam mit Grünspan belegten Stein. Dann war unser Auftrag erfüllt. Die Norm geschafft, die Friedhofsverwaltung zufrieden gestellt.

Beim Zusammenlegen der Arbeitsuntensilien kamen wir mit einer, einige Male herüber schauen Frau, ins Gespräch. Sie schilderte uns, wie es ihr nach dem Tod ihres Mannes ergangen war. Dieser war einst selbständig und unterhielt ein Geschäft in Dresden. Nach dessen Tod brach der Kontakt zu einstigen bekannten nach und nach ab. Sie lebt jetzt allein in Bad Schandau. So ist das sehr oft, wenn ein Partner verstirbt, der so genannte Freundeskreis wird immer kleiner, bis schließlich keiner der einstigen Bekannten übrig bleibt.

Wir verabschiedeten uns von der Dame. 

Nachdem wir die Arbeitsgeräte nebst Zwergkiefer in den PKW verfrachtete hatten, wollten wir noch eine Kleinigkeit essen. Eigentlich hatten wir den Asiatischen Imbiss im Einkaufszentrum am " Drei - Kaiserhof ". Doch soweit kamen wir nicht. Der rollende Verkaufsstand von " Hein Mück " ließ uns von dem Vorhaben Abstand neben. Wir kauften drei leckere Fischbrötchen, setzten uns auf eine Bank vor dem Friedhofsgelände und verspeisten den kulinarischen Hochgenuss, in weiser Vorausschau, dass in zirka 6 Wochen der Darß - Urlaub beginnt.

Nach einem Tankstopp bei " Jet " an der " Gompitzer Höhe ", fuhren wir über die A 4 zurück in Richtung Chemnitz. Dort ging es erneut auf die BAB 72 über Zwickau nach Hof.  Unterwegs überholten wir ein Wohnmobil, an dessen Heckbereich ein sinnhafter Spruch zu lesen war:

" Wir verreisen vor dem Sterben, sonst verreisen unsere Erben! "

Köstlich, aber eben auch sehr zutreffend.

Einen weiteren Aufdruck, der uns zum Schmunzeln brachte, war auf den Heckklappen eines LKW - Zugs von " Netto " zu erkennen:

" Diese Gurke fährt nur 80 - dafür ist sie aber 100 % bio."

Auch so manche öde Autobahnfahrt von mehr als 900 Kilometern kann durchaus lustig sein.

Dann viel uns aber noch auf, dass die Anzahl der Protz - und Angeberkarren reziprok zur abnehmenden Entfernung von München nach Dresden zu sehen ist; umgedreht aber, von Dresden nach München zu nahm.

Das muss irgendwie auch mit dem Süd - Ost - Gefälle zu tun haben?

Tja, dann rief ich nach unserer Ankunft in Eching noch die Verkehrspolizei in Hof an. Ich schilderte dem Beamten unsere Beobachtung. " Ja, ist uns schon bekannt! " Na, denn haben wir unseren staatsbürgerlichen Pflichten Genüge getan.

Grabpflege erledigt, die Regionalwirtschaft in Dresden unterstützt und der Verwaltung gezeigt, dass es auch ohne beauftragte Grabpflegefirma geht.




Tja, und ganz so opulent, wie dieses hier auf dem Chemnitzer Friedhof, wollen wir es dann doch nicht haben.



HUMBLE PIE  -  Four Day Creep  -  " Performance: Rockin´The Fillmore  -  1971:



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