Nicht - Abstiegs - Feier 2020

Manchmal darf sich ein Mitmensch ganz besonders freuen, wenn sein schlimmsten Befürchtungen dann doch nicht eingetreten sind und er seine eigenen Prognosen über den berühmten Haufen geworfen sieht.

Da wurde ich vor einigen Wochen von einem Mitarbeiter des Nachbarn, der seit vielen Jahren einen kleineren Handwerksbetrieb in Unterschleißheim leitet, doch glat gefragt, ob der SV Werder Bremen absteigen würde.

Der Fragende selbst ist eingefleischter HSV - Fan, hat über viele Jahre in Hamburg gelebt, dort eine HSV - Dauerkarte besessen und musste diese wegen des Umzugs nach Eching / Bayern dann abgeben. Im Gespräch schwärmte er noch von jener schönen Zeit inmitten von Gleichgesinnten, also Anhänger des Hamburger SV. Wir diskutierten dann über Fußball, über den HSV, über die Fehler, die in der Vereinsführung seit Jahren gemacht wurden. Ich schilderte von meinen Erlebnissen bei Auswärtsspielen des SV Werder in Hamburg. Und auch, dass es damals keinen Blumentopf für uns zu gewinnen gab.

Nun sah ich ihn nach einigen Monaten wieder. Der HSV lag zu jener Zeit auf einen direkten Aufstiegsrang; hatte jedoch die Spätzle - Fresser aus Stuttgart im Nacken und tat sich in den Spielen nach der " Corona " - Zwangspause sehr schwer.

Ich prophezeite dem Mitarbeiter aus dem benachbarten Haus, der just dabei war, neue Fenster in der Dachgeschosswohnung einzubauen, dass das nächste Nordderby, das große Derby zwischen den beiden Dauerrivalen HSV und Werder in der 2. Liga statt finden werde. Ich hatte seine klare Frage nach dem möglich Abstieg der Grün - Weißen mit einem klaren " Ja! " beantwortet.

Seit gestern Abend 22.26 Uhr weiß ich, dass meine Prophezeiungen nur zu einem kleinen Teil eingetroffen sind. Mein SV Werder Bremen ist - wenn auch mit viel Glück - dem Sensenmann, der da 2. Bundesliga heißt, noch so gerade entfleucht. Die beiden Relegationsspiele zwischen dem SV Werder und der 1. FC Heidenheim wurden letztendlich - dank der Auswärtstore - Regelung - zugunsten der Grün - Weißen entschieden.

Nachdem der letzte Bundesligaspieltag am 27. Juni 2020 bereits ein mittelgroßes Wunder aus grün - weißer Sicht erbrachte, weil nicht der davor auf dem 17. Platz liegende Klub aus Bremen direkt abstieg, sondern der da noch 2 Punkte besser liegende Verein aus Düsseldorf, der sein Auswärtsspiel bei dem längst geretteten Hauptstadt - Verein 1. FC Union Berlin sang und klanglos mit 0:3 verlor; während Werder im heimischen Weserstadion die Kölner mit 6:1 nach Hause schickte, konnte ich als Anhänger der Bremer es kaum fassen. Als dann noch am darauf folgenden Sonntag der HSV seine Aufstiegschancen mit einem 1:5 im heimischen Volksparkstadion begraben musste und statt seiner der 1.FC Heidenheim aus dem Schwaben - Land die beiden Ausscheidungsspiele absolvieren durfte, glich auch dieses für mich an ein kleines Wunder.

Bevor aber am vergangenen Donnerstag. den 2. Juli, das erste Entscheidungsspiel im Bremer Weserstadion angepfiffen wurde, machte ich mir immer noch so meine Gedanken über den Verein von der Weser.

Ich plädierte dafür, dass im Falle eines Abstiegs in die 2. Liga sämtliche Personalien infrage gestellt werden müssten. Angefangen mit Marco Bode, über die Geschäftsführung mit Klaus Filbry, Frank Baumann und Hubertus Hess - Grunewald bis hin zu Florian Kohlfeldt mit seinem Trainerstab.
Auch der Spielerkader sollte intensiv überprüft werden. Und, zudem war ich sogar bereit meinen SV Werder - Aufkleber von der Heckklappe des Autos zu entfernen.
Nein, eine solche Schmach im Land des immer währenden Hauptgegners, der Bayern aus München, hätte ich dann nicht hinnehmen wollen.

Nach der ersten Begegnung und dem eher blamablen 0:0 im Weserstadion, war ich dennoch ein wenig optimistischer als die Sportredakteure des eher voreingenommen NDR, die - wohl nicht ganz falsch - immer noch von einem drohenden Abstieg nach 40 Jahren ununterbrochener Bundesligazugehörigkeit fabulierten.

Tja, dann kam der gestrige Montag. Meine Anspannung stieg stündlich. Meine Laune trübte sich damit weiter ein. Und wäre da nicht die 3. Minute in dem Pflichtspiel zwischen den Schwaben und den Bremern gewesen, als nämlich ausgerechnet ein Ex - Werderaner den Ball im Schmackes ins eigene Gehäuse bugsierte, ich hätte immer noch einen gewissen Zweckoptimismus gezeigt. So aber, die Nachbarin konnte es dann doch nicht sehen, sprang ich nach dem Jubelschrei des Radio Bremen - Kommentators Heiko Neugebauer wie von der Tarantel gestochen von meinem Drehstuhl in der Küche hoch, reckte den rechten Arm nach oben, hüpfte, dazu einige Pirouetten drehend, aus dem Stand hoch, so dass meine Faust die Decke erreichte und freute mich wie einst im proppenvollen Weserstadion, wenn Werder lieferte, Tore schoss und den Gegner an die Wand spielte.

Nun aber ging es um den Abstieg und, um diesen zu verhindern, benötigte Werder eben jenes eine Tor Unterschied. Dazu waren noch mehr als 86 Minuten zu spielen.
Das Rückspiel stand also 0:1 aus Heidenheimer Sicht. Werder schien bis zum Halbzeitpfiff den Gegner zu kontrollieren.
Demnach drohte bislang keine Gefahr von den Heidenheimern. Nach mehr als 48 Minuten ging es in die Pause.

Aus der kamen die Württemberger mit Elan heraus. Sie erspielten sich deshalb einige Torchancen. Doch es dauerte bis zur 85. Minute, ehe Heidenheim das 1:1 erzielt. Danach wurde es noch so richtig spannend - mit dem besseren Ende für Werder.

https://www.deichstube.de/news/werder-bremen-klassenerhalt-1-fc-heidenheim-relegation-florian-kohfeldt-bundesliga-zr-13822522.html

Die Grün - Weißen können auch in der kommenden Saison 2020 / 2021 für die Beletage des deutschen Fußballs planen.

Aber: Bitte nicht mehr solchen Murks, solche Gurken - Spiele, derartigen Angsthasen - Fußball.
Schließlich sind wir nicht der HSV. Der musste zwei Mal in die Relegation und ist dann doch 3 Jahre später in die 2. Liga abgestiegen.


Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Frei nach Katja Ebstein: Wunder gibt es immer Werder! ;o)

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