Sommergewitter

Seit einigen Tagen regnet es wieder. Endlich! Die Bauern müssen jetzt nicht mehr mit ihren teuren High Tech - Traktoren, die den Preis einen kleineren Einfamilienhauses ausmachen, nach Berlin oder in andere Landeshauptstädte fahren, um ihre Lobbyarbeit auch visuell fort zu führen. Die zuständigen Ministerinnen können getrost in ihren wohl verdienten Sommerurlaub fahren. Klöckner, Julia, dar nahezu Sorgen frei heim ins Pfälzische, in ihre Weinheimat; die Umweltministerin Svenja Schulze ( SPD ) kann zurück nach Düsseldorf, um der Fortuna den Klassenerhalt zu sichern, indem sie sich - statt die wüsten und üblen  Beschimpfungen des bäuerlichen CDU - Wählers zu ertragen - bei einem Altbier lieber an den Vater Rhein setzt.

Der Regen löst so manches Problem. Auch die selbst hervor gerufenen der Agrarindustrie. Die Kartoffel wachsen, das Korn sprießt üppig und das Gras färbt sich saftig grün. Bauer, was willst´e mehr?

Regen kann aber auch - das haben die ungezählten Überschwemmungen nebst der dadurch entstehenden Verwüstungen gezeigt, etwas bedrohliches mit sich bringen. Dann nämlich, wenn er in enormen Mengen auf die Mutter Erde hernieder geht.

Das war aktuell nicht der Fall. Dennoch werden auch in diesem, dem bald kommenden Sommer, erneut Unwetter mit so genannten Starkregen entstehen und enorme Schäden verursachen. Das war auch vor vielen Jahrzehnten üblich. Lokale Unwetter, Wolkenbrüche oder heftige Sommergewitter, die kannten wir deshalb auch in den 1960er Jahren.

Der Ort Heeßen, aber auch Bad Eilsen oder Luhden und weitere Gemeinden liegen in einer Talsenke. Östlich von Heeßen befindet sich der Bückeberg. Südlich liegen Teile des Weserberglandes, wie die Luhdener Klippe, westlich folgt das Wiehengebirge mit der Porta Westfalica. Nördlich liegt der Harrl .
In dieser geographischen Tallage können sich Gewitter sehr schnell bilden. Vor allem, wenn vom Westen dunkle Wolken herauf ziehen, bedeutet dieses, dass es Regen gibt.

In den Sommermonaten, insbesondere während der Großen Ferien verbrachten wir die heißen Tage zumeist in dem Bad Eilser Freibad. Die Möglichkeiten, die sechswöchigen Ferien irgendwie anderweitig zu verbringen, sie waren in der Provinz eher überschaubar. Das Freibad Bad Eilsen war beliebt. Deshalb trafen wir hier eine Vielzahl von Mitschülern.

An einem dieser Sommertage der frühen 1960er Jahre war dieses auch der Fall. Es war heiß. Mindestens um die 30 ° C, an jenem Juli - oder Augusttag. Das Freibad war voll. Gegen Nachmittag zogen jedoch dunkel Wolken im Westen, also aus Richtung Minden auf. Der Himmel änderte dort seine Farbe. Von strahlenden Blau, in eine dunkle Farbe. Ein Gewitter drohte. Ein dumpfes Grollen gab die ersten Anzeichen dazu.

Die Badeanstalt leerte sich merklich. All die Kinder und Jugendlich, die mit Fahrrädern gekommen waren, sie machten sich auf den Heimweg, um nicht von dem Gewitter überrascht zu werden.
Dann blitzte es bereits am Horizont. Das Gewitter zog näher heran. Der Bademeister nahm sein Megaphon und forderte die noch im Wasser herum tobenden Badegäste auf, das Schwimmbecken zu verlassen. Er hatte genügend Erfahrung und kannte die Wetteranzeichen genau.

Wir verließen das Badebecken und zogen uns schnell um. Eigentlich war der Heimweg nicht sehr lang. Vielleicht 2 Kilometer. Zu Fuß benötigten wir ungefähr 10 Minuten. Als wir aus dem Freibad kamen, war der Himmel überall dunkel. Dann donnerte und blitzte in kurzen Abständen. Plötzlich setzte der Regen ein. Daumen dicke Tropfen prasselten auf die Wege des Kurparkgeländes. Wir rannten los, um nicht sofort klitschnass zu werden. Zirka 300 Meter nach dem Eingang zum Freibad stand ein Rundbau, der halboffen war und in dessen Mitte sich ein ehemaliger Schwefelbrunnen befand. Wir liefen dort hinein und warteten.

Der Regen setzte nun stärker ein. Schnell bildeten sich große Pfützen auf den Wegen. Das Wasser lief bald in das Innere des Rundbaues hinein und stieg dort kniehoch an. Wir stellten uns auf die darin stehenden Sitzbänke, um keine nassen Füße zu bekommen. Der Regen wurde noch stärker. Ein Wolkenbruch entlud sich direkt über dem Kurparkgelände. Braune Wasserströme schossen in Richtung der Badeanstalt. Das Wasser im alten Brunnen steig weiter an. Wir stellten uns jetzt auf den Mauervorsprung. 

Langsam bekamen wir Angst. Meine jüngere Schwester begann zu weinen. Ich beruhigte sie, obwohl ich selbst Schiss hatte. Das Wasser steig weiter. Plötzlich hörte der Starkregen auf. Als wenn oben im Himmel der Hahn zugedreht wurde. Das Wasser versickerte gurgelnd und glucksend im Rundbau. Nur auf den Wegen blieben die großen Pfützen stehen. Dann riß die Wolkendecke wieder auf. Die Sonne schien im Westen. Dort, wo sich vor knapp einer Stunde das Gewitter zusammen gebraut hatte.
Es war kühler geworden. Als wir nach Hause trotteten, die Angst immer noch in dem Nacken, dampfte der zuvor heiße Asphalt.

Zuhause angekommen, mussten wir schnell die Klamotten wechseln. Sie waren pitschenass. Das Sommergewitter, der Wolkenbruch hatte eine breite Schlammspur verursacht, die bis in das Becken des Freibades führte. Das Wasser musste abgelassen und erneuert werden. Die Badeanstalt wurde deshalb am Vormittag des Folgetages gesperrt.

Sommergewitter haben schon immer ihre Eigenarten gehabt. Oft waren sie harmlos, zogen schnell wieder vorüber. Manchmal wirkten sie schon damals zerstörerisch.



  MOON DUO  -  In A Cloud  - Shadows Of The Sun  - 2015:



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