Schweigsteiger
Was haben der Schauspieler Till Schweiger und der Ex - Fußballnationalspieler Sebastian Schweinsteiger gemeinsam? Eigentlich nur, dass viele Menschen mit deren Namen etwas anfangen können. Sie sind Mediengestalten, sie sind berühmt, sie haben auch damit Geld verdient. Doch daneben gibt es - neben dem Altersunterschied von 21 Jahren - sehr viele Unterschiede.
Schwaiger, der große Leinwand - und Fernsehheld kann kein Fußball spielen. Schweinsteiger, der große Fußballheld kann keine Schauspielerei. Trotzdem kamen die beiden seit längerer Zeit regelmäßig zusammen. Schwaiger verehrt nämlich Schweinsteiger. Weil der " Schweini " eben damals ein toller Fußballer war. Das imponierte den Schauspieler Schweiger enorm. Er wurde zum glühenden Verehrer des einstigen FC Bayern - Profis, der mit diesem Klub und als ein hoch bezahlter Berufsfußballer jeden nur erdenklichen Titel gewann.
Nun ist er in Altersteilzeit gegangen. Mit noch frischen 35 Lenzen ist ein Mann jedoch noch im vollen Saft. Da setzt man sich nicht zur Ruhe. Auch wenn Mann - so wie Schweinsteiger - genug Geld auf der Hohen Kante hat. Er ist längst verheiratet und hat zwei Kinder. Davon können viele seiner Generation nur träumen Doch die Biologie des Menschen setzt andere Bedingungen als es unsere Gesellschaft vorgibt.
Wenn ein Mann 35 ist, dann sollte er bis zu seinem Abtritt aus Beruf und Leben noch irgendetwas als bleibende Erinnerung hinterlassen. Okay, " Schweini " ist nicht nur auf unzähligen konservierten Fußballspielen der Nationalmannschaft und des großen FC Bayern zu bewundern. Er spielt auch eine tragende Rolle in dem so genannten " Sommermärchen " - Dokumentationsfilm. Dass diese Volksbespassung mutmaßlich durch Bakschisch erkauft wurde, sollte die Freude der damaligen Spassgeneration nicht wesentlich mindern. Eine Bespassung dieser Größenordnung gibt es halt nicht umsonst.
Leider hat es auch in dem Streifen nur bis zum Halbfinale gereicht. Dort war bei der Spassbremsen aus Italien Feierabend. Sie stoppten den euphorischen Titelrausch nach Berlin jäh und wurden selbst Champion. Eine späte Rache für die ebenso vergeigte WM im eigenen Land vor 16 Jahren.
Acht Jahre danach klappte es dann mit dem WM - Titel. " Schweini " wurde Weltmeister. Dafür bekam er einen bayrischen Sonderauftritt in München. Es flossen erneut Tränen. Dieses Mal jene der Freude.
Nun, also 6 Jahre und einen blamablen Auftritt der Löw - Truppe in Russland 2018 danach, will Till Schweiger die Männerliebe - die ist nur platonischer Art - zu seinem Kumpel und Idol Sebastian Schweinsteiger abrunden. Der gute Till hat einen Film mit dem Titel " Memories " für Amazon Prime abgesetzt. Boah, was für eine Ehre für den Weltmeister von 2014, der ja danach eher unfreiwillig, freiwillig zum englischen Spitzenverein Manchester United abzog. Dort wollte ihn der Niederländer Louis van Gaal unbedingt zum Spiritus rector einer mit vielen Hundert Millionen zusammen geklaubten Übermannschaft machen. " Schweini " war allerdings mit knapp 31 längst über den Karriere - und Leistungszenit hinaus gekommen. Der ehemalige, auch FC Bayern - Trainer van Gaal vergaloppierte sich mächtig und musste, so wie " Schweini " auch wegen Erfolglosigkeit gehen.
Doch dieses, eher nicht so strahlende Kapitel, wird ausgespart. Dafür gibt es jede Menge Lobhudelei für den Protagonisten. Kitsch as Kitsch can, eben.
Im " SPIEGEL " - Artikel ( Ausgabe 24 / 2020, S. 117 ) wir dieses Gefühlsgedusel mit dem US - amerikanischen Begriff " Tearjerker " = soviel, wie " Tränendrücker " beschrieben.
Dazu gehört auch, dass der große Förderer und Meister der kreativen Geldbeschaffung Ulrich " Uli " Hoeneß seinen Film - Part erhält. Dazu heißt es in dem o.a. Artikel:
" Irgendwann gegen Ende des Films erzählt Hoeneß, wie er das WM - Finale 2014 erlebte. Er hatte erst wenige Wochen zuvor seine Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg angetreten. Die Häftlinge baten darum, das Spiel gemeinsam schauen zu dürfen. Sie durften nicht. Hoeneß verfolgte das Spiel allein in seiner Zelle. Nach dem Spiel wurde Schweinsteiger live im Fernsehstudio interviewt. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, aber er schickte einen Gruß nach Landsberg ins Gefängnis: " Ohne ihn wären wir alle nicht hier: Uli Hoeneß. Vielen Dank für Ihre Unterstützung. "
Hoeneß ringt um Fassung, während er das erzählt. Er sagt, das habe ihn aus seinem Bett rausgehauen. Tränendrückend. "
- Zitatende - aus " Super Schweini " in " DER SPIEGEL ", Ausgabe 24 / 2020, S. 117
Bei solchen Männern, darf der immer und ewig um Anerkennung bettelnde Till Schweiger natürlich nicht fehlen. " Schweinsteiger: Memories - von Anfang bis Legende ", so wird das Schmalzstück von Schweiger tituliert, will sich nicht mit den hässlichen Seiten, den kriminellen Machenschaften rund um den Fußball auseinander setzen. Wer ein Herz - Film abdreht, möchte nur " lieb Treten " zeigen und nicht Steuerhinterzieher, Schmiergeld - Geber und Millionen - Kassierer zeigen. So ist die einfache Welt der selbst ernannten und von den Medien hofierten Stars, der Prominenten und ihren eher vielen Nebensächlichkeiten auch im " Corona " - Zeitalter zu betrachten.
Der bundesdeutsche Abo - Meister aus dem nahe gelegenen München, hat dieses seit den 1970er Jahren mit der Muttermilch des Erfolges durch eingekaufte, teure und oft sehr gute Fußballer, immer wieder belegen dürfen. Um den gekauften Erfolg zu verniedlichen gaben sich der Verein und seine teuren Angestellten immer wieder ein Synonym desselben. Aus den zugekauften Spielern Karl Heinz Rummenigge und Paul Breitner wurde - befeuert und befördert durch das Latrinenblatt mit den vier Buchstaben - " Breitnigge "; zu den weniger erfolgreich, noch teuren Spielern Radmilo Mihailovic´aus dem damaligen Jugoslawien sowie den Schotten Alan McInally dichteten die Bayern - Fans " Mic und Mac " und aus den Großverdienern Arjen Robben sowie Franck Ribery bastelte das Fan - Umfeld " Robbery " zusammen.
Bei soviel Geistesgröße hätte auch für den Ex - Spieler Sebastian Schweinsteiger ein kongenialer Partner den Gleichstand zu anderen " Superstars " ausmachen müssen. Doch: es fand sich keiner. Der mit ihm spielende und für viel geld aus Italien gekaufte Luca Toni mutierte alsbald zu einer Lachnummer. Das Großmaul Oliver Kahn war dafür charakterlich ungeeignet ( Schweinkahn, hört sich auch eher wie Schweinkram an ) und " Schweinrobbe " passt eher in die Tierwelt, denn zum verniedlichten Fußball.
Deshalb bekommt der " Schweini " jetzt, erst Jahre nach seinem Karrierebeginn, den Till an seine Seite gestellt. Daraus wird also: Schweigsteiger. So hörte sich das auch phonetisch bei der Endlosschleife - Kommentierung des damaligen Ober - Druiden des Privatsenders " Premiere " - jetzt: " Sky " - Marcel Reif an, als dieser vor knapp 13 Jahren die Begegnung zwischen meinen demnächst in der 2. Liga spielenden SV Werder und den Bazis im Bremer Weserstadion ständig mit: " Schweigsteiger " und " Riiiiiiiberiiiiiiiiiiiii" dem Glotzer kredenzte.
" Schweigsteiger " - also!
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https://de.wikipedia.org/wiki/Bastian_Schweinsteiger
ELDER KINDRED - Finding Out - Kindred Spirits - 1971 - 1973 = 2014:
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