" Sterne über uns " - Eine Sozialschmonzette im Rentnerkanal
Gestern hat es den gesamten Tag lang nur geregnet. Es regnete Bindfäden. Das ist gut für die Natur, den Bauern und seine künftige Ernte. Auch die Mannen von den Tausenden Feuerwehren werden sich zum Teil gefreut haben, denn damit ging die all jährlich wieder kommende Waldbrandgefahr erheblich zurück. Ein Teil der Feuerwehren indes musste nach Unwettern und Starkregen ausrücken, um die voll gelaufenen Keller auszupumpen. Keine einfache Aufgabe, denn sehr oft spülten die Wassermassen Schlamm in die Räume hinein.
Dank des Einsatzes der Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr dürfen die betroffenen Bewohner schon bald ihre Keller oder auch Geschäftsräume wieder benutzen. Das Gemeinwesen in diesem, unserem, Lande, es funktioniert - trotz vieler Unkenrufe - eigentlich sehr gut. Auch müsste hier kein Bürger verhungern, verdursten oder erfrieren. Schon gar nicht auf der Straße leben. Es gibt ausreichend Hilfsangebote, in diesem, unserem, theoretisch funktionierenden Sozialstaat.
Wer allerdings den gestrigen Abendfilm im ZDF gesehen hat, dem könnten an dieser Feststellung dann doch Zweifel entstehen .
Gezeigt wurde eine allein erziehende Mutter nebst schulpflichtigen Sohn, die - man kann es kaum glauben - obwohl die Verhältnisse einigermaßen geregelt zu sein schienen, plötzlich auf der Straße leben muss, weil sie und ihr Kind keine Wohnung finden.
Weshalb es soweit kommen konnte, wird im Film nur ansatzweise und zudem sehr nebulös benannt. Die Hauptdarstellerin, die eine Umschulung zur Flugbegleiterin besteht und als Klassenbeste eine Probeanstellung erhält, hat ihre Miete wegen Schimmelpilzbefall einbehalten und wurde deswegen auf die Straße gesetzt. Wegen eines vermeintlich negativen " Schufa " - Eintrags erhielt die Frau danach keine neue Wohnung mehr und musste zunächst im Freien schlafen.
Der Film soll angeblich die Stationen eines sozialen Abstiegs dokumentieren. Weshalb er von der Kritik überwiegend positiv aufgenommen wurde.
http://www.tittelbach.tv/programm/fernsehfilm/artikel-5463.html
https://www.fr.de/kultur/tv-kino/tv-kritik-zdf-drama-sterne-ueber-uns-absturz-einer-frau-nichts-zr-13798018.html
http://www.filmstarts.de/kritiken/266887.html
Doch: Halt! Stopp! Da stimmt bei den Details so einiges nicht.
Zunächst muss mal klar gestellt werden, dass ein Vermieter einen Mieter - warum auch immer? - aus dessen gemieteter Wohnung werfen kann und dieser sofort obdachlos wird. Dazu bedarf es einer schriftlichen Kündigung, alsdann einer Räumungsklage und sogar einer Wohnungsräumung aus dem vielleicht erhaltenen Urteil. Das dauert oft mehr als ein halbes Jahr. Dazwischen aber wird das Gericht die entsprechenden Ämter der Stadt oder Kommune informieren. Die müssen sofort tätig werden und eine Ersatzwohnung bereit stellen. Oft sind es zwar Unterkünfte der einfachen Art, jedoch keineswegs solche, die als Obdachlosenheime bekannt, ein Zusammenwohnen mit Junkies, Kleinkriminellen und dauerhaft Wohnungslosen, erzwingen.
Die Sache mit dem negativen " Schufa " - Eintrag mag eventuell der Realität entsprechen. Doch wenn dieser aus den aufgelaufenen Mietschulden herrührt, könnte es durchaus sein, dass wegen von der Mieterin monierten Schimmelbildung in der einstigen Wohnung, die Forderung des Vermieters möglicherweise gar nicht berechtigt war und sie sich dagegen hätte gerichtlich zur Wehr setzen können.
Okay, nicht jeder Mieter ist ein Rechtskundiger, aber dafür existieren eben welche. Unter anderen auf Rechtsanwälte, die sich eine Mieterin - wie in jenem gezeigten Fall - durchaus auf Prozesskostenhilfeantrag hin, sodann auch leisten kann.
Egal, die Sozialschmonzette hinkt denn in einigen, zum Bestandteil der Handlungen dazu gehörigen Elementen gehörig. Womit sie insgesamt völlig unglaubwürdig wird.
Natürlich kann eine zuvor bürgerliche Existenz durch einen unvorhergesehenen Einschlag aus den Fugen geraten und im Extremfall sogar vernichtet werden, doch warum eine in einem festen Arbeitsverhältnis stehenden Mutter mit ihrem Kind im Wald in einem Zelt übernachten muss, bleibt denn wohl eher das Geheimnis der Filmemacherin.
So bleibt nolens volens zu konstatieren, dass in seinem Machwerk zum Teil ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt wird und - um dieses zuvor erreichen zu können - so manche Begebenheit an Realitätssinn zu wünschen übrig lässt. Wobei jene Amtsschimmel wiehernde Sachbearbeiterinnen nahezu an dem realen Leben heran kommen.
Immerhin hat es im gesamten Film nicht geregnet. Weshalb die Kleidung der beiden Hauptdarsteller ( Mutter sowie Sohn ) super adrett zu sein schien.
MAJIC SHIP - Wednesday Morning Dew - 1969:
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