" Kaaaaaaaaaarstaaaaaaaaadt " ist nicht mehr system - relevant!



Seit gestern Nachmittag dürfte wohl klar sein, dass Teile der einstigen , überwiegend nur westdeutschen Handelskultur aus den Gründerjahren der BRD endgültig auf dem Müllhaufen der Geschichte landen werden. Der inzwischen als " Galeria Karstadt Kaufhof " - Konzern plant mindestens 62 Filialen - zum Teil in exponierter Lage - zu schließen ( https://www.tagesschau.de/wirtschaft/gkk-filialenschliessung-101.html ).

Der Konzern müsste dadurch 6.000 Vollzeitstellen abbauen; wodurch zirka 7.500 Mitarbeiter betroffen sein könnten ( https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/karstadt-kaufhof-kuendigungen-1.4941378 ).

Das Ende einer Erfolgsgeschichte naht?

Es wird natürlich von großem, medialen Tamtam begleitet. Schließlich geht langsam ein leuchtender Stern am kapitalistischen Wirtschaftshimmel der Deutschen unter. Das erste " Karstadt " - Gebäude, das so genannte Stammhaus steht immer noch in der Hansestadt Wismar. Es wurde vor 139 Jahren eröffnet. Dem folgten Kaufhäuser in der Hansestadt Lübeck ( 1884 ) und in Neumünster ( 1888 ), wie auch danach in Braunschweig, Kiel oder Mölln.

Die " Karstadt " - Filiale in Bremen wurde 1902 eröffnet.

Der Aufstieg bis zum Beginn des I. Weltkriegs verlief rasant. Rudolf Karstadt hatte die Zeichen der Zeit erkannt und bot Hunderttausenden potentiellen Kunden eine Unzahl an Waren unter einem Dach an. Das war für die aufstrebende Gesellschaft in der Jugenstil - Zeit genau richtig.

Auch nach den beiden Weltkriegen in denen es zu erheblichen personellen Veränderungen ( Rudolf Karstadt schied 1932 aus dem Konzern aus; ein Jahr darauf unterwarf sich dessen Führung der Zwangsarisierung ) verzeichnete dieser ein stetig steigende Erfolgskurve.

Doch die Dekaden nach 1945 waren die eine Seite der Medaille, die ständig erforderlichen Reformen der Konzernleitung, die andere. Mit dem Selbstdarsteller Thomas Middelhoff, der zudem einen unausstehlichen Hang zum Luxusleben hatte, ging es alsdann steig bergab. Bereits nach der Fusion mit dem angeschlagenen Versandhauskonzern " Quelle " zur " Karstadt Quelle AG " wurde das Siechtum eines einstigen Handelsgiganten eingeläutet.

Nun kommt die Endphase und  mit ihr der mutmaßliche Exitus des Rest - Konzerns.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karstadt

Ich habe - aus vielen eigenen Begebenheiten heraus, die in meinen Erinnerungen irgendwie fest verankert bleiben, mehrere Posts zu " Karstadt " eingestellt.


https://lobster53.blogspot.com/2006/12/das-parkplatzproblem-in-der-city-oder.html


https://lobster53.blogspot.com/2013/04/fahr-schon-mal-den-wagen-vor-dieter_16.html


https://lobster53.blogspot.com/2014/10/thomas-middelhoff-und-seine-luxus.html


Im Gedächtnis sind mir dabei auch jene Erlebnisse geblieben, die ich selbst als " Karstadt " - Kunde in Bremen, aber auch in Wilhelmshaven oder Oldenburg hatte.

Bereits in den späten 1970er Jahre empfand ich " Karstadt " als wenig attraktiv. Muffige, teilweise arrogante, jedoch häufig kompetente Mitarbeiter ( Verkäufer ) standen sich dort die Beine in den Bauch; mich als noch jüngeren Kunden mit langen Haaren und leicht schmuddeliger Kleidung, immer argwöhnisch beäugend und von der Seite aus anredend, dabei auf Diebstahlsverdacht hin, eher unwillig bedienend. Nein, diese Filialen waren nicht das Konsumenten - Seelenheil in den 70ern ff. Schon gar nicht in denen nach dem Millennium.

Irgendwie war das Flair, das Ambiente, das große Ganze dort bei " Karstadt " in der Bremer Söge / Obernstraße oder dem kleineren Brüderchen " Karstadt Sport " längst nicht mehr zeitgemäß - eher zum " Mega Out " hin tendierend.

Nach meiner Demission als Bunten - Bremer und in den Jahren als Neu - Dresdner, habe ich es kaum geschafft die dortige Filiale aufzusuchen. Mögen es vielleicht eine handvoll  Male gewesen sein, in denen ich " Karstadt " aufgesucht habe.

Nun, ja, die vielen Rezensionen, die mir beim " Googeln " entgegen schlugen, haben meine Meinung zu der Existenzberechtigung jenes Methusalems aus den westdeutschen Wirtschaftswunderjahren nur manifestiert.
Von " Servicewüste Deutschland " bis hin zu  " mit Waren voll gestopft " über " unfreundliches personal " und " einstiges Angebot, bezogen auf die " Babyboomer - Generation ", werden dort sämtliche Klischees bedient.

Tja, " Karstadt " Dresden bleibt, " Karstadt " Chemnitz schließt, aber auch die Tempel in München, Hamburg, Hannover werden ihre Türen zunächst für immer schließen.

In der Freie und Hansestadt Bremen trifft es " Galeria Kaufhof ". Ein Dino aus den Glanzzeiten der aussterbenden Spezies Warenhäuser im Stadtkern. Wie bewarb dieser Konkurrent sich einst selbst?
Ach, ja: " Kaufhof bietet tausendfach, alles unter einem Dach ".

" Kaaaaarstaaaadt " tat das auch. Systemrelevanz darf der Kunde von heute jedoch keinem der letzten Vertreter ihrer Art zusprechen.




CHERUBIN  -  One Way Ticket  -  Our Sunrise  -  1974:







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