Adidas, das war´s?


 

Der vergangene Freitag, der 22. März 2024, war ein schwarzer Tag. Zumindest für diejenigen unter uns, die mit dem medialen Rummel rund um den Fußball etwas anfangen können. An jenem " Schwarzen Freitag " jagte die Nachricht durch den hiesige Medien - Dschungel, dass nach mehr als 80 Jahren eine, seit mindestens 50 Jahren rein  kommerziell geprägte , nahezu symbiotische Verbindung beendet werden soll. Ab dem März ( ? ) 2027, also knapp 2 1/2  Jahre nach der Fußballeuropameisterschaft in Deutschland und etwas mehr als ein dreiviertel Jahr nach der Fußballweltmeisterschaft 2026 in Kanada, Mexiko und den USA, beendet der Deutsche Fußballbund ( DFB ) seine Zusammenarbeit mit dem Sportartikelausrüster " Adidas ". 

 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/adidas-ausruester-dfb-nike-100.html

Was für ein Schock! Was für eine Horrormeldung! Welch niederschmetternde Nachricht für jeden Anhänger der, mit weitem Abstand, in Deutschland, Europa und der Welt beliebtesten Sportart. Die vermeintlich besten deutschen Spieler sollen in drei Jahren nicht mehr in deutscher Spielbekleidung auflaufen? Das geht gar nicht! Das ist höchst undeutsch, nein, vollkommen unpatriotisch und anti - deutsch.

Als diese Meldung von der Medien - Meute verbreitet wurde, war die Empörung landauf, landab sowie bei der Politik ( geschickt inszeniert, aber leicht durchschaubar gespielt ) groß.

Was erlauben  DFB? Seien immer krank ( am Herzen , wohl eher arm am Beutel )? Und haben mit dem Patriotismus fertig?

Es wurde gegen jene Entscheidung, den Ausrüster " adidas " in die Wüste zu schicken und statt seiner nun den US - amerikanischen Konkurrenten " Nike " zahlen zu lassen, öffentlich gewettert und dieses mit kruden Argumenten. Wenn sich der mediale Rauch endlich wieder verzogen hat, sollte ein sachliche, eine nüchterne Darstellung jener - absehbaren - Entscheidung, diese Fakten mit einbeziehen:

- Der Fußball hat sich radikal gewandelt. Wenn einst, nämlich 1954 ein Tüftler namens Adolf Dassler noch kurz vor dem Endspiel bei der Fußballweltmeisterschaft am 4. Juli 1954 an einem verbesserten Fußballschuh mit austauschbaren Schraubstollen herum bastelte, hat er dieses nicht wegen des späteren Umsatzes seines in Herzogenaurach ( Franken / Bayern ) gegründeten Betriebes, sondern aus patriotischer Überzeugung getan. Er wusste, wie der Trainer der DFB - Auswahl Sepp Herberger auch, dass die Spieler des Endspielgegners aus Ungarn den eigenen Mannen technisch und läuferisch turmhoch überlegen waren.  

Schließlich gewannen die so genannten Magyaren während des Turniers sämtliche Spiele. Sie lederten Südkorea mit 9:0 ab, ebenso eine B - Vertretung des Gruppengegners aus Deutschland mit 8:3, die Brasilianer mit 4:2 , ebenso den amtierenden Weltmeister Uruguay. Davor demütigten die Männer um Ferenc Puskas´ die bis dato auf der Insel ungeschlagenen Engländer im alt ehrwürdigen Wembley - Stadion mit 6:3.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fußball-Weltmeisterschaft_1954

Der neuartige Fußballstiefel von Adolf Dassler half dabei, das so genannte Wunder von Bern zu vollbringen. Während die Elf aus Ungarn mit herkömmlichen Schuhen spielen musste, hatten Herbergers Auserwählte die auf dem tiefen, nassen Rasen eher geeigneten " Adidas " - Stiefel mit längeren Schraubstollen angezogen. Ein kleiner Vorteil, der vielleicht mit Spiel entscheidend war.

- Seit dem Wunder von Bern gewannen die DFB - Mannschaften weitere drei WM - Titel. " Adidas " war immer dabei und durfte deshalb ordentliche Umsätze bei dem Verkauf von Schuhen, Trikotagen und sonstigen Nebenprodukten verbuchen. Weil es sich mit einem Sieger - Outfit bessere feiern lässt, schossen die Verkäufe dieser in die Höhe. Nach den sehr durchwachsenen Auftritten der Auswahlspieler seit dem Gewinn der WM in Russland und Katar, schwankten die Verkaufszahlen jener " Adidas " - Artikel. Beim gekauften " Sommermärchen " 2006 wurden indes " Rekord - Verkäufe " verbucht. So unstetig, wie jene Entwicklungen bei dem Verkauf der DFB - Sportartikel auch waren, so  eindeutig verlief der unausweichliche Trend der Expansion und der Verlagerung von Produktionsstätten nach China / Asien.

- Der Verkauf von Fußball - und DFB - Artikeln ist indes nur ein kleineres Umsatzsegment, weil das Portfolio des Konzerns mit Sitz in Herzogenaurach viel breiter aufgestellt ist. Es umfasst neben einer Unzahl von Sportschuhen, Sportbekleidungsartikeln und Spielgeräten, beispielsweise auch Parfums. Der Konzern musste sich mit zunehmender Globalisierung beben auch breiter aufstellen. Das sind nun einmal die Gesetze des Marktes. " Adidas " 2024 hat mit " Adidas " 1954 und davor reinweg gar nichts mehr zu tun. Nur der Name blieb. 

- Der Deutsche Fußballbund ( DFB ) ist seit geraumer Zeit klamm. Aus welchen Gründen auch immer? das Image des DFB mit Sitz in Frankfurt am Main ist - nicht nur - wegen des " Sommermärchen " - Skandals und dessen vergeblicher, juristischer Nach - oder Aufbereitung stark angekratzt. Die Mär vom Saubermann - Antlitz wurde - nicht erst - wegen der finanziellen Unregelmäßigkeiten bei der WM 2006 in der Öffentlichkeit und durch die Medien weggewischt. Personelle Querelen kamen hinzu. Weiterhin ein gespaltenes Verhältnis zu den selbst verordneten Verhaltensregeln der vielen Vereine, vornehmlich derer, die Berufsfußballabteilungen unterhalten. Während randalierende Anhänger in den Stadien den jeweils dazu gehörenden Klub erheblichen finanziellen Schaden zufügen, weil sie vom der DFL zur Kasse gebeten werden ( DFB - Leitlinie: Fans und Verein bilden eine Einheit ), verweigert sich die DFL als Bestandteil des DFB, die Kosten für den Polizeieinsatz bei " Hochrisikospielen " mitzutragen. 

Mit solchen Quertreibereien werden nicht nur Fußballanhänger verprellt. 

Die gesamte Entwicklung im internationalen Fußball wird immer mehr vom reinen Kommerz bestimmt. Der DFB kann, ja, muss sich damit auseinandersetzen und selbst dementsprechend handeln. Gepaart mit den Ereignissen nach 2006 wird deshalb mehr als deutlich, dass der DFB hierfür Geld, viel Geld benötigte und auch weiterhin brauchen wird.

Was das oben Gesagte nun mit der Phrasendrescherei von Patriotismus oder gar unpatriotischen Verhalten zu tun haben soll, bleibt mehr als nebulös. Hier wird nach den vorgegebenen kapitalistischen Grundsätzen agiert: Wer das beste Angebot vorlegt, bekommt den Zuschlag.

Und: Der Patriot ist ein Idiot, wenn er meint, er sitzt im selben Boot!        

    

BEAR THE MAMMOTH  -  Hieronymus Bosch  -  Yamadori  -  2014:




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