Kartoffel mit sich selbst


Gestern Vormittag stand wieder ein Rundlauf um den Hollener See auf unserer Agenda. Immerhin endete dieser nach " nur " schlappen 7, 08 Kilometern. Bei eher typischen Aprilwetter kämpften wir uns Meter für Meter voran. Ja, es gab schon bessere Wetterbedingungen, um den alternden Körper ein wenig fit zu halten.

Das war vor mehr als 60 Jahren bei mir noch kein Thema. Als Kind oder dann Teenager kämpfte ich nicht mit zu viel, sondern eher mit zu wenig Gewicht. Das lag daran, dass ich in die Höhe schoss, also mich im Wachstum befand.

Ich gehörte zu der Mehrheit jener Millionen Kinder und Jugendlichen, die als untergewichtig eingestuft wurden. Dagegen half nur wenig. Auch nicht jener eklig schmeckende Lebertran oder das in der westdeutschen Reklame hoch gelobte " Sanostol ", einer zähflüssigen, cremigen Pampe, die einigermaßen schmackhaft, weil mit Zucker durchsetzt, schmeckte, dafür aber widerlich aussah.

Mehr als 6 Dekaden später sieht es nahezu umgekehrt aus. Viele Deutsche, insbesondere auch Kinder und Jugendliche, sind viel zu dick ( sogar fettleibig ) und werfen sich Pillen, Pastillen und Gummis ein, um damit abzunehmen. Sie ernähren sich manchmal mit einer breiähnlichen Pampe ( Elmased, slim fast, Beavita usw. ) um mühsam den Hüft - Bauch - Oberschenkelspeck zu reduzieren. Der Erfolg dieses kulinarischen Selbstgeißelung geht indes gen Null.

Dabei wäre das Erfolgsrezept einer Körpergewichtsabnahme simpel: Weniger essen, gesündere, mehrheitlich zuckerfreie Kost zu sich nehmen und regelmäßige Bewegung.

Diese Probleme gab es einst so nicht. 

Im Gegenteil: Wir Kinder und Jugendlichen hatten mangels alternativer Freizeitmöglichkeiten nahezu einen ungehemmten Bewegungsdrang. Der, gepaart mit einfacher Ernährung, uns erst gar nicht dick werden ließ. Zu dieser sehr überschaubaren Kost zählten selbstverständlich eine Vielzahl von Kartoffelgerichten. Aus dieser grauen Vorzeit stammen aber auch jede Menge Suppen - und Eintopfgerichte, in denen Kartoffeln den Hauptbestandteil ausmachten.

Da kam dann ein Riesenbottich Kartoffelsuppe von dem Kohle - später Gasherd auf den Tisch. Es gab dann und wann Linsen - Erbsen - Bohnensuppe. Oder Oder Gerichte, wie Bratkartoffeln mit Hühnerei, Kartoffelsalat mit ( Wiener ) Würstchen und Pellkartoffel mit Hering, Quark und " guter " Butter usw.

Einfach zubereitet, dennoch nahrhaft und die drei Kinder, die wir einst waren, bekamen unsere Großeltern und Eltern sehr schnell satt. An eine besondere Kreation aus jener Zeit kann ich mich noch sehr gut erinnern. Unsere Großmutter nannte sie " Kartoffeln mit sich selbst ". es war eine Magervariante einer Kartoffelsuppe.

Die vom eigenen Feld geernteten Kartoffeln wurden sparsam, nämlich hauchdünn geschält ( unter der Schale liegen bekanntlich die meisten B - und C - Vitamine und Mineralstoffe ), dann gewürfelt und in einen Topf mit Wasser gegeben. Hieran wird eine Prise Salz, nach der Garzeit etwas Essig, verflüssigte Speisestärke sowie ausgelassener Griebenspeck gegeben. Fertig!

Die hierzu im Netz gefundenen Gerichte lesen sich da wie eine Luxusform einer Kartoffelsuppe:  


     https://www.familienkost.de/rezept_einfache_kartoffelsuppe.html


https://www.madamecuisine.de/omas-kartoffelsuppe/

 

https://www.gaumenfreundin.de/ganz-einfache-kartoffelsuppe-mit-wuerstchen-und-suppengemuese/


Da es je nach Region sehr unterschiedliche Zubereitungsformen mit entsprechenden Einlagen gibt, habe ich dazu das virtuelle Lexikon " wikipedia " befragt:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kartoffelsuppe 

Die Variante der Großmutter befand sich indes nicht dort. " Kartoffel mit sich selbst " war denn wohl ein Nachkriegs - Armeleute - Mahl. 

Das ist sehr lange her, doch wenn ich jene Meldungen über die Zunahme von Fettleibigen höre und lese, wünsche ich mir, dass solche Gerichte wieder en vogue werden. 

Ein frommer Wunsch?



JOHN LORD  -  Aria  -  Sarabande  -  1976:




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