Was wurde aus der " VEB Filmfabrik Wolfen "?


 


Aus den Hinterlassenschaften der 2005 hinter einander verstorbenen Schwiegereltern lässt so mache Geschichte aus deren DDR - Vergangenheit herauslesen. Einiges davon habe ich im Verlaufe meiner mehr als 17 Jahre andauernden Aktivitäten als Blogger bereits eingestellt. Dazu zählt auch ein kurzer Abriss über die Filmfabrik in Wolfen. 

Dieses  - eher unsägliche - Kapitel aus den vielen der DDR - Nationalökonomie, die wegen einer Vielzahl von strukturellen Mängeln von einer Notlage zur nächsten gelangte und schließlich das gesamte System nicht nur infrage zu stellen verhalf.

Aus diesen Zeiten stammte der uneingeschränkte Glaube der DDR - Herrschenden an das Gute in der angeblich fortschrittlichen chemischen Industrie, deren einziger Vorteil es war, einen teil der natürlichen Ressourcen zu schonen, um den dabei noch verbleibenden Rest beinahe irreversibel zu schädigen.

Das gigantische Chemiekombinat Bitterfeld  und die Filmfabrik Wolfen zählten alle Male zu den Umweltsündern.  

https://de.wikipedia.org/wiki/Chemiekombinat_Bitterfeld


https://de.wikipedia.org/wiki/Filmfabrik_Wolfen

Aus den in Wolfen vormals hergestellten " ORWO " - Filmen stammt jener Fund, den ich vor einigen Tagen aus den besseren tagen der verstorbenen Schwiegereltern hervor kramte. Er lag zwischen einer Reihe von manuellen Fotoapparaten, die sich die in der DDR relativ gut situierten Schwiegereltern einst angeschafft hatten.

 Diese schwammen ab den 1970er Jahren als Selbständige auf der Wurstbrühe der Privilegien und eines sich daraus ergebenen Beziehungsgeflechts, dass sie in die Lage versetzte, jene Fliesengeschäfte, die elendig langen Schlangen vor den wenigen Fleischereien oder Obst - und Gemüseläden als eher lästiges Mitbringsel der Mangelwirtschaft ansehen zu können.

Auch ein solcher war ein Artikel aus der der Filmfabrik Wolfen. Die dort hergestellten " ORWO " - Roll - und Kassettenfilme wurden später überwiegend für den Export bestimmt. Die DDR war chronisch Devisen klamm und musste - egal wie - alles qualitativ höherwertigen Artikel im Ausland verkloppen. Womit für die eigene Bevölkerung nur ein sehr begrenztes Kontingent verbleib.

Dazu zählen eben auch die " ORWO " - Filme aus Wolfen. 

Der " ORWO Color " - Kassettenfilm für 16 Farbaufnahmen war ein solcher Mangelartikel.    

https://kameramuseum.de/objekte/orwo-kassette-16-ddr-pocketfilm/

https://www.ddr-museum.de/de/blog/archive/du-kannst-den-farbfilm-vergessen-die-beirette-sl100

Die Preise für für " ORWO " - Rollfilme oder Kleinbildkamera - Kassetten lagen 8 nach meinen Recherchen ) bei 1,30 Mark bis 2,70 Mark.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die Filmfabrik in Wolfen zerschlagen. Es folgte ein wechselvoller Umbruch, wobei die Filmherstellung später endgültig eingestellt wurde. Teile des Unternehmens existieren zwar noch, haben indes nur aufgrund der Weiterverwertung des Namens " ORWO " mit dem einstigen Betrieb etwas zu tun.

Seit 2022 produzieren einige wenige Mitarbeiter wieder Rollfilme, allerdings in einem kleinen Sortiment.



STATUS QUO  -  Pictures Of Matchstick Men  -  1968:












Kommentare

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

Bild
Das eigene Leben spielt einem doch sehr oft einen Streich. Als ich vor einiger Zeit einen Eintrag über meine Erlebnisse im Jahr 1963 während des sechswöchigen Aufenthalts im einstigen AOK-Kindererholungsheim auf der ostfriesischen Insel Norderney in das World Wide Web stellte, war meine Intention eigentlich, mir den damaligen Schrecken aus der Erinnerung zu schreiben. Ein weiterer Grund lag darin, dass ich das Buch des " SPIEGEL " - Redakteurs Peter Wensierski gelesen hatte, der ja bekanntlich über die jetzt peu'a peu'zu Tage kommenden Missstände in den vielen Einrichtungen der Kirchen schreibt. Einen dritten Anlass sah ich darin, dass es den politisch Verantwortlichen immer noch nicht gelungen ist, die Zöglinge von einst für das erlittene Unrecht zu entschädigen. Ein Blogeintrag hat ja im Vergleich zu einem geschriebenen Buch, einen veröffentlichten Artikel oder einem Wortbeitrag in einer Radio - und Fernsehsendung den großen Vorteil, dass dieser für wohl ewige Ze
Read more »

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Bild
Wenn der Winter, die eisigen Temperaturen, die langen, dunklen Nächte, dem Mitteleuropäer ( und nicht nur ihm ) so richtig auf´s Gemüt drücken, dann erinnert sich so mancher Frierende, an die warmen Tage des Sommers, an die Ferien und den Urlaub. Vor mehr als einem halben Jahrhundert war dieser Begriff für viele Westdeutsche noch ein Fremdkörper im eigenen Leben. Der Masse ging es zwar zumindest so gut, dass sie weder hungern, noch frieren oder betteln musste. Dennoch: Urlaub machen, in irgendein anderes Bundesland fahren oder sogar das Ausland besuchen, das war finanziell gar nicht möglich. Deshalb wurden auch die wenigen Klassenfahrten, die in der damaligen Zeit angeboten wurden, eher bescheiden gehalten. Als ich vor etwa 46 Jahren an einer solchen Klassenfahrt teilnehmen durfte, stand dessen Ziel bereits fest: die Insel Wangerooge, denn dort unterhielt der Landkreis Schaumburg - Lippe ein so genanntes Landschulheim. Wobei das Wort " Heim " nicht im eigentlichen S
Read more »

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?

Bild
Am 3. November vor 65 wurde die erste Fernsehwerbesendung ausgestrahlt. Damals war das Artikelangebot recht überschaubar, so auch die Reklame hierfür eher bieder und einfältig ausfiel. Zu den kreativen Werbespots in der alsdann stetig steigenden Zahl der  beworbenen Produkte zählen zweifelsohne Waschmittel. Vor allem ab den 1960er Jahren, als es den westdeutschen Durchschnittsbürgern finanziell und damit auch materiell besser ging, fluteten Chemiekonzerne, wie Henkel, Procter & Gamble oder Unilever den heiß umkämpften deutschen und europäischen Markt mit immer neuen Markennamen. Damit war es erforderlich, durch neue Wortschöpfungen für jene Produkte dem Verbraucher via Werbung zu suggerieren, dass jene angeblichen Saubermacher nicht nur ständig verbessert, sondern auch gegen vermeintlich überall lauernde Verschmutzungen gut seien. Deshalb kreierte der der Henkel - Konzern in Düsseldorf in den 1990er Jahren den " Gilb ". Eine Fantasiefigur in Form eines Strichmännchens mit
Read more »