Drei Mal schwarzer Kater
Aus dem Nachbargrundstück kommend schlich doch eines Morgens ein noch junger schwarzer Kater auf dem Rasen herum. Ich hatte ihn bereits vor einigen Tagen zum ersten Mal gesehen. Er bewegte sich sehr vorsichtig. Schließlich befand er sich auf fremden Terrain und hatte längst die Bewohner des Grundstücks, die eigentlichen Herrscher im Katzenimperium, wahrgenommen.
Katzen sind nicht nur wegen ihrer vielseitigen, ausgeprägten Sinne und Fähigkeiten gegenüber dem Menschen haushoch überlegen, nein, sie haben auch ein exzellentes Gedächtnis. Sie sind schon allein deswegen sehr intelligent und somit lern - und anpassungsfähig. Aber dennoch fühlte sich der jungen Kater sehr unsicher. Nach einigen Minuten war er wieder verschwunden. Er kroch durch das kahle Gestrüpp des Ranunkel in das benachbarte Grundstück.
Nun pirschte er vorsichtig über den Rasen. Als ich nach unten ging und die Außentür öffnete, hörte er sofort das für ihn unbekannte Geräusch. Er sah mich, drehte sich zur Seite und schoss in Richtung des weiteren Nachbargrundstücks davon. Katzen sind zwar vom Naturell her sehr neugierig, aber auch äußerst wachsam. Die von dem jungen Kater aufgenommenen Geräusche und meine unbekannten Bewegungen signalisierten ihm anscheinend eine Gefahr. In solchen Fällen ergreifen Katzen immer die Flucht.
Am Freitagmorgen hörte ich ein mir durchaus geläufiges Geschrei. Es klang - für eher ungeübte Ohren - als würde dort ein Baby weinen. Doch es war keinesfalls das Babygeschrei, was mich neugierig machte. Unser Main - Kater " Felix " saß mittig der Rasenfläche und drohte dem jüngeren, dem schwarzen Kontrahenten. Sein buschiger Schwanz ließ erkennen, dass er auf Krawall gebürstet war. Sekunden später prügelte er wild auf den Eindringling, den Fremden, den unerwünschten Besucher, ein. Es flogen Fellfetzen durch die Luft.
Mir tat der der junge Artgenosse leid. Ich pfiff und rief danach den Namen unseres Beschützers. Der unterbrach sofort seine Kampfhandlungen und sah zu mir hoch. Ich deutete ihm an, er möge den Rückzug antreten, da das - wenn auch nicht letzte - Gefecht nun beendet sei und er sich als Sieger betrachten könne. Er schaute mich noch ein wenig fragend an, schien aber meinen Rückzugsbefehl zu akzeptieren.
Noch bevor er sich in das Haus begab, zeigte er dem weit unterlegenen Unerwünschten, wer das Sagen im und am Selbigen hat. Mittels mehrerer Dubletten in Richtung des Kopfes seines schwarzen Kontrahenten schlug er diesen dann endgültig in die Flucht. Der " Schwatte " gab Hasenpanier und jagte mit schräg gestellten Schwanz über die Rasenfläche und durch die angelegte Rondell zum benachbarten Grundstück, in dem er dann verschwand.
Unser " Dicker " Felix ist vom Charakter her, ein eher gutmütiger Vierbeiner. Ein leicht träger Kater, den so schnell nichts aus der Ruhe bringen kann. Nur auf hektische Bewegungen und plötzlichen Lärm reagiert er leicht panisch. Er wurde vor einigen Jahren, so kurz nach Weihnachten und im kältesten Winter von seinen ehemaligen Haltern ausgesetzt in der Nähe von Prohlis seinem Schicksal überlassen. Eine ältere Dame hat über einige Monate mit Milch versorgt. So überlebte er und konnte mit viel Mühe von ehrenamtlichen Helfern des Vereins " Leise Pfoten " eingefangen und vorüber gehend in eine private Pflegestelle vermittelt werden.
Meine bessere Hälfte wurde so auf ihn und sein Schicksal aufmerksam. Jetzt lebt er nahezu paradiesisch und ist dafür sehr dankbar. Seine Streicheleinheiten quittiert er damit, dass er seine dolchartigen Krallen genüsslich durch die Jeans in meine Haut bohrt. Das ist zwar nicht immer sehr angenehm, wird aber von mir so hingenommen. Schließlich wärmt er gleichzeitig meinen Bauch. Zudem soll Katzenhaltung Menschen gesünder leben lassen.
Leider sehen das nicht alle Protagonisten aus der Gattung " größtes Raubtier auf der Erde " so und wollen nicht nur dieses Haustier zum Konsumartikel, zu einem Gebrauchsgegenstand degradieren. Die vielen Tierheime in diesem, unserem, eigentlich tierfreundlichen Lande, wissen davon nach dem Weihnachtsfest ein Klagelied anzustimmen.
Den schwarzen Nachbarn habe ich bislang nicht wiedergesehen. Vielleicht schleicht er sich nachts auf dem Grundstück herum. Da sind ja schwarze Katzen nicht grau, sondern nahezu unsichtbar - zumindest für uns Menschen.
" Smoke " - " My Friend Jack " - 1966:
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