Jetzt singt der auch noch!
Jetzt sind die tollen Tagen der Völlerei endgültig vorbei. Weihnachten, dann das Reste - Essen und Silvester, all das durfte nicht zu stark auf das Hüftgold gehen. Ich habe mich heute Morgen auf der elektrischen Personenwaage selbst überprüft. Nö, nichts zugenommen. Die guten Vorsätze in 2019 lauteten dennoch: Haus verkaufen - Fitnessstudio im Bazi - Land und Enkelkinder auf die schulisch einwandfreie Bahn bringen. Daneben noch: Reisen - Lesen - Musik hören. Und: Dann und wann die Füße hoch legen.
Dieses erläuterten wir am Neujahrstag mit der Verwandten aus der Innenstadt. Aber, auch sonst hatten wir bei einem leckeren Stück Seelachs mit Gemüse, Reis und einen Gläschen trockenen Weißwein, einige Dinge zu besprechen. Darin kamen auch die Silvester - Shows der drei bundesdeutschen Säulenheiligen auf dem Sektor der medialen Grundversorgung wider der Expansionsbestrebungen aus dem Sumpf der Fernsehunterhaltung für bildungsferne Schichten vor.
Der ewig währende Klassenkampf zwischen Arm und Reich, Doof und Halbgebildet, aber auch Dick und Dünn, schlug sich in den kredenzten Programmen der drei Vertretern der Öffentlich - Rechtlichen voll nieder. Satt mit Zwangsgebühren ausgestattet, durften die aus dem vollen Töpfen der dafür vorgesehenen Budgets schöpfen, während die lästige Konkurrenz der Bunt - Blöd - Banausen ihre Silvester - Einfalt eher auf Sparflamme köcheln lassen mussten.
Im Wege des vorauseilenden Gehorsams hatte ich mich bereits noch vor der Tagesschau und dem Merkel´schen Rhetorik - Brei aus dem TV - Zirkus ausgeklinkt. Das Erste drohte nämlich danach mit der Dauer - Power - Volksbelustigungsgala aus dem fernen Linz. Hätte ich nicht bereits vor vielen Jahren die benachbarte Alpenrepublik - einige Male eher unfreiwillig - durchpflügt, wäre mir diese Stadt nicht sofort geläufig gewesen. So aber war mir klar, dass Linz im schönen Bundesland Öberösterreich, an der schönen braunen Donau, liegt und - welch´Novum - von einem Sozialdemokraten regiert wird.
Eigentlich kannte ich die drittgrößte Stadt aus Österreich von einer anderen musikalischen Seite. Der " Linzer Klangwolke " her. Eine jährliche Veranstaltung mit gehobenen musikalischen Niveau. Doch, an diesem Silvesterabend fielen die Barbaren in die Stadt ein. Und die stammten auch aus den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz. Das Duo Triviale Jörg Pilawa und seine aus der nahen Schweiz eingeführte Assistentin Francine Jordi versuchten sich in dem Genre - Bieder - Blöd - Alt. Oder, um es im Sparkassen - Jargon auszudrücken: " Alt und Doof "!
Hierzu wurde all das an abgetakelten, völkisch orientierten und den musikalischen Werten unseres christlich - deutschsprachigen Landes entsprechenden Kehlkopfoperierten angekarrt, was zuvor nicht in den Seniorenresidenzen verschwunden war.
Und so hüpften Hüftsteife, grenzdebile Abgetakelte und aufgepimpte Mumien aus Frankenstein´s Horror - Picture - Show für die aus den drei deutschsprachigen Ländern angeheuerten Claqueuren bis in die Morgenstunden hinein auf der Monster - Bühne herum:
DJ Ötzi: Hitmedley, "Hey Baby", "Sweet Caroline", "What a Wonderful World"
Nik P.: "Wie im Himmel", "Gloria", "Come on Let’s Dance"
DJ Ötzi & Nik P.: "Geboren um dich zu lieben"
Kristina Bach: Hitmedleys, "Atemlos"
Middle of the Road: "Chirpy, Chirpy, Cheep, Cheep", "Sacramento"
Francine Jordi & Middle of the Road: "Soley, Soley / Love, L’amour und Liebe"
Vincent Gross: "Joana", "Nordlichter"
Die Draufgänger: "Cordula Grün", "Despacito"
Semino Rossi: "No Llores por mi Argentina", "Italo-Medley", "Wir sind im Herzen jung"
Melissa Naschenweng: "Weisst eh (dass i narrisch auf Di steh)", "I steh auf Bergbauernbuam", "Net mit mir"
Bernhard Brink & Francine Jordi: "Ich gehe durch die Hölle für Dich"
The Rubettes: "Tonight", "Sugar Baby Love"
The Baseballs: "Umbrella", "Born this Way"
Die Seer: "Wild’s Wasser", "Des olls is Hoamat", "Meine Schi und i"
Die Paldauer: "Düsseldorfer Girl", "3.000 Jahre"
Jörg Pilawa: "Ich war noch niemals in New York"
Florian Ast: "Dir ghört d’Wält", "Muss i denn zum Städtele hinaus"
Helmut Lotti: Hitmedley, "So You Win Again", "What becomes of the Broken Hearted"
Die Lollies: Medley
Linda Fäh: "Der perfekte Herzschlag", "Lange, lange wach"
Tom Gaebel: "Feels Like Home"
Tom Gaebel und The Baseballs: "What about Love"
Schürzenjäger: "Schürzenjägerzeit", "Sierra Madre"
Die Draufgänger: "Pocahontas"
Bernhard Brink: "Mit dem Herz durch die Wand"
Der Brüller des Abends war dann der Master Of Desaster Himself mit seinem kläglichen Versuch den Udo Jürgens zu mimen. " Ich war noch niemals in New York ", war es, was er dem Publikum auch außerhalb des Sendekreises im Drei - Länder - Verbund sagen wollte.
Ich wohl. Deshalb versuche ich mich auch nicht auf einem Gebiet, von dem ich keene Ahnung habbe, woll, Jörg Pilawa.
Aber er befindet sich damit in schlechter Gesellschaft. Reinhold Beckmann, Axel Prahl und die Prof. Dr. Börne - Clownfigur Jan Josef Liefers haben sich - eher erfolglos - im Musikbereich versucht. Allen drei Protagonisten ist eines zu attestieren: sie sind talentfrei.
Irgendwann werden auch solche Dödel es endlich merken, dass die Selbstverwirklichung auf Kosten der Gebührenzahler Grenzen haben muss. Aber auch die schreibende Zunft ist vor solchen Knilchen nicht sicher gewesen.
Das gilt auch für die ZDF - Allzweckwaffe Johannes B. Kerner. Er moderierte zusammen mit der ZDF - Sonntagsvormittagseule Anja Kriewel ab 21.45 Uhr die Silvestershow vom Brandenburger Tor. Das ZDF rief, Zehntausende kamen und klapperten im nasskalten Winterabend sich einen ab. Immerhin brachte der Rentnerkanal aus Mainz nicht nur olle Kamellen von Anno Tobak. Doch selbst dieses Ansinnen, ließ die Kritiker der Brandenburger Tor - Banalitäten nicht verstummen. Es hagelte in den Sozialen Medien massenhaft Häme und Spott. Das K. & K. - Regiment wurde dort nach allen Regeln der Kunst verrissen.
Was der Heimatsender MDR uns anbot, lässt sich in einem Begriff zusammen fassen: " Bullshit "!
Sicherlich kosten die heutigen Musikstars mit Rang und Namen richtig Kohle. Aber: Wäre es da nicht besser, die öffentlich - rechtlichen Kulturbanausen in den verantwortlichen Etagen der Prunkpaläste sehen davon mal ab und agieren nach dem Grundsatz: " Weniger ist mehr "?
Aus der Silvester - Ödnis durfte der Glotzer allenfalls die Erkenntnis mit gebracht haben, dass eine singender Moderator Pilawa im weißen Bademantel wohl kaum der Quotenhit werden kann, weil jener Gag an Dämlichkeit kaum zu überbieten ist. Das gilt natürlich auch für den Versuch, seine längst lädierten Stimmbänder mit einer grausamen Version des Udo Jürgens - Titel etwas zu ölen.
Jetzt singt der auch noch! Wo ist der Ausschaltknopf?
Phantom, Rocker & Slick : " Men Without Shame " - 1985:
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