Rentenbescheid



Seit einigen Wochen liegt er in einer Akte. Der Rentenbescheid der Rentenversicherungsanstalt erreichte uns in einem neutral gehaltenen, weißen DIN A 4 - Briefumschlag. Auf vielen eng gedruckten Seiten wird hier auch chronologisch das Leben nach dem Ende einer allgemeinen Schulausbildung aufgelistet. Zahlenkolonnen, die aber tunlichst überprüft werden sollten und zwar binnen vier Wochen nach Zugang des Bescheids.

Angeblich soll beinahe jeder zweite Rentenbescheid falsch sein. Das ist keine sehr aufbauende Nachricht. Nur: Wer soll ein derartiges Zahlenmonster überprüfen? Okay, ist gibt hierfür Fachleute. Die nennen sich Rentenberater oder die Vielzahl von Rechtsanwälten bzw. Fachanwälten für Sozialrecht könnten dabei weiter helfen. Sie müssten allerdings bezahlt werden.

Die benötige ich allerdings nicht.

Auch der seit der Wiedervereinigung in der bundesdeutschen Medienlandschaft unterschwellige Streit, ob nun die " Ostrenten " höher seien als jene im Westen des Landes, interessiert mich nicht.


https://www.wallstreet-online.de/diskussion/500-beitraege/783280-1-500/warum-sind-die-ostrenten-durchschnittlich-hoeher-als-westrenten

Ich halte die Herumgesabbele für überflüssig, denn es ist in meinen Augen völlig unerheblich, ob ein Ostrentner 622,85 € und sein Leidensfreund im Westen 619,56 € monatlich erhält. Mit beiden Renten zusammen ließe sich in diesem, unserem, Lande, durchaus leben. Vom Einzelfall her betrachtet, natürlich nie und nimmer.

Nun hatte ich einen Antrag ausgefüllt und mich durch die mehr als 40 DIN A4 - Seiten gewühlt. Jetzt war ich also selbst am Zuge. Routiniert füllte ich Fragebogen für Fragebogen, Blatt für Blatt, Seite für Seite, gewissenhaft aus und musst dabei annähernd 30 Jahre Revue passieren lassen.

Wo waren Sie zum 01.01.1989 krankenversichert. Waren Sie es überhaupt. Wie heißt die Krankenversicherung? Name, Anschrift und Versicherungsnummer, bitte dazu anführen!
Danke! Woher soll ich das jetzt noch wissen?

Tante Google und das all wissende Internet halfen mir dabei auf die Sprünge. Die Krankenkasse von anno tobak gibt es in ihrer ehemaligen Form gar nicht mehr. Die DAK in Bremen hat längst mit der in der nicht gerade beliebten größeren Hansestadt an der Elbe fusioniert. Sie nennt sich jetzt DAK Gesundheit Hamburg. Weil der Schuppen schon vormals zu teuer war, haben viele arme Bremer die billigen Kassen gewählt. Die Konkurrenz saugte der ehemaligen, stolzen hanseatischen gesetzlichen Krankenversicherung die Mitglieder ab. Da half nur noch die Flucht nach vorn.

Die DAK war vor 50 Jahren, als ich meine Lehre begann und schon damals Pflichtbeiträge zahlen musste, nur für die Angestellten in der BRD zuständigen. Die AOK für die Malocher, die Arbeiter. Dann gab es noch die Knappschaftskasse. Hier wurden die Bergleute, die " Kumpel " versichert. In der Seekasse, die Seeleute. Das war´s schon.

Ein Angestellter durfte nicht in die AOK und umgekehrt; auch nicht die beiden anderen Krankenkassen wechseln. Bei den Rentenkassen , die in Bundesanstalt für Angestellte, Landesversicherungsanstalten, Bundesknappschaft und Rentenkasse für Seeleute aufgeteilt waren, galt das gleiche gesetzliche Verbot.

Jahre später wurde es aufgehoben. Und einige Jahre darauf mussten Rentner auch Krankenversicherungsbeiträge leisten und in die Pflegekasse einzahlen. Das Paradies auf Erden wurde für die westdeutschen und gesamtdeutschen Rentner geschlossen.

Zudem wurden alle Renten und Pensionen versteuert. Das war zwar auch davor der Fall, nur traf dieses überwiegend auf Eheleute zu, die verschiedene Einkünfte bezogen. Seit langem sind Renten über den so genannten steuerfreien Betrag von derzeit 78 % sowie dem Grundfreibetrag von 9.000 € p.a. zu berechnen. Zudem werden Werbungskostenpauschale, Sonderausgabenpauschale und Vorsorgeaufwendungen berücksichtigt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Rentenbesteuerung

Da wird so mancher noch sein Blaues Wunder erleben, wenn er / sie denkt, dass die Bruttorente nach Abzug der Krankenkassenbeiträge und der Abgaben für die Pflegekasse verjubelt werden kann, ohne dass der Fiskus seine Klauen danach ausstrecken darf.


Nach zirka einer Stunde hatte ich den Antrag komplett ausgefüllt. Ein riesiger Aufwand für einen mickrigen Ertrag. C´est la vie - so ist das Leben. Auf in den Ruhestand! Mit leeren Taschen! Oder, um es mit den Worten der Schwarzen in der Ära des Kappes - Kanzlers zu sagen: Nicht auf roten, sondern ohne Socken!

Heute erzählte mir meine bessere Hälfte, dass ihr schon vor längerer Zeit in den Ruhestand gegangener Kollege vor kurzem einen Disput mit seinem Sohn hatte, der sich darüber echauffierte, dass er mit seinen einkassierten Pflichtbeiträgen mehrere Rentner über mindestens noch einmal so viele Lebens - und Arbeitsjahre alimentieren müsse. Das sei eine schreiende Ungerechtigkeit. Nun der Plärrer hat das Solidarprinzip nicht verstanden - wohl aber, dass er - nach aktueller Gesetzeslage - ab 2040 seine späteren Rentenzahlungen voll zu versteuern hat. Wenn er denn danach überhaupt solche beziehen kann.




" Pancake " - " Dream Delta Land Part I & II " - No Illusions " - 2013:


     

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