Patricia Schlesinger und das jähe Ende von einem Aufenthalt im Garten Eden


Der moderne Mensch des 3. Jahrtausend hat in der Regel erhebliche Probleme bei der Unterscheidung zwischen Realität und Wunschdenken, weil die Fähigkeit Träume von der nüchternen, oft knall harten Wirklichkeit abstrahieren zu können, insbesondere von dem tatglichen Müll, den die Medienindustrie produziert und dem durchschnittlichen Rezipienten in verkaufsfähiger Form aufs Haupt kübelt, erheblich erschwert wird.

Wer sich qua Herkunft, elterlichem Kontostand, väterlicher Einflussnahme und mütterlicherseits gefördertem auf Karriere abzielenden Ehrgeiz, unisono in einer anderen Welt befindet, dem dürfte es nicht sonderlich schwer fallen, die eignen Träume umsetzen zu können. Der große Rest indes verharrt in einem tranceartigen Wartezustand, um dann doch vielleicht eine Möglichkeit zu erspähen, sich schleunigst von dem überwiegend darbenden Plebs distanzieren zu können und qua faktischem Nichtstun zu Geld, Ruhm - eben Reichtum - zu gelangen.

Wer hierbei den dornigen, steinigen und langwierigen Weg bis zum Tor des Garten Edens zu laufen hat, kann unterwegs scheitern. Zwar prophezeite die " Heilige Schrift "  dem Menschen nach dessen von Gott gewollte Entstehung einen - wenn auch nur kurzweiligen - Aufenthalt im Paradies ( im Garten Eden ), doch dessen Vertreibung daraus folgte nach einer - soweit der Christ daran glaubt - nicht wieder gut zu machenden Missetat als Bestrafung auf dem Fuße.

Mehr als 2020 Jahre später ( sofern diese Geschichte kein Märchen ist oder das Märchen eher als Geschichte umzudeuten wäre ) erfährt eine Dame in der Mitte ihres ansonsten durchaus abwechselungsreichen Lebens, wie es sich anfühlen kann, aus dem Garten Eden mit Schimpf und Schande - jedoch ohne den festen Willen Gottes - vertrieben zu werden.

Patricia Schlesinger, der Name geistert nun seit einer gefühlten Ewigkeit in den Medien umher, hätte de facto einen krisensicheren Job mit anschließender, sehr groß zügiger Altersversorgung inne gehabt. Sie war - mutmaßlich auf dem Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn - seit 1. Juli 2016 Intendantin des RBB und seit dem 1. Januar 2022 zudem Vorsitzende der ARD.  

War, deshalb, weil sie ihre Funktionen seit dem Bekanntwerden von Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit als RBB - Intendantin, aufgegeben hatte. Um sie zunächst aus der medialen Schusslinie zu nehmen, zog der RBB - Verwaltungsrat die Reißleine und beurlaubte sie bis zur Beendigung des Dienstverhältnisses. Am 22. August kündigte ihr der Arbeitgeber fristlos.

https://de.wikipedia.org/wiki/Patricia_Schlesinger

Soweit, so bekannt.

Was allerdings hierzu nicht oder nur unzureichend heraus gearbeitet wurde, ist die unsägliche personelle Verquickung zwischen der Ex - Intendantin und den Aufsichtsgremien. Hierzu stellt sich die Frage, wie es sein kann, dass innerhalb jener Funktionsebenen des Senders keine - rechtlichen - Bedenken aufkamen, als Schlesinger sich beispielsweise eine satte Erhöhung ihrer Dienstbezüge um 16 % genehmigen ließ, als sie ihr Dienstzimmer mit mit zum Teil sündhaft teurem Mobiliar ausstatten ließ und als sie - mutmaßlich - hauptsächlich für ihr eigenes finanzielles Wohlergehen, ein Boni - System installieren ließ, dessen Rechtsgrundlage nicht einmal ansatzweise erkennbar wird, denn ihr Arbeitgeber ist kein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen und steht de jure nicht in Konkurrenz mit anderen Radio - und TV - Stationen auf der Ebene der Öffentlich - Rechtlichen. Und auch eine Vergleichbarkeit mit den privaten Medien bildet hierbei keinen Erklärungs - Rechtfertigungsansatz.

Auch die ihr zur Last gelegten, nicht sachbezogenen Spesenabrechnungen, mit der sie die Bewirtung von Gästen in ihrer Privatwohnung durch den Arbeitgeber erstattet bekam, werfen wahrhaftig Fragen im Zusammenhang mit der Funktionalität des hauseigenen Kontroll - und Verwaltungsapparats auf.

Mich erinnert dieser Fall fatal an ein ähnliches Selbtbereicherungsverhalten eines Mitarbeiters des öffentlich - rechtlichen Senders " kika " in Erfurt, der 2010 bundesweit für mediales Aufsehen sorgt ( https://de.wikipedia.org/wiki/KiKA#Betrugsvorwürfe  ).

Auch der Rücktritt des einstigen Bundespräsidenten Wulff 2012 im Zuge der seit Dezember 2011 aufkochenden " Wulff - Affäre " trägt ähnliche Züge.

 https://de.wikipedia.org/wiki/Wulff-Affäre

Auch wenn die Vorwürfe im Fall des Ex - Bundespräsidenten nicht justitiabel gewesen sein mögen, so bleibt von der Gesamtschau aus besehen mehr als nur ein fader Beigeschmack ob des moralisch fragwürdigen Verhalten des Ex - Staatsoberhauptes.  

Wenn jetzt ein solcher Fall, wie ihn der von Frau Schlesinger zweifelsohne darstellt, mediale ausgeschlachtet wird und dieses dann auch zum Rücktritt der in die breite Öffentlichkeit gezerrten RBB - Mitarbeiter führt, so zeigt dieses auch, dass die so genannte Vierte Gewalt als eine Art Korrelat zwischen einflussreichen Personen und der grauen Masse in diesem Land wirkt und deren Kontrollfunktion wohl zu funktionieren scheint.

Schlesingers - gemutmaßtes - Fehlverhalten aber dürfte zum Teil als systemimmanent zu betrachten sein. Die Öffentlich - Rechtlichen haben - bedingt durch hierarchische und auf Duckmäusertum ausgelegte Strukturen - einen riesigen Selbstbedienungsbereich für Führungskräfte erschaffen, denn die Gehälter in den oberen Personalsektoren sind nicht angemessen und damit dem Zwangsgebührenzahler nicht vermittelbar, der jene Apparatschiks über seinen - notfalls - durch den Gerichtsvollzieher zwangsweise beigetrieben Gebühren ja nun einmal alimentiert.

Für die Mitarbeiterin Schlesinger bedeutet die ausgesprochene fristlose Kündigung das Ende des Aufenthalts im Garten Eden, in dem sie mehr als 6 Jahre reichlich ernten durfte.


MOUNTAIN  -  Dream Sequence incl. Dreams Of Milk And Honey  -  Flowers Of Evil -  1971:




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