Le Mosquito


 Es ist Mitte August. Der Hochsommermonat lässt uns nicht nur im eigenen Land ordentlich schwitzen. Aber nicht nur das. Dieser Monat hält so einige Überraschungen bereit. Manche davon fallen unter die Rubrik Plagegeister. Es sind geflügelte, zumeist ungebetene Gäste, die durch ihr von der Natur aus gegebenes Verhalten sich nicht selten den Zorn des Menschen zu ziehen und damit vorzeitig ihre eigenen Lebenszeit beenden müssen.

Die Fliegen, gemeinhin, die Stubenfliegen zählen dazu. Sie finden jetzt nahezu ideale Lebensbedingungen vor. Wenn in der Küche Speisreste zu lange stehen, kommen se heran geschwirrt, setzen sich auf den Tellerrand und bedienen sich dort. Gleiches Verhalten legen die kleineren Vertreter, die Fruchtfliegen an den Tag. Sollte sich ein angestoßene oder gar bereits faulige Stelle an einem Apfel, einer Birne oder Banane befinden, sind sie alsbald zur Stelle und belegen in Unzahlen die Frucht

Doch sie sind eher harmlose, wenn auch ungebetene Besucher in dieser warmen Jahreszeit. Spätestens ab Ende September ist von ihnen nichts mehr zu sehen. Wenngleich die meisten Fliegen dann bereits ihre Andenken in Form von kleineren Flecken auf den Fensterscheiben hinter lassen haben, so sind diese Ärgernisse nahezu nichts im Vergleich zu dem Wirken ihrer Artverwandten, der Mücken.

Hier tuen sich vor allem die Stechmücken hervor. Jene Spezies, die in der Dunkelheit ihre Aktivitäten entfalten und den Schlafwilligen nerven, ja beinahe quälen.

Es war Samstagabend. Ich hatte den letzten Tag der Hausbetreuung in Oberschleißheim hinter mich gebracht. Da der andere Teil der Familie seine Rückkehr von der Ostsee für den späten Abend angezeigt hatte, fuhr ich zum Rasen sprengen, Pflanzen gießen, Wasser auffüllen und mehr erneut in am frühen Nachmittag zu dem Bungalow in den Nachbarort. Es war wieder sehr warm, so heiß, wie vor noch zwei Wochen wurde es allerdings nicht. Aber immerhin zeigte das Thermometer mehr als 25° C. 

Nach zirka 2 1/2 Stunden hatte ich die Arbeiten hier erledigt und fuhr frohen Mutes zurück. Schließlich gab es wieder Bundesliga - Fußball von Radio Bremen 1. Mein SV Werder durfte sein erstes Heimspiel im Weserstadion austragen. Gegen die ungeliebten " Spätzlefresser " aus Stuttgart.

Nun, es gab bekanntlich ein zweites Remis. Okay, mit einem weiteren 2:2 lässt sich auch in die Saison starten. Und, es gab keine Klatsche, wie so manches Mal gegen die Bayern. Während ich im Garten genüsslich einen Pott Kaffee leerte, später dann die " sportschau " sehen durfte, neigte sich der Samstag langsam aber sicher dem Ende. Im TV gabs nix. Die alte Tante ARD mutete dem Glotzer in ihrem Hauptprogramm eine XL - Version von " Gefragt - Gejagt " mit dem zuvor in der " sportschau " zu bewundernden " Alex " Bommes zu; das Rentner - Fernsehen aus Mainz ließ immerhin eine aktuelle Folge der öden " Erzgebirgskrimi " - Serie über den Mattscheibe flimmern. Da werkelt der Vorzeige - Ostdeutsche Andreas Schmidt - Schaller als in die Jahre gekommener und pensionierter Oberförster mit herum. 

Was haben " Alex " Bommes und Andreas Schmidt - Schaller gemeinsam? Beide verfügen / verfügten über einen Rentenvertrag bei den beiden ÖRs.  Von den verblödenden Privaten schreibe ich hier erst nichts. Entspannung in der immer noch viel zu warmen Augustnacht.

Keine Zeit für müde Menschen wie mich. Ich zog mich zurück. Die Wärme machte mir nach der durchaus anstrengenden Hausmeistertätigkeit zu schaffen. Man(n) ist schließlich nicht mehr der Allerjüngste. Und, mal so ganz nebenbei angemerkt, wer soll denn erst ab 70 Jahren in das Rentenalter eintreten dürfen? Ein Mann mit einer körperlich belastenden Tätigkeit? Eine Frau mit Zeit und Leistungsdruck im Gesundheitswesen?

Ich versuchte die wohl verdiente Nachtruhe zu bekommen. Leider gelang dieses nur für zirka knapp eine Stunde, dann wummerten Bässe und knallten Beats durch die Stille der anbrechenden Nacht. Am Hollener See versuchten sich wieder einmal Feier - und Saufwütige mit einer Abwandlung einer Freiluftbeschallung. Dann und wann knatterten künstlich erzeugte, Synthesizer ähnliche Stakkatos dazwischen. Die Nerv tötenden Hip Hop - Scheiße wurde zudem noch lauter. Aus der Gleichförmigkeit der Stunden langen, an gefährliche Körperverletzung grenzenden Zwangsbeschallung heraus, entschloss ich mich, dieser Tortur ein Ende zu bereiten.

Ich ging ins Bad, öffnete das Fenster und lauschte der ansonsten beständigen Friedhofsruhe, die eigentlich vorherrscht. Nur die vom sanften Windzügen herüber getragene Hip Hop bis Rap - Müll - Musik unterbrach dieses Idyll des wahren Rentnerlebens.     

Ich versuchte wieder einzuschlafen. Vergeblich! Meine bessere Hälfte hatte den Versuch, irgendwie und irgendwann dann doch Schlaf zu finden, ebenfalls aufgegeben. Sie daddelte auf ihrem iphone herum. Das leicht bläuliche Licht ließ den Raum ein wenig heller werden. Hierdurch angelockt, surrten nun zusätzlich mindestens zwei Mücken um mein ergrautes Haupt herum. Ich versuchte diese mittels ruckartiger Handbewegungen  erledigen. nach einer kurzen Zeit der Ruhe, starteten diese erneut zum Angriff. Es musste sich demnach um weibliche Exemplare gehandelt haben, denn Männer stechen Menschen bekanntlich nicht.

Ich döste wieder ein, wurde gegen Mitternacht erneut wach. Die Mücken hatten meine Knöchel, die Unterschenkel und sogar die Fußsohlen malträtiert. Es jetzt juckte dort höllisch. Aus der Tiefe des Echinger Raumes kloppten die öden Hip Hop - Rap  - Bässe immer noch wie sich in Betrieb befindliche Aggregate aus der Zeit der industriellen Revolution herüber. Darin zirpten weitere Misstöne herum und steigerten bei mir das Aggressionspotential so erheblich, dass ich fluchtend aus dem Bett aufstand. Die Mücken hatten dazu ihr Übriges getan. Im Gästebett schlief ich dann endlich tief und fest ein.

Zuvor aber bekam ich erneut Besuch. Eine Stechmücke versuchte es erneut. Sie wollte mein linkes Ohr zur Eiablage anzupiksen. Dieses war ihr Todesurteil. Ich war schneller, verpasste mir dabei selbst eine Ohrfeige und hatte den Quälgeist ins Jenseits geschickt.

Vor einigen Wochen las ich, dass nicht nur in Deutschland, sondern in anderen mitteleuropäischen Länder asiatische Mückenarten aufgetaucht sein sollen. Vielleicht müssen wir bald Moskitonetze aufspannen, um uns vor den Insekten zu schützen. Da gibt es längst eine große Auswahl. 


SERPENTINA  SATELITE  -  Campo Del Marte  -  Long Play  -  2004:



 

  

       


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