Lass´ die Morgensonne.....




Eigentlich war es von der Temperatur aus betrachtet keine tropische Nacht. Ein Blick auf das Thermometer zeigte mir, dass es so gegen 5.00 Uhr " nur " 14, 7 ° C sind, die da draußen herrschen sollen. Gefühlt aber, war es eine dieser viel zu warmen Nächte, eines viel zu heißen Sommers, in dem nicht nur der für die Medienmeute nicht mehr so interessante Ukraine - Krieg täglich Tote hervor bringt, der sinnlose Zerstörung hinterlässt und den Menschen in den wohl habenden Ländern Europas exorbitant hohe Energiekosten bescheren wird. Der extrem heiße Sommer hat zudem eine Unzahl von Waldbränden hervor gebracht. Er führt weiterhin Wasserknappheit auf den Flüssen Europas mit sich und lässt die, solche Plusgrade nicht gewohnten Mittel - bis Nordeuropäer ordentlich schwitzen. Dabei werden sicherlich die Statistiken bei den so genannten " Hitzetoten " in die Höhe schnellen.

Summa summarum nervt die Hitzesommer 2022.

Er lässt uns alle vielleicht darüber sinnieren, dass wir diesen " Hitzesommer " und dessen Auswirkungen selbst verursacht haben. 

Gegen 4.30 Uhr wurden unsere beiden Thais munter. Bis dahin lagen sie friedlich an meine aus der Bettdecke heraus ragenden Füßen. Doch auch sie mögen übermäßige Wärme nicht. Wenn die Quecksilbersäule die 30 Gradmarke überschreitet, suchen alle drei Katzen den Bambus und das Grün der Bäume und Büsche in dem ungepflegten Garten des Nachbarn auf. Sie sind dann stundenlang nicht mehr zu sehen.

Für uns ist es nicht ganz so einfach, der Hitze zu entfliehen. Der Mensch soll angesichts der hohen Plusgrade mehr Flüssigkeit zu sich nehmen. Okay, ist bekannt. Weshalb ich jeden Tag aus dem zweiten Kühlschrank im Keller mindestens zwei 1, 5 - Liter - Petflaschen Wasser Mineralwasser ( Medium, von " Penny " ) nach oben in die Küche schleppe. Dazu trinke ich regelmäßig vier bis fünf Becher Kaffee, essen Obst, das jetzt in Hülle und Fülle ( wenn auch erheblich teurer ) in den Supermärkten angeboten wird, und versuche mich - von unserem morgendlichen Lauf, den Routinearbeiten im Garten sowie der ewigen Rennerei im Haus mal abgehen - möglichst wenig zu bewegen.

Nun war aber wach, weil die beiden Katzen ihre morgendliche Futterration verlangten und sich durch provokanten Kratzen an dem Sitzkissen im Flur entsprechend bemerkbar machten. Noch im Halbschlaf torkelte ich in das Bad, dann in die Küche, wo ich den Kühlschrank öffnete. Die Futterdose hatte ich erst vorgestern geöffnet. Sofort kamen mir Zweifel, ob die beiden verwöhnten Kater das Futter ( es ist teuer, weil ohne Zusatzstoffe, wie Flugasche und so´n Dreck ) überhaupt noch anrühren würden. Ich holte deshalb eine weitere Dose mit Thunfisch ( ohne Salz usw. ) aus dem Schrank und belegte das " alte " Futter mit dem " frischen " Thunfisch. Es klappte, wie eigentlich immer.

Müde schleppte ich mich zurück in das Bett. Kurz nachdem ich die Bettdecke über mein Gebein ziehen wollte, meckerte mich meine bessere Hälfte voll. Ich hatte ihr angeblich " ihre " Bett weggezogen. Ich grummelte irgendeinen Fluch vor mich hin, schloss die Augen und versuchte wieder einzuschlafen. 

Nach wenigen Minuten surrte eine Mücke an meinem Kopf herum. Ich setzte dem Plagegeist mit der flachen Hand und eher ungelenkten Abwehrbewegungen solange zu, bis endlich wieder Ruhe war. Es ist August, es ist Hochsommer und die hohe Zeit der Mücken, Bremsen, Schnacken. Angeblich sollen in einigen Regionen Deutschlands bereits asiatische Mückenarten gesichtet worden sein. Tja, der Klimawandel ist die Ursache für allerlei Kapriolen. Er bringt die Natur aus den Fugen.

Mücke tot, alles gut? Mitnichten! Meine bessere Hälfte begann zu schnarchen. Nicht so laut wie ich, aber angesichts der Halbschlafsituation, doch zu laut. Nach zirka 10 Minuten entschloss ich mich wieder aufzustehen. Es hatte keinen Sinn mehr, den ersehnten Schlaf zu bekommen.

Ich ging ein zweites Mal an diesen noch frühen Freitagmorgen in das Bad, dann hinunter in die Küche und spulte meine üblichen Handgriffe ab. Kaffeemaschine anstelle, Radio anstellen, Kaffeepott aus dem Küchenoberschrank nehmen. Katzen - es waren jetzt drei - ein zweites Mal füttern.

Das Programm der ARD - Infonacht lief noch gut eine Stunde lang. Vom Fischsterben in der Oder wurde berichtet. Es soll - mutmaßlich - auf polnischer Seite zu einer illegalen Einleitung von Quecksilbersubstanzen gekommen sein. Legal - illegal  - scheißegal? Wenn die Sommer weiter so heiß bleiben, wird es in der Oder bald keine Fische mehr geben?

Dann wurde das Programm wegen einer dringend Verkehrsmeldung unterbrochen. Auf der A 9 irgendwo bei der Abfahrt " Trockau " würden Steine auf die Fahrbahn geworfen. Nichts Neues, eigentlich. In Bayern sind ja noch bis in die zweite Septemberwoche hinein laufend, Schulferien. Da konnten wohl einige besoffene oder von der andauernden Hitze Gequälte ihrem Spieltrieb nicht zurück halten? Ich erinnerte mich an einen ähnlichen Fall vor sehr vielen Jahren.

Einst hörte ich - wenn auch unregelmäßig - das Programm von NDR 2. An einem Abend unterbrach dr Sender sein Programm und streute eine Verkehrsnachricht ein. Irgendwo in Hamburg warfen Jugendliche Steine auf die Fahrbahn einer Autobahn. Nachdem diese Meldung abgesetzt war, gab der nölende Moderator dazu seinen Kommentar ab: " Seid ihr denn verrückt geworden? ", entfleuchte es dem moralisierenden NDRler.

Ich fragte mich schon damals, ob jene Schwachköpfe den NDR überhaupt kennen?

Nunmehr saß ich in Bayern in den frühen Morgenstunden an einem Küchentisch und wurde über einen Falschfahrer auf einer anderen Autobahn irgendwo in Baden - Württemberg informiert. Falschfahrer? Fährt nicht jeder in seinem Leben irgendwann mal in die falsche Richtung?  Bei dieser Verkehrsmeldung kam mir eine Gespräch in Erinnerung, dass ich zum Ende des neuen Jahrtausends mit einer Angestellten eines Kopier - Shops in Delmenhorst führte. Damals hatten jene Dienstleister noch Hochkonjunktur, auch wenn sie wie Pilze aus dem Waldboden geschossen waren. Die IT - Techniken stecken ja noch in den Kinderschuhen, womit das eigene Kopieren von Dokumenten jenen Geschäften überlassen blieb, die sich zuvor mit Krediten sündhaft teure Fotokopiermaschinen angeschafft oder geleast hatten, die locker den Preis eines - gebrauchten - Kleinwagens erreichen konnten. 

Nun, ich hatte mir aus Kostengründen - eine Kopierkarte gekauft. Mit der ich 500 Fotokopien zu je 5 Pfennig erstellen konnte. Damit wurde ich nolens volens Stammkunde. Nach einigen Wochen kannte ich die Belegschaft des Delmenhorster Geschäfts bestens. Hierunter befand sich eine - wenn auch nicht mehr ganz so taufrische - jüngere Dame, die mir nur deshalb auffiel, weil sie klapperdürr war, einen bubihaften Kurzhaarschnitt trug und auffällige Ohrringe dazu.

Besonders aber stach eine lange Narbe an der linken Handoberseite heraus. Die Angestellte versuchte jenen Makel durch geschickte Bewegungen zu verbergen. Eines Tages aber sprach ich sie dann doch darauf an. Ihre Antwort war kurz und auch überraschend: " Das war ein Falschfahrer ". Ich sah sie wohl ziemlich erstaunt an, so dass sie mir dazu noch erzählte, dass jener Unfallverursacher um die 80 Jahre alt gewesen sei. Nach dem kurzen Gespräch überlegte ich mir beim Verlassen des Geschäfts, dass ein solcher Unfall auch mir hätte passieren können und niemand davor gefeit ist.

Der Verkehrsfunk im ARD - Gemeinschaftsprogramm meldete einige Minuten nach der Falschfahrerwarnung, dass dieser die Autobahn wieder verlassen habe.

Ich sah aus dem Fenster. Der Freitagmorgen graute langsam heran. Im gegenüber liegenden Nachbarhaus brannte inzwischen Licht. Der dort mit wohnenden Sohn stand wenig später an seinem VW Bus und kramte in diesem herum. Sodann schob er seine Fahrräder auf den angebrachten Halter. Wenig später erschien auch seine Freundin. Der Enddreißiger wohnt genau genommen noch bei seinen Eltern, denn er wird dort von Mutti bekocht, erhält seine gewaschene Wäsche und ihm werden im oberen Stockwerk sogar die Fenster geputzt. Erst vor einigen Monaten zog seine Freundin bei ihm ein und gab ihre eigene Wohnung auf. Ebenso wurde der VW Golf verkauft. Das Leben wird teurer; es muss gespart werden.

Beide stiegen gegen 6.00 Uhr in das Auto und fuhren davon. Ein paar Tage in den Bergen Radfahren und ausspannen. Das kann sich nur derjenige leisten, der zudem keine Kinder zu versorgen hat. Und mit Nachwuchs scheint es der Herr Sohn nicht sehr eilig zu haben. Warum auch? Kinder bedeuten massive Einschränkungen in der eigenen Lebensführung. Das möchten heutzutage nicht sehr viele Jüngere.

Im heran nahenden Morgenrot achte ich über meine Zeit in jenem Alter von Ende Dreißig nach. Ich bin damals just Vater geworden. Die Tochter ist somit längst erwachsen und hat ihren eigenen Weg eingeschlagen, der etwas anders aussieht als jener des Nachbarsohnes. Allerdings auch nicht von großem Verzicht geprägt. Hätte ich noch die theoretische Chance, ich würde vieles anders machen. Diese gibt es allerdings nicht mehr.

So sitze ich denn etwas müde auf dem Küchenstuhl und gucke aus dem Küchenfenster. Heute soll es wieder warm werden. Zwar nicht über über 30° C, wie in vielen Tagen des vergangene Juli, aber doch sommerlich warm. Eigentlich zu warm für uns Mitteleuropäer, doch andererseits sind solche Plusgrade gut für den Geldbeutel, denn die Heizung bleibt aus. Es muss ja gespart werden, weil Energie immer teurer wird.

Der aufgehen Sonne sei dank, dass die Heizung kalt bleibt. Insofern hat der Hitzesommer 2022 auch seine guten Seiten. Mir fiel dazu ein Blödel - Lied aus den 70ern ein:

" Lass´die Morgensonne endlich untergehen. " Ich texte dazu einfach mal " niemals untergehen "?      

Der jute " Willem " wird es mir nachsehen!


TEN YERAS AFTER  -  As The Sun Still Burns Away  -  Cricklewood Green  - 1970:

  


        

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