Der Briefsammler vom Steinhuder Meer

Wenn die " Saure Gurken " - Zeit für viele Medienschaffende vor der Tür steht, werden nicht selten auch solche Ereignisse zu einer Nachricht, die sich zumeist am Rande des täglichen Lebens abspielen; wenngleich sie aber durchaus dazu gehören. Es sind Ereignisse, die vielleicht über menschliche Unzulänglichkeiten berichten, deren Auswirkungen aber fatal sein können.

Das Steinhuder Meer liegt knapp 30 Kilometer von der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover entfernt und zählt mit seiner Gesamtoberfläche von 29,1Km² sowie 22 Kilometern Umfang als neuntgrößtes Binnengewässer Deutschlands.

Im Verlauf der letzten 50 Jahre wurde dieses, zum Naturpark deklarierte Naherholungsgebiet systematisch touristisch erschlossen. Womit es zunehmenden überregionalen Freizeitcharakter erhielt. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Steinhuder_Meer

Das einstige Fischerdorf Steinhude " erfreute " sich damit auch einer wachsenden Beliebtheit und einer rasant zunehmenden Einwohnerzahl. Nach der im Rahmen der Gebietsreform von 1974 Eingliederung als Schaumburger Flecken zu der Stadt Wunstdorf, die wiederum dem Landkreis Hannover zugeschlagen worden ist, stieg die Einwohnerzahl Steinhudes auf 5. 118 ( Stand 01. März.2020 ). Aus dem kaum erwähnenswerten Flecken Steinhude ( am Meer ) wuchs ein veritabler Touristenort heran; mit samt seinen vielen Vor - und auch Nachteilen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Steinhude

Noch 2018 registrierte das Fremdenverkehrsgewerbe mehr als 300.000 Übernachtung. Was sich als regionaler Wirtschaftsfaktor zum Wohle der vielen Gewerbetreibenden erweisen könnte, erbringt anderen Dienstleistern durchaus Probleme. So auch dem Teilbereichen Zustelldienste. Besonders dem Paket - und Briefzustellern. Deren Tätigkeit nicht nur aufgrund des ständig steigenden Zustellaufkommens stressiger, sondern damit auch unattraktiver geworden ist.

Berufe mit vielen behafteten Makeln werden nicht gerne gewählt. Das heutige Anspruchsdenken vieler Arbeitswilliger und - fähiger deckt sich deshalb kaum mit der Realität. Womit es durchaus zu Konflikten kommt, die auf dem Rücken der zahlenden Kunden ausgetragen werden.

Da las ich vor einigen Tagen im NDR - Teletext eine Meldung, wonach ein Zusteller in Steinhude eine Vielzahl ( mutmaßlich Tausende ) von Briefen in seiner häuslichen Unterkunft gehortet hatte.  

https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Postbote-in-Steinhude-hortet-zu-Hause-Tausende-Briefe,aktuellhannover11506.html

Beim Lesen des Textes stellte ich mir die Frage, was in diesem Mitarbeiter eines privaten Zustelldienstes in sich vor gegangen sin muss, dass er über beinahe einem Vierteljahr die ihm anvertrauten Poststücke nicht austrug und sie stattdessen in den bewohnten Vier Wänden lagerte?

Aus ähnlichen Fällen ist mir längst bekannt, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt:

https://www.n-tv.de/der_tag/Postboten-horten-Zehntausende-Briefe-in-eigener-Wohnung-article22298904.html


https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/durch-zufall-aufgeflogen-zusteller-hortet-tausende-briefe-in-seiner-wohnung-1697460.html


https://www.bayreuther-tagblatt.de/nachrichten-meldungen-news/paketzustellerin-aus-oberfranken-hortet-mehrere-tausend-pakete-und-brief-in-eigener-garage-und-stiehlt-daraus-geld/


https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Muenchen-Post-Mitarbeiter-hortet-10-000-Briefe-in-seiner-Wohnung-id23247501.html


https://www.abendzeitung-muenchen.de/bayern/ueberfordert-postbote-hortet-600-briefe-in-seiner-wohnung-art-103022


Usw., usf......

Vor einigen Jahren stellte ich dazu dieses in mit Blog ein:

https://lobster53.blogspot.com/2020/07/sabine-hugendubel-von-der-post.html

Überlastung, Arbeitsstress, schlechte Bezahlung. Können dieses die Hauptursachen für ein solches Fehlverhalten sein? 

Ja, aber......

Der wahre Grund liegt aber eigentlich nicht in dem Arbeitsumfeld eines Postzustellers, sondern in der seit den 1980er Jahren ( Kohl´s Chaoten - Truppe sei gedankt ) durch gepeitschten Liberalisierung und Privatisierung der einstigen Bundespost sowie der Zulassung von Privatanbietern auf diesen Dienstleistungsfeldern. Damit sank sukzessive die Qualität der angebotenen Dienste. Zehntausende Beschwerden und geschilderte Fälle von Unregelmäßigkeiten bei der Paketzustellung sind hierfür ein klarer Beleg. 

Der Briefsammler aus Steinhude ist nur die sichtbare Spitze eines gigantischen Eisbergs. Ach, was waren das noch für schnuckelige Zeiten, als die Jungs aus Liverpool jenen Popsong auf Vinyl pressen ließen? Es gab die Bundespost, die Bundesbahn, nur eine Hand voll Krankenkassen....


    Auch die Anzahl der Gasversorger war - wenn überhaupt ein Anschluss vorhanden war, mit den regionalen Stadtwerken als Anbieter sehr überschaubar. Zumindest hier lichtete sich das Gestrüpp, denn aus einer Unzahl Firmen sind zurzeit wieder nur zirka 14 Anbieter auf dem Markt. Und bei den Krankenkassen schrumpft die Zahl durch Konzentrationen weiterhin. Leider gilt das nicht für deren Beitragssätze. Aber immerhin ist die es die Richtung, die Hoffnung macht. Wozu braucht das Land mehr als 250 Krankenkassen, wenn dies eh beinahe identische Leistungskataloge vorzuweisen haben? Sicherlich nicht, um einige Hundert hoch bezahlte Vorstandsposten und überbezahlte Managergehälter als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für gar melierte Mittfünfziger zu unterhalten.

Bei dem liberalisierten ehemaligen Staatskonzernen Bahn und Post sieht es ähnlich aus. Zurück zu den Wurzeln der eigenen Existenz also, dann können Fälle wie der des Steinhuder Briefsammlers so nicht mehr passieren.


YURI GAGARIN  -  The Big Rip  -  2013:



 


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