Schmalspur - Studium?


Als wir vor einigen Jahren mit den Vorbereitung zum Hausverkauf in Dresden begannen, war uns nicht so recht klar, was außer viel Arbeit, einem weiteren, aufzunehmenden Kredit und dem späteren Abschied nehmen von einem Jahre lang aufgebauten, sozialen Umfeld, sonst noch auf uns zukommen könnte.

Der Umzug aus einer Großstadt in den Speckgürtel einer anderen Landeshauptstadt gestaltete sich nicht nur zu einem Abenteuer, nein, bereits die Vorbereitungen wurden ein solches. Insbesondere jene, die mit dem Hausverkauf über einen beauftragten Makler zu tun hatten.

Über und zu dessen geschalteter Online - Immobilienverkaufsanzeige meldeten sich eher Tröpfchen weise einige Interessenten. Im Nachgang ließen auch sie, wenn auch nur sehr eingeschränkt, einen guten Einblick in die Untiefen unserer Gesellschaft zu. Zwar wurden dabei nicht die immer größer werdenden sozialen Verwerfungen deutlich, jedoch bestimmte Denk - und Handlungsweisen.

Okay, dass ein Käufer an einem vorgeschlagenen Preis herum drehen möchte und dabei diesen nach unten zu drücken möchte, ist legitim, Es gehört zu einem eher lästigen Ritual. Wer möchte nicht gerne sparen? Diese Einstellung zählt denn eher zu dem, was ein Verkäufer, der sich zuvor entsprechend darauf eingestellt hat, kennen sollte. Auch das Ausbreiten kühner Träume und unrealistischer Vorstellungen während des Verkaufsgesprächs dürfte summa summarum zu dem üblichen Geplänkel im Rahmen derartiger Verkaufsgespräche zählen. Die sehr unterschiedlichen Interessenten entfalten aber sehr unterschiedliche Strategien, um sich darin Vorteile gegenüber der anderen Partei zu verschaffen. Einige haben mir letztendlich müde belächelt, andere dann Nase rümpfend zur Kenntnis genommen, weitere erst gar nicht beachtet.

Eine besondere Melange aus alledem stellte sich während des Gesprächs mit einem bekannten Landespolitiker für uns dar, der mittlerweile kein solcher mehr ist, weil er von seinem Ministerpräsidenten - gelinde gesagt " in die Wüste geschickt wurde ".

Eines Sonntagsabends - wir hatten gerade unsere Reisetaschen und mehr nach einem Wochenendaufenthalt bei den Enkeln aus dem PKW geholt - klingelte eben jener Mann an der Haustür und erkundigte sich nach dem zum Verkauf anstehenden Haus. Meine bessere Hälfte hatte sich - aufgrund des Überraschungseffekts - breit schlagen lassen, ihm und seiner, sich zunächst hinter den Rhododendronbüschen verbergenden Frau, einige Räume zu präsentieren. 

Im Nachhinein wurde uns klar, was es mit jenem beinahe überfallartigen Besuch des Politikers und seiner Angetrauten auf sich hatte. Der Mann wollte die Maklercourtage sparen und dachte wohl, er könne dieses mit einem direkten Gespräch bewerkstelligen. Nun, der eingeschaltete Immobilienmakler war stink sauer, als von der Aktion des Interessenten W. hörte.   

Es hätte unter Umständen sogar Stress zwischen diesem und den Eheleuten W. gegeben. Doch soweit kam es gar nicht, denn die entschieden sich für ein anderen Objekt in der nahe gelegenen Stadt Freital. Wir konnten das Hausgrundstück einige Monate später dann an ein ebenfalls gut situiertes Dresdner Ehepaar veräußern. Die eher seltsame Begegnung mit dem einstigen Minister des sächsischen Landeskabinetts wäre längst in Vergessenheit geraten, wäre, ja, wäre ich nicht durch eine Meldung über diesen hieran wieder erinnert worden.

Seit einigen Wochen hat er seinen Posten im aktuellen Kabinett Kretschmer aufgeben müssen. Er wurde von seinem Duzfreund nach einer Reihe von " Böcken ", die er sich in seinem Amt geleistet hatte und die in der Öffentlichkeit nicht gerade unerwähnt blieben, von diesem eben entlassen. 

Nun, Herr W. fällt sehr sanft in ein finanzielles Polster, dass ihm der Gesetzgeber in einem solchen Fall bereit stellt. Er bekommt 3 Monate lang seine Übergangsbezüge ( zirka 13.000 Euro monatlich * )  nach dem Ausscheiden als Landesminister. Ferner hat er sein Landtagsmandat noch inne, das ihm immerhin ein ordentliches Salär von mehr als 6.000 Euro im Monat. Hinzu kommt eine Kostenpauschale von über 4.000 Euro monatlich. Zudem darf er bis zu 8. 128,96 Euro für die Beschäftigung eines oder mehrerer Mitarbeiter je Monat geltend machen.

Nun, daran wird in etwa erkennbar, dass für Herrn W. nach dem Ausscheiden nicht gesammelt werden muss.  

Durch die aktuellen Ereignisse rund um den einstiegen Kaufinteressenten inspiriert, schauten wir uns interessehalber dessen Vita an. Und, siehe da, dabei traten so einige Merkwürdigkeiten zu Tage. Dass seine Promotionsarbeit unter Plagiatsverdachte geriet, mag vielleicht als Krönung dieser eher undurchsichtigen akademischen Ausbildung stehen, davor allerdings stellt sich für einen Außenstehenden die Frage, was Betriebswirtschafts  - und Volkswirtschaftslehre mit einer Doktorarbeit m Fach Geschichte an einer Philosophischen Fakultät gemeinsam haben? Außer, dass sich in dem Fach Geschichte, wohl eher eine Doktorarbeit zusammen basteln lässt?

Nun, ja, wat den een sin uhl, is den annern sin nachtigall!

Die Angetraute des Herrn weist ähnliche Sonderheiten in ihrer Vita auf. Sie lässt sich in einer im Netz nachlesbaren biografischen Vorstellung als " Volljuristin " ausweisen. Boah, wer allerdings " nur " ein Studium in Oslo mit dem Abschluss des Master ( LL.M. ) mit dem Schwerpunkt Europa - und Völkerrecht vorweisen kann, ist niemals ein " Volljurist ". Und auch die anschließende Promotion an der Universität Viadrina / Breslau ( Thema: deutsch - polnische Völkerrecht ) dürfte denn eher als " unter ferner liefen "  zu qualifizieren sein. 

So ist es halt, wenn auf der Partei politischen Schiene die eigene Karriere geplant wird. Schmalspur - Studium, eben!

Und so mancher Partei - Posten - Schübling hat selbst dieses - dank Vitamine B - Spritze - noch hinterher geworfen bekommen.

 

VAN DER GRAAF GENERATOR  -  The Sleepwalkers  -  The Sleepwalkers Godbluff  1975:

 


     



   * Berechnung der Bezüge hier:

https://www.bundestag.de/resource/blob/589998/d4f5753a8eaeef65216b28fafa025caa/WD-3-377-18-pdf-data.pdf



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