4 1/ 2 Stunden nur offline

 


Heute ist Samstag. Heute ist Fußball - Bundesliga. Heute spielt Werde. Diese Gedanken kreisten bei mir seit zirka 10.00 Uhr morgens und dieses ständig wieder kehrend in meinem Kopf herum. Werder spielt in Dortmund. Gegen den ebenso ruhmreichen BVB. Es werden mehr als 80.000 Zuschauer im Stadion sein. Und mehr als 70.000 von ihnen werden BVB - Anhänger sein. Und die erhoffen sich - ganz im Gegensatz zu den zirka 8.000 anwesenden Werder - Fans  - natürlich einen Sieg ihrer Borussen.

Die Stunden bis zum Anpfiff so gegen 15.30 Uhr vergingen. Nebenbei hörte ich in den Radiomeldungen, dass der Dortmunder Hauptbahnhof wegen eines durch die wolkenbruchartigen Regenfälle in der Nacht von Freitag auf Samstag gesperrt worden sei. Dadurch soll es wohl zu Behinderungen bei der Anreise der Menschenmassen gekommen sein. Was mich nicht weiter verwunderte, denn in das imposante Dortmunder Stadion hat fast die sechsfache Einwohnerzahl Echings Platz.

Nun gut, ich vertrieb mir die Zeit bis zum Anpfiff mit Drittliga - Fußball im Fernsehen und informierte mich ganz nebenbei über die Spiele in der Zweiten, wodurch natürlich mit bekam, wie die Kieler in Paderborn mit 2:7 unter die Räder gerieten. Dass dieses auch meinem SV Werder beim BVB in Dortmund passieren könnte, hielt ich allerdings für unwahrscheinlich. Dennoch wäre selbst für mich als eingefleischten Werderaner alles andere als ein BVB - Sieg eine Art positive Überraschung.

Gegen 15.00 Uhr schaltete ich dann den Bremer Heimsender Radio Bremen Eins ein, der ja nach dem Wiederaufstieg der Grün - Weißen aus der Zweiten, sein Programm erneut ein wenig um modeln musste. Gut, die dort gespielte - zumeist softig bis poppige  - Musik ist schon seit einigen Jahren nicht so mein Ding. Ich versuchte es dann mit der Live - Übertragung des Spiels, die mir über die Radio Bremen Eins - Internetseite a Link angeboten wird.

Als gegen 15.30 Uhr dort immer noch Geplänkel zu diesem Spiel gesendet wurde, schaltete ich das vor mir liegende " Surface " wieder aus und wechselte zum Radiosender. Doch im eingeschalteten Internetgerät sagte keinen Pieps. Auf dem Display wurde mir nahezeigt, dass eine Verbindung aufgebaut werde. Doch die kam auch nach dem ersten Aus - und Wiedereinschalten nicht zustande. Das Gerät meldete mir danach " Zeitüberschreitung " oder " keine Verbindung möglich " und bleib auch nach einem guten Dutzend weiteren Versuchen einfach stumm.

Fluchend loggte ich mich wieder in das " Surface " ein. Doch auch jene Versuche, die Seite von Radio Bremen Eins aufzurufen, schlugen ständig fehl. 

Was war denn jetzt los?  

Ich versuchte über das in Gang gesetzte " iphone " die " kicker " - Seite zu erreichen. Es tat sich zunächst nichts. Bei der Überprüfung der Internetverbindung wurde mir jetzt angezeigt, dass über den im Wohnzimmer aufgestellten Router keine WLan - Verbindung erfolgen kann. Ich versuchte es über den oben angeschlossen Repeater. Nichts!

Nach einigen Klimmzügen hatte ich dann doch eine Internetverbindung über den Provider " Congstar ", einer Tochterfirma der " telekom " herstellen können. Na, endlich!

In Dortmund waren zirka 15 Minuten gespielt. Es stand immerhin noch 0:0. Meine Laune wurde etwas besser. Doch die fehl geschlagenen Versuche, eine WLan - Verbindung zu erhalten, ließen mir keine Ruhe.

Ich begab mich nach oben in mein Büro und konnte dort nach einigem Bemühen die " telekom " - Service - Seite erreichen, die über technische Probleme Auskunft geben könnte. Ich gab dort die Festnetzrufnummer ein und einen Zugangscode. Binnen kurzer Zeit wurde ich darüber informiert, dass die Verbindung wegen eines Netzzusammenbruchs aufgrund von starken Regenfällen sowie Unwettern innerhalb des Landkreises unterbrochen worden sei.

So ein Mist!

Ich versuchte jetzt ohne Wlan - Verbindung die " kicker " - Seite erneut aufzurufen. Nach einigen Minuten baute sich dies mühsam auf. Im fernen Dortmund stand es immer noch 0.: 0. Immerhin ein Lichtblick in dieser dunklen, digitalen Steinzeit.

Ein weiterer Aufruf der " telekom " - Störungsserviceseite sagte mir dann, dass die Techniker an dem Probleme arbeiten würden und es wohl bis 16.15 Uhr dauern könne, ehe dieses behoben sein wird. Ichs ah jetzt auf die Uhr. Es war mittlerweile 17.00 Uhr. In Dortmund stand es länsgt 0:2 aus grün - weißer Sicht. Alles, wie gehabt?

Seit 10 Jahren gibt es für den SVW in Auswärtsspielen dort nüscht zu holen. Gefühlt sind das nahezu 20 Spiele ohne Sieg? Nicht ganz, aber beinahe.

Ich ließ meinen Rettungsanker, das " iphone " die " kicker " - Internetseite aufbauen. Mühsam gehorchte das Wunderding im Westentaschenformat meinen Wünschen. Nichts Neues im Westen. Immer noch 2:0 für den BVB.

Jetzt schoss es mir wie ein Blitz aus heiterem Himmel, aus dem im Übrigen kein Regentropfen mehr fiel, durch den Kopf. Unten, tief im Heizungskeller, lagert noch ein ausrangiertes, tragbares Radio mit Wurfantenne. Das müsste eigentlich noch funktionieren. Eilig verließ ich die Küche, holte das Mini - Radio nach oben, schloss es an und es brummte fürchterlich. Dann war Musik, dann wieder Stimmen und schließlich die " ARD - Bundesligakonferenz " am Samstagnachmittag zu vernehmen.

Aus der digitalen Ödnis im eigenen Hause wurde urplötzlich ein analoger Glücksmoment. Dann: Anschlusstor in Dortmund. Es stand nur noch 1:2 aus Werder - Sicht. Es war mittlerweile viertel nach fünf. Vor mehr als einem halben Jahrhundert wäre jetzt der Schlusspfiff ertönt und meine Grün - Weißen hätten verloren. Doch wir schreiben nicht das Jahr 1964, auch nicht 1974 oder 1984, sondern 2022. Die Uhren ticken aktuell im Fußballgeschäft völlig anders. Die Nachspielzeit von 5 Minuten sowie die Nachspielzeit zu der Nachspielzeit bewirkten, dass im Dortmunder Stadion mehr als 5 Minuten weiter gelaufen, gepasst und geschossen werden durfte. Und: Mein SV Werder nahm diese Einladung gerne an und gewann am Ende mit 3:2 .

Ich hatte zwar immer noch keine Internetverbindung über den Router, aber dafür einen Auswärtssieg in Dortmund zu bejubeln. Und das ist mehr als all der IT - Schnick - Schnack, der bei heftigen Regenfällen dann und wann mal ausfallen kann. 

Nach beinahe 4 1/2 Stunden, die " tagesschau " stand auf dem Programm, funktionierte die WLan - Routerverbindung dann doch wieder. Ich überlegte mir, wie es gewesen wäre, die Techniker hätten das Problem nicht mehr in den Griff bekommen und ich hätte jene drei Auswärtssiegtore meiner Werderaner nicht sehen können?

Nun, die Welt wäre zwar nicht unter gegangen und auch eine Sintflut hätte dieses nicht geändert, doch an diesem Beispiel wurde mir erneut klar, wie eng jene technischen Errungenschaften miteinander verknüpft und von einander abhängig sind.        



AMON DÜÜL  II  -  Restless Skylight -  Transistor Child  -   Tanz Der Lemminge  -  1971:



 

 




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