Poolmanager
Heute ist der 8. August. Ein Montag, ein blauer Montag. Nicht unbedingt mein Tag. Wir entschlossen uns gemeinsam nach Oberschleißheim zu fahren, um im Haus der Tochter und des Schwiegersohns nachzusehen.
Der Garten sah nach unserem letztwöchigen Einsatz noch passabel aus. Doch der Schwimmteich und der daneben liegende Fischteich hatten eine Wasserauffrischung nötig. Zudem entfernten wir die Algen an Teichrand. Ich ließ hierzu den Teichroboter laufen. Die Hauptarbeit bei dieser Aktion musste allerdings per Hand erledigt werden. Wir fingen mit einem Käscher die grünen Algenklumpen aus dem Wasser.
Dann ließ ich mit dem Gartenschlauch frisches Leitungswasser in die beiden Teiche. Bei den Tätigkeiten erinnerte ich mich an eine Begebenheit während des USA - Aufenthalts im September 1984. Diesen verbrachte ich mit meinen Eltern in Miami Beach. Sie hatten dort ein Appartement gemietet. Und an dieser Anlage war - wie es dort üblich ist - ein Pool angeschlossen.
Dieser Schwimmanlage war tipp top in Schuss gehalten. Obwohl der gesamte Komplex schon in die Jahre gekommen war, war dieses dem Pool nicht anzusehen. Was größtenteils an dem Engagement eines Mitarbeiters lag, der die großspurige Berufsbezeichnung " Poolmanager " führen durfte.
Wie in anderen Dingen des täglichen Lebens auch, neigen besonders die US - Amerikaner auch dort zu einer Übertreibung. Manager dürfte bekanntermaßen eine Person sein, die mit der Planung, Führung, Kontrolle von wirtschaftlichen Aufgaben betraut ist.
Nun, gut, der Außenstehende könnte vielleicht dieses auch bei einem Mitarbeiter erkennen, der mit der technischen Funktionalität und der Sauberkeit eines Schwimmbassins zu tun hat. Wie auch immer, ich habe mich einst über jene Berufsbezeichnung ein wenig amüsiert.
Beinahe 38 Jahre danach habe ich hierzu gegoogelt. Ich fand unter dem Suchbegriff " Poolmanager " dieses:
https://www.google.com/search?client=opera&q=Poolmanager&sourceid=opera&ie=UTF-8&oe=UTF-8
Okay, zu der damaligen Zeit gab es solche mulitfunktionalen Geräte oder Aggregate noch nicht. Da war denn eher solide Handarbeit angesagt. Zwar kostete die auch Geld, aber solche Jobs wurden mit vielleicht 3 bis 5 US - Dollar je Stunde vergütet. Weshalb auch unser damaliger " Poolmanager " abends in einem Supermarkt einige Stunden malochen musst, um überhaupt finanziell über die Runden zu kommen. In jenem Supermarkt mit dem hoch trabenden Namen " Pantry Pride " war ebenfalls ein " Storemanager " für den Ablauf des 24 Stunden geöffneten Markts verantwortlich.
Demnach managte der " Storemanager " ( wir würden hierzu Filialleiter sagen ), den " Poolmanager " bei dessen Tätigkeit, die im Einräumen von Verkaufsregalen, dem Aufstellen und Anbringen von Werbetafeln und dem Beseitigen von Verpackungsmüll etc. bestand. Alles verantwortungsvolle Tätigkeiten, die da der " Poolmanager " zu erfüllen hatte.
Als er uns - zunächst zu Fuß gehend - in der " Pantry Pride " - Filiale antraf, war ihm die Begegnung eher peinlich. Schließlich kannten wir uns vom Pool aus, den er managte.
Irgendwann erschien der Sohn unseres " Poolmanager " an der Arbeitsstelle des Vaters. Ein vielleicht um die Mitte 20 alter, sportlich, ja, sogar athletisch aussehender Mann. Er lief bereits kurz nach Sonnenaufgang einige Meilen am nahezu blütenweißen Strand entlang, schwamm dann anschließend eine gute halbe Stunde in Bahnen an den Pool - Seiten entlang und simulierte alsdann einige Boxeinlagen s Luftnummern. Ich versuchte mich, soweit mein mieses Englisch es zuließ, mit ihm zu unterhalten.
Er gab vor, in nächster Zeit an einer amerikanischen Universität studieren zu wollen. Was er dort genau studieren wollte, erschloss sich mir trotz einiger - wenn auch unpräziser - Nachfragen nicht so richtig. Später dann, der Herr Sohn war unterwegs, befragte meine Mutter, die ebenfalls Grundkenntnisse in der englischen Sprache besaß, weil sie nach dem 2. Weltkrieg einige Jahre als Hausangestellte ( man könnte auch sagen: " Housemanager " ) bei einer in Bad Eilsen residierenden Offiziersfamilie ihr Brot verdienen musste, eben jenen " Poolmanager " nach den beruflichen Plänen seines Herrn Sohnes.
Die Fragen waren ihm erneut peinlich. Er verhielt sich so ähnlich wie einige Tage zuvor im " Pantry Pride ". Er ging quasi in Deckung. Tatsächlich kam aber bei den Angaben über den Sohn heraus, dass dieser reinweg Sohn zum Berufswunsch auserkoren hatte und dieses, obwohl sein Vater in mindestens zwei Jobs knechten musste, um Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen.
Der Sohn war also ein Schaumschläger, sein bisheriges Leben, demnach eine Luftnummer.
Während ich mit dem größeren Käscher weiterhin die Algenklumpen aus dem Schwimmteich fischte, danach den Reinigungsroboter wieder in das Bassin wuchtete und dazu den Plasteschlauch hinein leget, um frisches Wasser nachzufüllen, erinnerte ich mich an jene Zeit mit dem " Poolmanager ". Einem freundlichen, bereits um 60 Jahre alten Mann mit längst lichtem Haar und vielen Sorgenfalten auf der Stirn.
Jetzt, so 38 Jahre nach dem vierwöchigen USA - Urlaub, den meine Eltern - aus welchen Gründen auch immer - spendierten und der damals ( der Dollar - Kurs lag bei über 3, 12 DM ) insgesamt mindestens 15.000 DM gekostet hatte, war ich nicht nur " Poolmanager ", sondern auch " Facilitymanager " , vielleicht auch " Familymanager "? Auf jeden Fall temporär betrachtet, " Housemanager ".
Zu meinen leitenden Aufgaben gehörte aktuell das Rasenmähen. Ich stellte ab 15.00 Uhr den Akkumäher an und legte los.
Unsere drei Enkel verweilen noch einige Tage an der öden Ostsee. Nach eigenen Angaben wären si lieber auf die Malediven geflogen.
Die drei Manager von morgen im Diesseits!
MARSHA HUNT - Keep The Customer Satisfied - 1970:
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