Fischer´s Helene auf Angeltour


Der achte Monat des Jahres 2022 geht so langsam seinem Ende entgegen. Noch 3 Tage, dann wird uns der September sein Stelldichein geben. Der August 2022 war war, nein, größtenteils sogar heiß. Ein ideales Wetter also, um sich im Freien aufzuhalten und die von Krisen gemarterte Seele einfach mal baumeln zu lassen. Gelegenheiten hierfür gab es ja massenhaft. Man(n) konnte wieder in ein Fußballstadion gehen, um sich dabei - Bier beseelt - die Schmähgesänge der gegnerischen Fans um die Ohren wabern zu lassen, wenn der eigene Klub kurz vor Spielende zurück liegt und die Begegnung in die Hose zu gehen scheint.  

Dass dieses nicht immer so sein muss, haben am vergangenen Samstag meine Grün - Weißen in Dortmund gezeigt; was der " Kölner Sportschau " eine Woche darauf sogar noch eine Nachlese wert war. 

Man(n) könnte auch jenseits der Massenveranstaltungen, die dank der staatlichen " Corona " - Bekämpfungsmaßnahmen nun wieder voll umfänglich und in einer schier unübersehbaren Anzahl als eine Art spät - römische Bespaßung in variantenreicher Form dem darbenden Plebs dargeboten werden, eine " Thüringer " auf den bescheidenen bis protzigen Holz - oder Gas betriebenen Grill legen und sich bei einem kalten Getränk des Lebens erfreuen.

All diese Möglichkeiten stehen dem " Normalo " jederzeit und irgendwo zur Verfügung. Sicherlich die Preise sind seit Putin´s wahnwitzigen Krieg gegen die Ukraine in die Höhe geschossen, doch es gibt sowohl Bier ( wenn auch um bis zu 30 % teurer als noch im vergangenen Jahr ), Brot ( dito ) , " Kerry Gold " ( mehr als 50 % Aufschlag ) oder auch Grillkohle ( die eignet sich nur sehr bedingt als primäres Heiz - Medium in dem bevorstehenden Winter ) ist in den Märkten noch reichlich vorhanden gewesen.

Wer es aber lieber krawallig, laut und im kollektiven Alkoholrausch haben wollte, der konnte neben dem mit Stress am Flughafen einhergehenden, bereits im letzten Jahr gebuchten Auslandurlaub, auch eines der unendlich vielen " Konzerte " bis " Festivals " gegen, die in normierter Abfolge Jahr für Jahr dem nach Einheitskultur lechzenden Michel auf die Ohren und Augen gepappt werden. Jene Massenereignisse wurden denn auch ab Juni 2022, dann wenn die Sonne lacht, der Himmel nicht mehr weint und der Testosteronspiegel mit jedem herunter geschütteten Plastebecher der ockergelben Plürre steigt, wird so manches " Event " zu einer später eintretenden, ernüchternden Tour durch das von Soll - Umsätzen ächzende, überzogene Girokonto. Nach dem Gusto des " Leben und leben lassen " wird allerdings kräftig " gefeiert "; auch wenn dabei, die durch Fast Food - Fraß und allerlei hoch gezuckerten, flüssigen Gelumpsch, bereits gesundheitlich sehr bedenkliche Leibesfülle weiter erhöht wird. Massenbespaßung bedeutet deshalb auch florierender Umsatz.

Da stellt sich denn für einen Realisten die Frage, warum die Veranstaltungsbrache mit ihren industriell getakteten Angeboten im Juli 2022 zu einem medial aufgeplusterten, kollektiven Hilferuf ansetzte, der darin mündete, dass wegen der zwei aufeinander folgenden " Corona " - Jahren, angeblich 2/3 der Veranstaltungsbetriebe in pure Existenznot geraten seien.  

Und wenn sich ich mir die Besucherzahlen allein bei der Radau - Tour der beschränkt musikalischen Truppe " Rammstein " ansehe, die Auslastung der einstigen Kuhwiesen rund um das Dorf Wacken heran ziehe oder auch weitere, eher lokal beschränkte Festivitäten, wie das vor unserer Haustür zelebrierte Saufgelage " Brass Wiesn " als Beispiel für die untergehende abendländische Kultur betrachte, kann ich das Gejammer aus den Reihen  jener Veranstaltungsindustrie nicht so ganz nachvollziehen.

Hier 40.000, dort 80.000 und bei der Plärr - Suse Helene Fischer waren es gar deren 130.000 Besucher, die sich ihre Ohren zumüllen und Tonnen von eigenem Müll hinter lassend, die Rübe zuschüttend, einen Abend der behaupteten " Superlative " mit erlebten.

Die nicht " Fromme Helen " soll zwar ihr begrenztes " Bestes " gegeben haben, doch die erwünschte bierselige Saumseligkeit wollte sich bei jener zwischen 69,99, 169,99, 199,99 und der Preis - Krönung von sage und schreibe 599,99 Euro ( als " Premium - VIP  - Package " feil geboten ) von der Veranstaltungsfirma " eventime " kredenzten Wucher - Orgie nicht so recht einstellen.

Dann spielte auch noch das Wetter nicht so richtig mit. In der bayrischen Landeshauptstadt regnete es ausgerechnet an jenem - von den Lokal - Medien hoch stilisierten - " Fischer - Event " der " Extraklasse ". Dafür kann die blonde Schlager - Mamsel nun wahrlich herzlich wenig. Wohl aber dafür, dass sie sich vor den Karren des hemmungslosen Abzockens spannen lässt. Da beklagten sich doch viele Interessierte nicht nur über die unverschämten Eintrittspreise ( ... " dafür muss ich hart arbeiten,.. " ), sondern auch darüber, dass sie Stunden lang im Freien, bei Regenwetter stehen mussten, um ihrer Angebeteten aus zirka einem Kilometer Entfernung über eine Großleinwand direkt in die blauen Augen schauen zu können.

" DER SPIEGEL " formulierte es in der Tratsch - und Klatsch - Doppelseite, denn so:

" .... Damit das alles beim nächsten Mal entspannter läuft, ein paar Tipps vom Reporter, der durch die Münchner Messe zu Helene Fischer geschwommen ist: Machen Sie sich gar nicht die Mühe, ein Outfit fürs Konzert abzustimmen, greifen Sie lieber gleich zu einem dieser Schutzoveralls aus den Katastrophenfilmen oder, besser, zum Neoprentauchanzug oder, noch besser, Schutzoverall über Tauchanzug. Alternativ gehen auch Bikini oder Speedo, dann können Sie sich das Duschen vorher sparen, ein kleiner Beitrag fürs Klima. Sie überlegen, ob Sie mit Bus, Bahn oder E - Scooter anreisen? Verschließen Sie sich nicht vor der Option Schlauchboot. Darin können Sie sitzen. Das ist auch praktisch beim Crowdsurfen. Von dort oben sehen Sie dann vielleicht auch was von der unfassbaren Show. "

- Zitatende - aus: " Kein Sitzplatz? Unfassbar! " in  DER SPIEGEL ", Ausgabe 35 / 2022, S. 119    

Nun, ja, jammern auf hohem, Münchner  Niveau. Vielleicht hätten sich die so Gebeutelten tatsächlcih an dem norddeutschen Grundsatz " Es gibt kein schiet Wetter, sondern nur die falsche Kleidung " orientieren sollen? Übrigens: Das " After Show - Event " für satte 90 Euronen pro Person fiel aus. Nicht aber wegen des Schiet - Wetters, sondern mangels Nachfrage. Was zu viel ist, ist zu viel, auch für die solventeren Münchner Fischer - Fans!


BLUE CHEER  -  ( I Can´t Get No ) SATISFACTION  -  1968:



    

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