Weihnachtsmänner im August



Der August 2022 mäandert mit den erwarteten hochsommerlichen Temperaturen seinem Ende entgegen. In dem überwiegenden Teilen Europas prägen - teilweise - bis Mitte September die Großen Ferien, die Sommerschulferien, das Bild. Das heißt auch, das die Bevölkerungen vieler europäischer Länder auf Reisen gegangen sind. Wer in seinem eigenen Umfeld ein wenig genauer hin sieht, kann - trotz der explosionsartig gestiegen Kraftstoffpreise - hier und da ein ausländisches Kfz - Kennzeichen erkennen.

Irgendwann im kommenden Jahr, vielleicht auch bis Dezember 2022, veröffentlicht dann die Reise - und Tourismusbranche ihre Statistiken. Die könnten regional besehen sehr unterschiedlich ausfallen. Für unsere künftige Heimat, hoch oben an der Ostsee von Mecklenburg - Vorpommern dürfte es einen spürbaren Buchungsrückgang gegeben haben. Dieser wird - mutmaßlich - darin zu sehen sein, dass nicht wenige Urlauber eine Flugreise zu den südlichen Gefilden Europas bevorzugt haben. Es sind jene, die vielleicht wegen der " Corona " - Seuche in den vergangenen zwei Jahren auf eine Flugreise ganz verzichteten und diese nunmehr nachholen.

Warum und wo auch immer, der Massentourismus prägt das Bild des Sommers 2022. Die Masse Mensch möchte nach den zwei Jahren fürchterlicher " Corona " - Beschränkungen wieder am globalen Reisewahnsinn teilnehmen. Das ist nur zu verständlich, denn die heimischen Gefilde können lediglich einen kleinen Teil der Urlaubswütigen aufnehmen. Wo sich viele Menschen aufhalten, da entstehen noch mehr Probleme. Wohin mit dem von ihnen hinterlassenen Müll, den von ihnen produzierten Absonderungen? Sie müssen irgendwie verarbeitet, recycelt werden. Das trifft für viele andere - mehr oder weniger - lieb gewonnene Dinge im Leben eines Menschen ebenfalls zu.

So für Autos ( Schrottplatz ), für Klamotten ( Kleider - Container ) und Millionen Tonnen an weg geworfenem Essen ( grüne - oder Biotonne, Komposthaufen im Garten usw. ). Doch nicht alles, was essbar war und nun nicht mehr genießbar sein soll, wandert oder fliegt dort hinein. 

Einst hatte ich - begründete - Zweifel, ob die immer größer werdende Zahl an Schokoladen - Weihnachtsmännern, die spätestens ab dem 24. 12, gegen 14.00 Uhr ( dann sollten auch die letzten, sie verkaufenden Geschäfte geschlossen worden sein ) nicht mehr en vogue sind, zu den Herstellern zurück gegeben und dort wieder eingeschmolzen werden, um Wochen später zu Schokoladen - Osterhasen geformt, in den genormten, verkaufsfähigen Größen und Formen alsdann angeboten, transportiert und in den Regalen stehend, dem Kunden erneut serviert werden. Gibt es diese Art von Wiederverwertung tatsächlich?

Ja und nein, denn nur in den Fabriken werden Weihnachtsmänner, die bei der Herstellung Fehler aufweisen, zurück geführt und wieder eingeschmolzen. Allerdings nicht deshalb, um aus ihnen Osterhasen zu fertigen.

Es war also ein Gerücht, dass sich sehr hartnäckig in meiner Gedankenwelt verfestigt hatte und von dem ich mich irgendwie nie ganz lösen konnte, obwohl ich längst die Wahrheit über den Verbleib der Schokoladen - Weihnachtsmänner - Restbestände kannte. Nach den Geschenk - Orgien - Tagen ab dem 24. 12. werden die nicht abverkauften Hohlkörper zu günstigeren Preisen, teils mit 50 -  bis 70 %igen Abschlägen ( Rabatten ) im Handel angeboten. Der Rest von diesen Rest wird vernichtet. 

Also, nichts da, mit einer Metamorphose des Weihnachtsmannes in einen Osterhasen!

Doch eine weitere, ja nahezu existenzielle Frage, bedrückte mich hierzu. Was produzieren denn die vielen Schokoladen - Werke, wenn das Weihnachtsfest vorbei ist? Geht die Herstellung von Osterhasen sofort, also nahtlos, in einander über? Oder gibt es in den Fabriken zwischen Weihnachten, Neujahr und einigen Wochen vor dem Osterfest, etwa Betriebsferien?

Diese Frage lässt sich kurz und knapp mit " Nein! " beantworten.

So, wie der ewige Weihnachtsmann am Polarkreis in der finnischen Stadt Rovaniemi. Er ist das gesamte Jahr über präsent, schlief - angeblich - nie und wacht darüber, dass das Weihnachtsfest nicht vergessen wird und er sich selbst in heißen Sommertagen in Erinnerung rufen darf. Demnach  ist in Rovaniemi, in der nordfinnischen Stadt am Polarkreis, das gesamte Jahr über Weihnachten. das weckt eventuell Begehrlichkeiten, denn mit Weihnachten wird heutzutage - überwiegend und ausschließlich - die damit einher gehende Geschenk - Fress - und Sauforgie ab dem 24. Dezember verbunden - weniger die wesentliche wichtigere und ältere Tradition rund um die Begehung des christlichen Festes.

Tja, ein Dienstag im August 2022, nämlich der 16. 08. 2022,  der  sollte meine vor Jahrzehnten erdachten und nur zu oft gegenüber Bekannten und vor allem in der Familie geäußerten Befürchtungen, wonach Schokoladen - Weihnachtsmänner und mehr alsbald im Sommer in den Regalen der Supermärkte zum Verkauf bereit stehen werden, auf absurde Weise erfüllt sehen. Nichtsahnend betrat ich an jenem Dienstag, also einen Tag nach dem katholischen Feiertag, der sich " Maria Himmelfahrt " nennt und irgendetwas mit der Aufnahme der " Heiligen Jungfrau Maria " in den Himmel zu tun hat, die hiesige " NORMA " - Filiale. 

Vor den Regalen standen leicht verstreut Paletten, auf denen sich irgendwelche Artikel befanden, die noch einzusortieren waren. An diesem frühen Dienstagmorgen, an dem das Kundenaufkommen nicht besonders hoch war, wollte ich mir zwei, drei Brötchen sowie Obst und Gemüse kaufen. Beim eher zufälligen Vorbeigehen an der rückwärtigen Seite der ersten Regalseite nach dem Eingang, sah ich sie dann - die Weihnachtsartikel, die mich an grinsenden Weihnachtsmänner, die in Plastefolie verpackten Dominosteine, die Spekulationstüten, einen Teil des Gedöns, dass dem Kunden in den kommenden mehr als vier Monaten dann überall in den mehr als 11.000  Supermärkten zum Fraß vorgeworfen wird. 

Obwohl die eingeführte Perversität, im Hochsommer Schokoladen - oder überhaupt Weihnachtsartikel anzubieten, bei mir zunächst eine Art Schockstarre verursachte, konnte ich mich dann doch sehr schnell wieder fangen. Na, bitte, ich hatte mit meinen einst geäußerten Befürchtungen doch recht. Damals, so in den frühen 1980ern, konnten Kunden von " Aldi " ( wohl aber nicht nur dort ) bereits Ende November beinahe das komplette Sortiment an Weihnachtssüßigkeit erwerben. Dann bereits Mitte November, danach ab November, sodann im Oktober, später im September - nun also ab Mitte August.

Das Jahr 2022 wird nicht gerade als eines von Friede, Freude, Eierkuchen in die Analen eingehen. Im Gegenteil: Krieg, gigantische Umwelt - vornehmlich Brandkatastrophen und sonstige Krisen wurden und werden die überbevölkerte Erde noch in langer Erinnerung bleiben. Warum als nicht auch zum Verkauf bereit gestellte und viel teuer gewordene Weihnachtsmänner im heißen August?  


GRAPEFRUIT  -  Dear Delilah  -  1968:

                  


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