Invasion aus dem Mülleimer
Nach den durchaus heftigen Sommergewittern von gestern, wurde es bereits in der folgenden Nacht wieder schwül. Nach einem eher unruhigen Schlaf, weckten mich unsere Vierbeinern gegen 5.00 Uhr draußen war es noch dunkel. Die Nacht hat dem Tag mehr als eine Stunde Zeit abgeknöpft. Obwohl es noch immer Hochsommer ist, werden die Augusttage bereits merklich kürzer.
Ich schwankte aus dem Schlafzimmer in das Treppenhaus und von dort nach oben in die Küche. Während ich mühsam die Treppenstufen hoch schlich, überlegte ich kurz, ob ich erst die Katzen füttere oder eher das Bad aufsuche. Ich entschied mich für die erste Variante. Zwei von vier Katzen folgten mir und forderten mauzend ihre Futterration. Einen Tag nach dem Ehrentag der Katze durfte ich es jetzt wieder aussprechen: " Ihr nervt! "
Nachdem ich im Blindflug die Futter tüten ausgerissen und mit dem Trockenfutter aus der Plastedose in die Näpfe verteilt hatte, wankte ich in das Bad. Nach etwa 5 Minuten ging ich . sehr sommerlich bekleidet - wieder in die Küche. Routinemäßig knipste ich das Licht an. Es folgten das Anstellen der Kaffeemaschine und des Radios.
Der Kaffeeautomat produzierte gluckernd und zischend das von mir per Knopfdruck bestellte Heißgetränk. Ich öffnete den Kühlschrank, der bei über 27 ° C Raumtemperatur rund um die Uhr rödelt. Ich holte die kühle Milch aus dem Seitenfach und wollte gerade zu dem Kaffeeautomaten zurück gehen, als ich sie auf dem schwarzen, dem matt - schwarzen Boden, kriechen sah. Helle, ja schon fast weiße Maden. Dutzende, die sich unkoordiniert auf dem Boden bewegten. Sie waren wohl von dem plötzlichen Lichteinfall überrascht worden und versuchten nun panikartig einen Unterschlupf zu suchen.
Doch: Woher kamen die ungebetenen Sommergäste?
Ich sah unter der Anrichte, auf der die Kaffeemaschine stand. Von dort aus schienen die Eindringlinge gekommen zu sein. Dann öffnete ich die Abfalleimer. Unter dem Leichtmetalldeckel sah ich sie wieder. Eine Vielzahl von Maden. Sie stammten höchstwahrscheinlich von einem der massenhaft auftauchenden Fliegen und Brummer, die Tag für Tag durch die offene Terrassentür in die Küche fliegen, sich an den Fensterscheiben fest setzen und dort Hunderte Kotfleckchen hinterlassen. Eine lästige Geschichte, aber, bald soll es kühler werden und dann könnte ja Fenster putzen angesagt sein.
Die Maden indes krochen weiter auf dem schwarzen Küchenboden herum. Ich holte den Besen und begann die Okkupanten mit brachialer Gewalt zusammen zu kehren. Dann öffnete ich den Abfalleimer und entsorgte darin die toten Maden. Ich schlug also die Invasion zurück an dem Ort ihres Ursprungs. Und dieses, noch bevor meine bessere Hälfte die Küche betrat.
Die Invasion war gestoppt, die geplante Okkupation beendet, der Krieg gegen die Maden gewonnen.
Der heiße Sommer bringt nicht nur tropische Nächte, Dürre und abgestorbene Pflanzen, Äste, Sträucher, ganze Baumplantagen mit sich, sondern lässt auch ungebetene Gäste in die Wohnräume. Ob nun Fliegen, Bienen, Wespen und auch schon Spinnen, sie alle suchen die relativ kühlen Wände der Zimmer.
Und weil sich sich ganz frech bei uns eingenistet haben, versuchen die Vielbeiner sich auch noch zu vermehren. Damit war jetzt erst mal Schluss.
Ich schaue auf das Raumthermometer: Es zeigt 22.09 Uhr an. Draußen sollen es noch 27 Grad; drinnen gar 29 sein. Puh, viel zu warm, um zu schlafen.
Mir fällt Heinz Erhard´s Gedicht ein:
Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde. Sie ist Witwe, denn der Gatte, den sie hatte, fiel vom Blatte. Diente so auf diese Weise einer Ameise als Speise. Eines Morgens sprach die Made: »Liebes Kind, ich sehe grade, drüben gibt es frischen Kohl, den ich hol. So leb denn wohl! Halt, noch eins! Denk, was geschah, geh nicht aus, denk an Papa!« Also sprach sie und entwich. – Made junior aber schlich hinterdrein; doch das war schlecht! Denn schon kam ein bunter Specht und verschlang die kleine fade Made ohne Gnade. Schade! Hinter eines Baumes Rinde ruft die Made nach dem Kinde …
" Winter Dust " - " Fake Beaches " - 2013:
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