Stadt der Moderne?
In Chemnitz, der Stadt, die zu DDR - Zeiten im breitesten sächsischen Dialekt mit drei " O " ausgesprochen wurde, brennt bereits weit vor Weihnachten der Christbaum. Der Anlass für eine nicht geplante, jedoch vorhersehbare Illumination im heißen Sommer 2018, war - einmal mehr - das all jährlich statt findende " Stadtfest ". Eine normierte Ödnis, in der Bespassung eher eine untergeordnete Rolle spielt. Vornehmlich geht es hier um die Befriedigung der niederen Triebe, nämlich das Saufen und das Fressen.
Okay, ich sach´ma´, ich gebe vor zu wissen, dat das auf dem Münchner Oktoberfest ( vulgu: Wiesn ) oder dem Hamburcher " Dom " und dem Bremer " ischá " Freimarkt nicht viel anders, wenn auch in anderen Dimensionen ablaufend, sein dürfte.
Nun, zum " Stadtfest " in Chemnitz trifft sich seit den Wendejahren regelmäßig nah und nicht so fern, um eben jenen Gelüsten zu frönen, die dann, in zu hohen Dosen konsumiert, zu der sattsam bekannten Adipositas führen und - dat war hier der fatale Nebeneffekt - durchaus frei werdende Kraftkapazitäten, gepaart mit Hormonstauungen bei den Vertretern der Generationen 16 Plus, führen.
Die Menschheit ist schlecht. Und weil sie schlecht ist, kann der Einzelne in einer schlechten Gesellschaft nicht viel besser sein als diese selbst. Nicht philosophisch formuliert, lässt sich damit feststellen, dass, wenn ein jeweils männliches A.. auf ein A... trifft, zumeist die Fäuste fliegen, die Schlagwerkzeuge ( einst waren Baseballschläger en vogue ) zum Einsatz kommen und - dat ist der aktuelle Trend - bei vielen, die nicht alle Latten am Zaun haben, auch Messer gezückt werden, um den vermeintlichen Feind oder mutmaßlichen Kontrahenten, niederzustrecken.
Die selbst ernannte " Stadt der Moderne " musste ja nach 1989 einen erheblichen Bevölkerungsschwund hinnehmen. So richtig kam das einstige Karl - Marx - Stadt danach nicht mehr auf die Beine. Nach der Abwicklungsorgie der Kohl / Breul´schen " Treuhand " verließen deshalb viele davon betroffenen Getreuen die Stadt, um in der Fremde das Glück bis zur vorgesehenen Verrentung zu suchen.
Bayern bot sich hierbei an. Baden - Württemberg auch oder es zog einige Ex - Chemnitzer nach ganz weit weg.
So traf unsere Tochter vor vielen Jahren eine Gleichgesinnte in Irland, die bei zu jener Zeit im Deutschen Konsulat in Dublin tätig war, und just aus der Stadt mit dem berühmt, berüchtigten drei " O "s kam.
Aber, zurück in die graue Gegenwart. Das Ödnis " Stadtfest " Chemnitz wurde zu einem Lackmustest für die sächsische Politik, vornehmlich dem Ministerpräsidenten, seinem Innenminister und Busenfreund aus gemeinsamen JU - Tagen sowie den Polizeibehörden.
Nach einer tödlich verlaufenden Messerattacke, die mutmaßlich von einem Syrer und einem Iraker ausgeführt worden war, starb ein deutsches Opfer. Zwei weitere darin Verwickelte mussten mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus verbracht werden.
Ein Hartgesottener könnte dieses Ereignis als üblichen Kollateralschaden im Rahmen eines Massenbesäufnisses und einer jener - eher nichtssagenden - Großveranstaltungen abqualifizieren.
Doch der Vorfall an jenem frühen Samstagmorgen in der " Stadt der Moderne " entwickelte eine Eigendynamik.
Am Samstag veranstaltete ein bundesweit zusammen gerufener Mob aus Neofaschisten und anderen geistigen Amöben eine regelrechte Hetzjagd auf alle Personen, die irgendwie fremdländisch aussahen.
Das Chemnitzer " Stadtfest " wurde nach dem tödlichen Vorfall aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Die Buden blieben folglich leer. Kein Volk, kein Umsatz, keine Randale!
Am Montag aber veranstaltete der Klüngel - Verein aus " besorgten " Bürgern, der sich " Pro Chemnitz " nennt, eine Demonstration, die reflexartig eine Gegendemonstration von so genannten linken Gruppierungen folgen ließ. Es kam dabei zu Gewaltexzessen, wie wir sie aus Freital, Heidenau, Mügeln, aber auch Dresden und ebenso Chemnitz bereits unter der Ägide des damaligen Ministerpräsidenten Tillich bekannt wurden.
Irgendetwas läuft seit den Nachwendejahren falsch in diesem, unserem, Freistaat. Nur, was?
Es mag daran liegen, dass die Schwarzen, also die CDU, schon viel zu lange die Regierung stellen. Diese absolutistische Grundeinstellung bei der Machtausübung verklärt sehr oft den Blick für das Profane. Und dieses führt eben dazu, dass der Bürger als Bettler, als Bittsteller degradiert wird. Es werden dessen Anliegen eher abgetan, denn ernst genommen.
Hinzu kommt, dass die bisherigen Regierungen es versäumt haben, auf die sich radikal veränderten gesellschaftlichen Bedingungen zu reagieren. Statt mit einer offensiven Informationspolitik auf diffuse Ängste, die in Teilen der Bevölkerung grassieren und die sich gegen das Fremde richten, zu reagieren, wurde diese Befindlichkeiten ständig ignoriert und damit unter den berühmten Teppich gekehrt.
Die Chemnitz - Randale ist somit eher das Produkt einer konsequenten Ignoranz der hier vorliegenden, spezifischen, gesellschaftlichen Entwicklungen nach der so genannten Wende und der angeblichen Wiedervereinigung. Was in dem einstigen Westdeutschland überwiegend funktioniert, nämlich das Nebeneinander zwischen Einheimischen und Migranten, steckt in Ostdeutschland immer noch in den Kinderschuhen.
Und dieses ist der Hauptgrund für die ausländerfeindlichen Krawalle,weil der sich dort artikulierende Protest der Masse von organisierten Horden aus dem Umfeld der Neofaschisten, umfunktionalisiert wurde. Der braune Mob indes konnte dadurch seine Ziele verfolgen. Die Sachsen - CDU schaute dabei zu, weil Innenminister Wöller u.a. die Hinweise und Warnungen des Landesverfassungsschutzes nicht zum Anlass nahm, um umgehend dagegen zu steuern.
" Stadt der Moderne "? So, nicht, Herr Kretschmer!
Als sich der Maestro eine Woche später in einem, wohl schon weit vor den Krawallen terminierten, aber dann doch eher eiligst zusammen getrommelten Bürgerdialog den Wutbürgern stellte, war er zumindest aktuell, von mehr Polizisten aus anderen Bundesländern sowie der Bundespolizei eingekreist als von Bürgern.
Was prophezeite einst der großartige Michail Gorbatschow?
" Wer zu spät kommt,......"
" Nektar " - " Time Machine " - 2013:
Kommentare
Jau, u.a. auch, weil meine bessere Hälfte dort ihre Rentenansprüche vervollständigt. Ich sach´ma´: Es gibt schönere Flecken, auf diesem unserem, Erdball und dazu zählt zweifelsohne unsere Landeshauptstadt. Auch wenn hier viele Dinge verbesserungswürdig sind. Nun ist es längst in Mode gekommen, als größere Stadt sich irgend eines Mumpitzes, der von den Werbe - Pappnasen ausgedacht wurde, zu bedienen, welcher dann als Stadtlogo dient. " Stadt der Moderne " ist hier besonders innovativ, weil es um Lichtjahre an der tristen Realität vorbei geht.