Schweißtreibendes Einkaufen



Heute ist Donnerstag und Donnerstag ist in der Regel unser Einkaufstag. Deshalb fuhr ich gegen 17.00 Uhr in Richtung des Bahnhofs Dresden - Plauen,von wo aus meine bessere Hälfte mit der RB 30 aus Chemnitz kommend so gegen 17. 15 Uhr eintreffen musste. Ich suchte auf dem Bienert - Gelände, dorthin wo einst der Gründer der Brotfabrik auch seine schmucke Villa bewohnte, um den zuvor mit Einkaufstaschen und einem Plaste - Klappkasten präparierten Mazda abzustellen.

Die Parkplatzsuche ist zu dieser Zeit immer noch ein Lotteriespiel. Also stellte ich mich frech auf einen, der als " reserviert " gekennzeichneten Firmen - oder Kundenparkplätze und stieg - in der Annahme, der Zug kommt pünktlich - aus dem Japaner aus.

Die Eile war nicht geboten, denn die RB 30 hatte zirka 5 Minuten Verspätung. Egal, Hauptsache ich konnte den PKW in der Nähe abstellen. Da nehme ich eine kleine Zugverspätung auch gerne in Kauf. Die DB - Gurke kam dann so gegen 17.20 Uhr angerattert. Quietschend hielt das alte Gelumpe an dem Gleis 2, das in Richtung Hauptbahnhof zeigt.

Nachdem wir aus der Einfahrt des Biernert - Parkplatzes in die Kolonne der in Richtung Kreisverkehr zuckelnden Fahrzeuge eingereiht waren, fuhren wir die gleiche Strecke, die ich zuvor gekommen war, zurück. Die " Kesselsdorfer Straße " war dann doch nicht so befahren, wie wir es zuvor befürchtet hatten. Obwohl es mitten im Feierabendverkehr war, kamen wir ohne große Mühe in Richtung  Julius - Vahlteich - Straße und von dort auf die Coventrystraße, wo wir auch die Omsewitzerstraße fuhren.

Der " Lidl " - Parkplatz war relativ voll. Doch es herrschte kein wildes Gewühle. So erledigten wir unseren Wocheneinkauf, ohne das nervige, dichte Gedränge ertragen zu müssen. Allerdings trafen wir auf einige Mitstreiter, die doch arg transpirierten. Oder, um es gemeiner auszudrücken, sie stanken nach Schweiß. Zum Teil nach kaltem Schweiß. Was den Rückschluss zulässt, dass diese Kunden ihre Bekleidung nicht gewechselt hatten.

Nun,ja, es gibt auch diese Mitmenschen, deren Geruchsempfinden eher als rustikal einzustufen ist. Da wird schon mal bei diesen schwülen oder zumeist heißen Temperaturen, das Hemd, die Hose oder das Shirt von vor zwei bis vier Tagen erneut angezogen. Nicht immer zum Wohlgefallen der übrigen Miteinkäufer. Deshalb waberten an den diversen Kühltruhen, den Regalen und Ständen undefinierbare Gerüche in meine Nase. Ich drehte mich schleunigst von der ausgemachten Quelle des üblen Körpergeruchs weg und bekam einige Male sogar Schnappatmung.

An der Kasse angekommen, hatten sich einige Jungsche eingefunden, Während eine dämliches Zeug in ihr Handy sabbelte, platzierte eine weitere, tätowierte Begleiterin mit farbigen Haaren, den Einkauf auf das Band. Der übliche Dreck: Süßes Gesöff, Pizza und nach eine Dose Tabak. Diese hatte sie vergessen. Das dünne Brett drängte sich an meinem Allerwertesten vorbei in Richtung des Rauchwarenregal, das eigentlich nur per Knopfdruck durch den Kassierer geöffnet werden kann. Aber, die dürre Grazie mit den platin - blonden Haaren und den Tattoos schaffte es, dank meiner Baucheinziehverreenkung, auch auf den Rückweg an meinem Allerwertesten vorbeizugehen, ohne meinen alten A... zu berühren.
Während ich sie und ihre Truppe weiterhin beobachtete, kam bei mir ein wenig Neid auf.
Mensch, so schlank warsté och mal. So, vor 40 Jahren und davor sowie danach. Inzwischen habe ich zirka 10 Kilo drauf gesattelt.

Die Gurkentruppe, die ich aus den Gorbitzer - Plattenbauten kommend,vermutete, bezahlte inzwischen und zog von dannen. Die Handy - Sabbeltasche hatte ihr Gespräch beendet. Irgendwie bedauerte ich die Gruppe. Keine Perspektive, kein Geld, kein Leben. Oder so ähnlich.

Vor mir stand eine etwas ältere Frau. Sie hatte Henna rote Haare, in denen eine billige Sonnenbrille eingesteckt war. Aufgrund ihres Gesäßes, dass durchaus prall zu bezeichnen wäre und ihres gesamten Auftretens, vermutete ich, dass auch sie Gorbitzer sein muss. Sie hatte eine handvoll Artikel auf das Band gelegt. Darüber eine preisreduzierte Textilie. Ein Sommer - Shirt? Wie dem auch sei, der Kassierer scannte den Einkauf in die Kasse. Er verlangte so um die 11 Euro. Die Dame stutzte einen Moment. Dann fragte sie, ob der " Lidl " - Mitarbeiter das Shirt wieder aus der Rechnung heraus nehmen könne.

Der jüngere Mann blieb cool und wickelte souverän den Retourenvorgang ab. Ich schaute mir die Lady etwas genauer an. Nach dem gesamten Oufit und der Physiognomie vermutete ich eine Türkin, vielleicht Libanesin, die vor mir stand. Gleichzeitig tippte ich bei der Retouregeschichte, dass ihr Konto keine ausreichende Deckung mehr aufweisen konnte, um die ursprüngliche Rechnung mittels Karte zu begleichen.

Doch für ein Päckchen überteuerter Pizzen hatte es wohl noch gereicht. Raucherin war sie indes nicht. Und sie stank auch nicht ekelig nach Achselschweiß oder durchgeschwitzen alten Klamotten.
Immerhin ein Pluspunkt, auch wenn sie vielleicht Hartzerin war.

Beim Verstauen unseres Einkaufs in die mitgenommen Tüten und die Kiste, dachte ich an das dünne Brett, die junge Frau, die Raucherin, die sich an meinen Allerwertesten vorbei schlängelte. So schlank wäre ich eigentlich auch gerne wieder. Doch, das Alter spricht dagegen.

Ich habe mir fest vorgenommen, nach dem Umzug in das Feindesland Bayern, dort einen Vertrag mit einem Fitness - Studio abzuschließen und jeden Tag dort zu trainieren. Koste es, was es wolle. Ohne Schweiß, keinen Preis. Ohne Schweißtreibendes Körpertraining, keine Gewichtsreduktion.
Jedoch beim Einkaufen werde ich nie transierieren und vor mich her stinken. Da walte Hugo, der Dicke!

Gut´s Nächtle mit:

" Aphodyl " - " Myra " - " Hypgontic " - 2011:



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