Tod im Flur



Während unserer Hausverschönerungsarbeiten bin ich mit meiner eheliche Nebenpflicht, dem Hausputz, arg in Rückstand geraten. Gut, ja, gut, ich sach´ma: Es gibt schlimmere Vergehen!
Was allerdings von meiner besseren Hälfte als nahezu unverzeihlich eingestuft wird, ist das Nichtentfernen des sechsbeinigen Getiers, das sich in den heißen Sommermonaten ein kühles Plätzchen im Haus sucht, wo es - das ist der wunderbare Nebeneffekt dieser Art von Asylsuche - vor den natürlichen Fressfeinden nahezu unbehelligt bleibt.

Allerdings gilt auch in dem kühleren Exil: Vorsucht ist die Mutter der Porzellankiste. Wer sich dort allzu sicher fühlt, kann sehr zügig sein Leben verwirkt haben. Dafür sorgen bereits die Unzahl von Zitterspinnen, die an jeder nur möglichen Ecke, ihre Netze webend, dann auf Beute lauernd, als lästiges Nebenprodukt eines relativ alten Gemäuers bewertet werden müssen.

Ist eine dieser unerwünschten Eindringlinge erst mal entdeckt, dauert es nicht sehr lange, bis ein lauter Hilferuf bis oben in meinem, beinahe auf Saunagrade aufgewärmtes Arbeitszimmer dringt. Das ist sicherlich in dieser Jahreszeit und bei jenen tropischen Temperaturen keine Kunst, weil fast alle Türen offen stehen.

Nolens volens muss ich mich dann in die untere Etage begeben, um der aufgebrachten (Zitter )spinne den Garaus zu machen. Das gelingt nicht immer, aber immer öfter. Ob nun Handtuch, Badetuch oder Hauslatschen, sie alle sind nahezu prädestiniert, dem fiesen Sechsbeiner den Tod zu bringen. Okay, im Vergleich zu dem grenzdebilen Größenwahsinnigen Kasper im Weißen Haus, muss ich keine Billionen US Dollar investieren, um die ungeliebten, jedoch sehr nützlichen Migranten, zu bekämpfen. Meine Abwehrwaffen sind denen, derer sich unsere Urmenschen bedienten, in etwa gleichzusetzen. War es einst Holzkeule, dann Steinaxt oder selbst geschnitzter Speer, so sind es heutzutage dann eben Haushaltsgebrauchsgegenstände oder Gesundheitslatschen.

Spinnenjagd anno 2018 macht mir aber eigentlich keine rechte Freude, weil ich diese - wenn auch nicht genehmen - Hausgäste, die Migranten somit, die Asylsuchenden, die sich selbst arbeitssuchend und dabei radikalisierend, was die Befriedigung des eigenen Fresstriebs betrifft, in meiner eigenen Wertigkeits - und Ekelskala eher ganz unten einornde. Aber: " His master´s voice " gehorchend, gehe ich sodann an meine tödliche Mission heran und schlage, trete und schnippe mit dem Zeigefingern und Daumen, die nützlichen Migranten von ihren auserkorenen Plätzen. Bestenfalls ist der erste Hieb nicht gleich tödlich. Sofern kein zweiter Versuch erfolgt, lasse ich die Spinne ab und an schon von dannen jagen. " Soweit die Beine tragen "!

Die Abschussqoute dürfte deshalb eher im unteren Bereich liegen. Von einer traumwandlerischen Passquote, wie sie etwa die Mannen von Barca vor vielen Jahren in hazu jedem Spiel erreichten, kann ich hierbei nicht sprechen.

Auch bei der Jagd der Hunderten von Fliegen, liegt meine Abschussquote nicht bei 70 bis 90 Prozent. Diese gehören denn auch eher in mein Beuteschema. Nicht nur, dass die Viecher ihren Kot an den Fensterscheiben hinterlassen, nein, sie vermehren sich bei diesem Wetter auch explosionsartig. So dresche ich mit Küchenschwamm, Haushaltslappen oder Geschirrtuch auf sie ein und habe dabei den Sinn des Italowestern - Klassikers " Leichen pflastern seinen Weg " immer im Hinterstübchen, Die Schwarte feiert ja seinen 50. und so erinnere ich mich an den Sperr - bis Parkettsitzplätze im Bad Eilser Kino oder später im " Residenz " an der Lange Straße in Bückeburg, auf denen ich diese Schinken für 2,50 bis 3,50 DM sehen durfte.

Nun,ja, die Jagd nach dem Bösen, dem unwerten Leben, dem Andersartigen, sie hat eben lange Tradition und geht bis in die Steinzeit zurück. Weil sich das größte Raubtier auf unserem Planten, der Mensch, explosionsartig vermehrt und ausgebreitet hat, drängt er die übrigen, die Mehrzahl der anderen Bewohner, sukzessive zurück. Das gilt uneingeschränkt auch für die Insekten.

Weil diese aber in den eigenen Vier Wänden hausen, wird auch hier mit allen Mitteln der Vernichtungskunst gekämpft.

Bei Faltern halte ich mich allerdings sehr zurück. Motten, respektive Lebensmittelmotten, Teppichmotten oder andere " Schädlinge " sind jedoch hiervon ausgenommen. Hier gilt das Totschlagprinzip oder es regiert die Chemische Keule aus der Spraydose. Gleiches wende ich auch bei Katzenflöhen an.
Bei Schmetterlingen indes gebe ich mich lammfromm. Sie haben bei mir den hohen Stellenwert, wie Haustiere auch.

Da flatterten in den letzten Wochen eine Vielzahl jener Gartenbewohner auch im Haus und vor allem an den Fenstern herum. An den Scheiben drohte ihnen aber alsbald der sichere Tod. Wenn sie völlig entkräftet von den - allerdings untauglichen - Versuchen, wieder in das sichtbare Freie, zurück in die Natur, damit der Freiheit schlechthin, gelangen wollten, an den Fensterecken verharrten. Da erbarmte ich mich ihrer und holte ein Papiertaschentuch, um dem Falter seine wenigen Wochen in seiner vertrauten Umgebung zurückzugeben,

Vor einigen Tagen sah ich sie liegen, die beiden dahin geschiedenen Falter. Der eine lag in der Nähe der Kellertreppentür, der andere vor unserer Schlafzimmertür. Beide hatten es nicht mehr geschafft, aus eigener Kraft ins Freie zu gelangen. Wie sie ins Haus, in den Vorraum zur Terrasse, den kleinen Flur, gelangt sind, kann ich nicht sagen. Ebenso wenig weiß ich, um welche - mir bekannten - Schmetterlinge oder Falter es sich handelte. Ich hob die beiden Insekten auf. Der kleinere Falter war bereits arg zerrupft. Eigentlich nur noch ein Torso. Es mag sein, dass eine Katze ihn als Spielzeug missbraucht und dabei so zugerichtet hatte. Er sah nach einem " Großer Fuchs " oder " Östlicher Großer Fuchs " aus.

Bei dem zweiten Falter war ich mir noch unsicherer. Er war nicht zerfleddert wie sein Artgenosse gegenüber. Ich holte mein Handy und machte einige Fotos, ehe ich beide Körper im Garten entsorgte.







http://www.schmetterlinge.at/Tagfalter/Artenuebersicht

" Iron Butterfly " - " Scorching Beauty " - 1975:



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