Wassermilch



Der Sommer hat sich inzwischen verabschiedet. Nachdem er auch uns Mittel - bis Osteuropäern sowie den Schweden ordentlich eingeheizt hat. Seit Mai aber war es zudem noch knochentrocken und Niederschläge gab es nur vereinzelnd oder, wenn, dann in Form von lokalen Unwettern mit Starkregen. So geht vielleicht für immer fort, was den Millionen, die allerdings zum Teil unter der Hitze litten, eigentlich lieb geworden war. Ein warmer Sommerabend mit Bierchen, Grillfleisch und flauschiger Musik. Teutonen - Herz, wat willsté mehr?

Und so denke ich wehmütig an jene Morgenstunden, an denen ich - das Katzenquartett zuvor ordnungsgemäß versorgend - bei einer Tasse gebrühten Bohnenkaffee, den " SPIEGEL " vor den Augen und die Nachrichten bei MDR aktuell hörend, über die guten, mehr noch nicht schlechten Seiten dieses irdischen Daseins sinnierte.

Einst trank ich den Kaffee schwarz, wie die Nacht. Dann aber, nachdem ich das Rauchen aufgegeben hatte, wurde ein ordentlicher Schuss Milch aus dem inzwischen zum Standard gewordenen Tetra - Pack, der Verfeinerer des edlen Getränks aus den tropischen Gefilden, dieses, unseres, so geschundenen Erdballs.

Tja, und beim Thema Milch, kamen mir wieder einige Gedanken zu den Anfängen des Molkereiprodukts. Einschränkend sei aber auch hierzu betont, dass sich diese auf meine frühe Kindheit und Jugend sowie danach bezogen. Denn Milch gibt es bekanntlich schon wesentlich länger ( https://de.wikipedia.org/wiki/Milch ).

Damals, so in den 1950er Jahren, als die Bezugsquellen dieses Nahrungsmittels noch nicht so vielfältig waren wie heute, fuhr zwei Mal pro Woche ein mobiler Kaufmann mit seinen Lebensmittelangebot die Feldstraße in Heeßen bei Bad Eilsen hoch.Er kündigte sein Kommen durch eine Handglocke, einige Jahre danach, mittels einer elektrischen Klingel, die sich über der Frontscheibe des zunächst dreirädrigen Gefährts befand, an.

Dann kamen die Anwohner aus ihren Häusern und kauften vor einem herunter geklappten Tresenaufbau stehend, einige Artikel ein. Die " gute " Butter, einige Scheiben Käse, Margarine und auch Milch gehörten dazu. Der fahrende Kaufmann hatte diese anfangs in großen Aluminiummilchkannen stehen. Er nahm einen speziellen Alu - Schöpflöffel und füllte damit die ihm von den Kunden übergeben Gefässe. Es waren oft Glasflaschen, auch 1 - Liter - Emaillietöpfe, die er dann füllte.

Später war die Milch in Plasteschläuchen abgepackt. Diese Verpackungsvariante war allerdings nur eine relativ kurze Zeit auf dem Markt. Die Schläuche rissen sehr oft und dann war das Malör groß. Auch 1  - Liter  - oder 1 / 2 - Liter - Glasflaschen, die er, wie heute das Bier angeboten wird, in Holz - sodann Plastekisten transportierte, kamen alsbald wieder aus dem Handel.


Heute wird Milch üblicherweise in den Tetra - Packs kredenzt. Die sind reiß - und stoßfest und lassen sich zudem schnell und bequem wieder verschließen.

Damals aber, als es auch noch keine Kühlschränke in jedem Haushalt gab, war die Milchaufbewahrung ein Problem. Im Hochsommer mussten die Behälter mit der weißen Flüssigkeit in den Keller gebracht werden. Dort konnten sie vielleicht ein oder zwei Tage aufbewahrt werden. Danach wurde es problematisch, denn die Milch geronn zu so genannter Dickmilch. Sie wurde " sauer ".

Aber endlos lange lässt sich Milch auf in den modernen Kühlschränken nicht lagern. Das Ablaufdatum, welches heutzutage auf jeder Industrieverpackung eingestempelt werden muss, gibt in etwa auch die Haltbarkeitsdauer der Frischware wieder. Danach sollte die Milch möglichst zügig verbraucht werden, sonst gerinnt auch sie.

Milch ist im Vergleich von zu jener Zeit, also den 1950er und 1960er Jahren spottbillig. Damals kostete 1 Liter der 3,5 %igen Milch zirka 1 DM. Heute vielleicht 1, 40 bis 1,80 DM.

Dafür hat sich allerdings die Qualität des Nahrungsmittels verändert. Die Packungen im unteren Preissegment enthalten Milch, die verwässert schmeckt. Dieses ist uns vor 2 Jahren bei unserem letzten Kroatienaufenthalt aufgefallen. Die dort gekaufte 3,5 %ige Milch schmeckte sahniger, cremiger und eben nach Kuhmilch, so, wie wir sie aus unserer Kindheit noch kannten.

Nachdem wir diesen Unterschied mehrfach bemerkt hatten, kam bei uns der Verdacht auf, dass die Industriemilch bei uns mit Wasser verpanscht wird. Ist so etwas möglich und erlaubt?
Möglich? Ja, nichts ist unmöglich!
Erlaubt? Nein!

https://www.bauerwilli.com/weisses-wasser/

Doch unabhängig von der Möglichkeit, die Kuhmilch mit Wasser zu versetzen, werden andere Faktoren den spezifischen Milchgeschmack verändert haben.
Das könnte an den industriellen Fertigungsmethoden liegen, aber auch an der industriellen Tierhaltung sowie der darin enthaltenen Industriefutterherstellung.

All dieses hat die Milch verändert. Sie schmeckt heute deshalb nicht mehr nach Kuh. Und wenn sie es dennoch tut, dann ist es Milch aus dem Bio - Bio - Laden, die Vorzugsmilch. Da kostet der Liter bereits so viel, wie 5 Tetra - Packungen Supermarkt - Plürre.
Oder sie stammt von einem Bauernhof und wurde direkt frisch gemolken auf den Kaffeetisch gestellt.

Doch: Zum Kaffee Kuhmilch? Da ist die Beigabe 10 mal teuer als das Coffein - Getränk. Das brauche ich dann doch nicht.

Und, wenn ich die Nachrichten in Erinnerung rufe, die da lauteten, dass Leitungswasser bald wohl um da 10fache im Preis steigen könnte. Plädiere ich dann doch für Wassermilch, die wäre erheblich billiger.


Norman Greenbaum " Milkcow " -  1968:





Da kostete der Liter Milch bereits weniger als 1 Mark! Aber: Noch ungepanscht!



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!