Der Ni(ü)schel weint
Eine Woche nach der " After - Stadtfest - Randale " in Chemnitz gab´s für " Uns Kretsche " Kretschmer medial ordentlich auf die Glüsen und Löffel. " DER SPIEGEL " verging sich in einer Art von " Sachsen - Bashing " an dem zänkischen Bergvolk ostwärts der Alpen und zerfledderte den Freistaat in sämtliche Bestandteile. Die Artikel rund um das Aufmacher - Thema waren - wie sonst auch in schöner Regelmäßigkeit - gut recherchiert. Okay, " Qualitätsjournalismus " in den Zeiten der Hauptlügenpostille, des Internets, ist leider zur Rarität geworden, aber die leicht tendenziöse Berichterstattung über die sächsische Vergangenheit, nebst der üblichen Hinweise auf die DDR - Zeiten, in denen alle Dinge, die anti - sozialistisch waren, einfach unter den Teppich gekehrt wurden, hatten mit den aktuellen Ereignissen nicht sehr viel gemein.
Zudem wäre es fair gewesen, einige Zeilen über das Zusammenspiel von alimentierten und aus Sachsen zusammengetrommelten Hilfstruppen der brauen Szene zu verwenden, die via Internet über die Absicht der Chemnitzer und anderer " Kameraden ", jene tödliche Auseinandersetzung nach dem Stadtfest für ihre Zwecke instrumentalisieren zu wollen. Die marodierenden Männerhorden wurden nämlich aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen gekarrt.
Einmal in Fahrt gekommen, wusch " Uns " Anne Will in ihrer Palaversendung bei der alten Tante ARD noch mal kräftig nach. Die rot - braune Haarfarbe des eingeladenen MP " Kretsche " Kretschmer drohte alsbald eine graue Farbe an zu nehmen, als auf ihn verbal und qua unangenehmer Fragestellung durch die Moderatoren, zu dem Staatsversagen am letzten Montag hingewiesen wurde.
Anne Will ließ den armen, dazu auch noch unvorteilhaft gekleideten Sachsen - Prinzen Kretschmer bereits in ihrer Anmoderation auf Grund laufen. Der versuchte sich in einer Art Harakiri - Statement davon frei zu reden, indem er seine unter besetzte Polizei lobte. Die hatte in der Tat am Montag vor einer Woche keinen leichten Stand, als sie sich einem Mob aus Neo - Faschisten, AfDlern, Pegidioten und anderem rechten Gesindel nahezu hilflos ausgeliefert sehen musste.
Einem Häuflein von knapp 600 Uniformierten standen 6.000 hauptberufliche Pöbler, Straftäter und Besoffene gegenüber. Da konnte es nur heißen: Geordneter Rückzug und alle Fünfe gerade sein lassen. Egal, ob der deutsche Gruß öffentlich gezeigt und diese Bilder binnen weniger Minuten bis auf die Fitschi - Insel empfangbar waren.
Peinlich an " Kretsche "´s hilflosen Rechtfertigungen waren jene Versuche, mit denen er suggerieren wollte, dass er und Busenfreund Innenminister Rolabd Wöller nun alles im Griff habe, nein, die Penetranz mit der er jene Kardinalfehler aus der Vergangenheit klein und schön reden wollte, muss einem kritischen Betrachter übel aufgestoßen sein.
Er hätte klar und deutlich eingestehen müssen, dass seine Vorgänger und dessen schwarz - gelb - rotes Gefolge in den Jahren der absolutistischen Sachwaltung oder der großen und kleineren Koalitionen mit SPD / FDP, die Polizei, die staatlichen Organe und Institutionen systematisch zu Schrumpfkopf - Einrichtungen haben verkommen lassen. Weil das Sparen - hier an den falschen Stellen - auch die CDU - Passion, ja, sogar die schwarze Ideologie war und auch noch ist, mussten viele Bereiche der staatlichen Aufgabenumsetzung auf Sparflamme laufen. So köchelte auch die sächsische Polizei vor sich hin.
Rechtsradikale durften über zwei Dekaden und gar länger ihr Unwesen in dem Freistaat treiben, dabei Strukturen aufbauen und sich zudem exzellent vernetzen, ohne dass die CDU - Verantwortlichen eingriffen. Die Ergebnisse sind bekannt.
Nachdem Anne den sächsischen MP beinahe 10 Minuten lang gegrillt hatte, sprang diesem endlich - spät, aber nie zu spät, die joviale " Gleichstellungs - und Integrationsgedönsbeauftragte " Petra Köpping von den Sozen bei. Sie hielt, wie sollte es auch innerhalb einer Zweckgemeinschaft anders sein, dem MP Kretschmer die Stange. Dieses Mal im Landes typischen " Sachsen - Blond " gestylt, versuchte sie den Druck aus " Kretsches " Kessel zu nehmen.
Sie habe viele Gespräche geführt, in denen einfache Bürger ihr die Ängste, Sorgen und Nöte übermittelten. Ja, das ist gut so, denn die werden jetzt von Teilen der Öffentlichkeit in den rechten Abstellraum gestellt, obwohl sie mit Faschisten, AfDlern und sonstigen Kleingeistigen nüscht am Hut haben.
Kretschmers Miene erhellte sich zusehends, er wurde ruhiger, auch sachlicher und entspannte sich, wie ein Schuss " Pril " im Abwaschwasser der Spüle. Auch der Ex - Politiker und einstige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse nahm den Sachsen aus Görlitz in seinen Ausführungen dann und wann in den Schutz.Damit " Uns Kretsche " nicht zum Buhmann dieser zusammen gerufenen Runde wurde, kabbelten sich Wolfgang Thierse und der Kabarettist Serdar Somuncu einige Male.
Ansonsten blieb es aber sehr friedlich. Die Gegenseite, die Faschisten aus den Reihen der AfD, Pegida oder auch " Pro Chemnitz " waren ja erst gar nicht eingeladen. Die durften ihren Schwachsinn weiterhin im Netz verbreiten.
http://www.spiegel.de/kultur/tv/anne-will-zu-chemnitz-wir-sind-in-die-falle-der-rechten-gegangen-a-1226040.html
In einigen wird der Spuk vorbei sein. Die Chemnitzer indes haben erst mal ihr Fett weg bekommen. Die billige Polemik aus den Reihen der so genannten Linken hat zu der Aufarbeitung jener Ereignisse am Montagabend der letzten Woche nicht viel beigetragen. Die Stadt an der Chemnitz hat kein Problem mit rechtsradikalen Bewohnern. Sie hat nur Probleme mit sich selbst, ihren gewählten Vertretern und sozio - ökonomischen Verwerfungen. Diese aber haben andere Großstädte in Deutschland auch, ohne dass sich hier Horden vom Staat alimentierter Glatzen und anderer geistiger Tiefflieger zusammenrotten, um auf Menschen Jagd zu machen, die nicht in ihr Weltbild passen.
" Proletarier aller Länder vereinigt euch "? - der Ni(ü)schel weint, wenn er auf diesen Zirkus in Chemnitz herab schaut.
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