Wenn die Waschmaschine spanisch spricht.


 Es gibt Tage, die sollte der Durschnittsbürger schnellstens vergessen, ad acta legen, abhaken, wie es im Straßenjargon heißt.

Gestern , also Mittwoch, der 6. September 2018 war so ein Tag. Jedenfalls nicht meiner. Und weil es nicht meiner gewsen ist, habe ich ihn schleunigts aus dem Gedächtnis gestrichen. Doch die gestrigen Altlasten werden mich auch weiterhin beschäftigen, denn trotz meines um 21.30 Uhr Zubettgehens, war ich heute Morgen immer noch nicht ausgeschlafen. Schlimmer aber, sind die ewigen Baustellen, die uns seit Monaten begleiten.

Der Balkon: Ein Fragment, ein Schatten seiner selbst, seit den frühen 1960er DDR - Jahren. Das Geländer kommt voraussichtlich so Mitte bis Ende September 2018. Damit kann der verkaufende Hauseigentümer noch leben. Aber, die Gewerke davor, sie stagnieren.

Der Dachdecker hat einen Kostenvoranschlag eingereicht. Ein Witz! Für das aufzubauende Arbeitsgerüst berechnet er satte 600 Euro. Für die Erneuerung der Regenrinne nochmals zirka 400 Euro. Für die anzubringende Balkonbodenplatte sage und schreibe 1.060 Euro. Macht mit Mehrwertsteuer und sonstigem Gedöns 2.600 Tacken.

Na, ja, es gibt trotz des Handwerkermangels in diesem, unserem, Freistaat und vornehmlich in dieser, unserer Landeshauptstadt, dennoch Alternativen.

Die Pelettheizung geht immer noch nicht. Heute kam das bestellte Ersatzteil. Ich habe es über einen ehemaligen Kunden meiner besseren Hälfte bestellen können, da es an Privatpersonen nicht verkauft werden darf. Hallelujah! Doch beim Auspacken des Teils kam ich dann doch arg ins Grübeln. Vielleicht werde ich am -  Blauen Montag nicht - die Heizung mal in Angriff nehmen. " Attacke! ", wie es so schön " auf Schalke " hieß. In weiser Voraussicht hat meine bessere Hälfte 4 Festmeter Brennholz bei einem Händler in Dresden geordert. Vier Raummeter, das bedeutet Maloche für mindestens vier Tage und zuvor den Holzstand sauber machen.

Ich liebe solche Arbeiten. Da verliere ich ordentlich Schweiß, verbrenne Kalorien und fluche, wie der Satan persönlich, weil die Karre immer wieder gefüllt werden, abgefahren und ich bei der Rückfahrt den Riesenstapel sehe, der - wie von Zauberhand gelenkt - einfach nicht weniger wird.
Aber: " Arbeit macht Brei ", so habe ich es in besseren Zeiten auf einer weiß gekalkten Hauswand im Bremer Viertel gelesen. Daneben konnte der Betrachter das große A im Kreis erkennen.

Weil aber Maloche nicht nur Brei macht, sondern bei gleichbleibend gesunder Ernährungsweise die Kalorien purzeln und dem Schmerbauch schrumpfen lässt, freue ich mich doch ein wenig auf die vier Raummeter Kaminholz im freien Arbeitsgang, aber dann, bitte schön, mit einer neuen Schubkarre. Die jetzige Karre hat ihre besten Tage hinter sich. Damit kann zumindest der Alterdurchschnitt halbiert werden. Schließlich möchte ich auch mal wieder 30 sein und so bekloppt, wie damals.

So wartet aber dann auch noch der Keller auf meine chirurgischen Eingriffe. Ein 77 Jahre altes Eichenholz - Kellerfenster wäre da noch auszuwechseln. Wenn´s mehr nicht ist? Das allerdings unter verschärften Bedingungen, denn der 800 Liter - Pufferspeicher steht mir dabei gewaltig im Weg. Wohl an, gut´Ding will keine Weile haben, denn die Kaufinteressenten hängen uns im Nacken.

Dann müsste unten im jetzt kühlen Keller noch gekalkt werden, die kack - braunen Leistungen schwarz gestrichen, der Fliesenfussboden gereinigt werden. Und, und, und  .....

Jedoch habe ich eine kleine, der vielen kleine, mittleren und größeren Sorgen, die mich beim Aufstehen und nach einem leichten Frühstück überall zwacken, heute endgültig gelöst.

Unsere gute " Miele " - Waschmaschine bereitete mir kurzzeitig ein wenige Kopfschmerzen. Es war vielleicht auch das - überraschender Weise - zurück gekehrte Sommer, besser, das Spätsommerwetter, das meine alten Gelenke belastete. Ich fühlte mich deshalb etwas schlapp und war bei der täglichen Hausarbeit nicht hoch konzentriert, wenn schon nicht noch zusätzlich demotiviert. Irgendwie muss ich es beim Programmieren der Waschmaschine geschafft haben, das Display mit meinen verschmutzten Händen so berührt zu haben, dass sich die Einstellungen der " Miele " veränderten.

Zwar lief sie immer noch, wie gewünscht und auch nicht rückwärts. Sie wusch, schleuderte und schonte die eingelegte Wäsche, so, wie immer. Sie bleibt auch dicht, was ich von den dämlichen AfDler nebst ihren herbei getrommelten " Patrioten " in Chemnitz und anderswo nicht behaupten könnte, aber sie teilte mir ihre Funktionen und Aufforderung seit gestern in einer fremden Sprache mit. Seltsam, seltsam, dabei bin ich immer noch Arier und dieses bis ins vierte Glied.
Den Rassenachweis hierüber kann ich jederzeit beibringen.

Meine Urgroßeltern waren gebürtige Schaumburglipper aus Obernkirchen stammend. Meine Großeltern stammten aus diesem Landkreis sowie aus dem schönen Vogtland. Meine Elternwaren Schaumburger und Oberschlesier. Als: Allesamt lupenreine Deutsche.

Weshalb also quält mich die deutsche " Miele " jetzt in einer fremden Sprache? Ich überlegte ein wenig, aber ich kam gestern, dem schlechteren der bisherigen Wochentage, auf keine plausible Lösung. Zudem war ich mir nicht ganz sicher, in welcher Fremdsprache mich unser Waschvollautomat anmeckerte.

Ich ließ diese weitere Baustelle links liegen und beschäftigte mich mit unserer " Juar ", dem störrischen Kaffeevollautomaten. Nein, den abgeschobenen Zulaufschlauch von der Wasserpumpe bis zum Verteiler und weiter, den hatte ich wieder montiert. Die Klemme war zwar dabei auseinander geplatzt, aber, c´estla vie, zumindest gab es jetzt wieder heißen Kaffee. Ob es nun das Keramikventil ist, dass ich dennoch ersetzen muss, werde ich demnächst mal prüfen.

So aufmunitioniert, also den Pott heißen Kaffee in der Hand, die Bedienungsanleitung für die Waschmaschine in anderen anderen und das Handy in der Gesäßtasche, steig ich in den seit Wochen innig geliebten Keller hinab, um mich auf die Fehlersuche bei der " Miele " zu begeben.
" Welche Sprache sprichst? ", wollte ich zuvor aus dem Netz wissen.
Da gab es auch eine Bedienungsanleitung, die mich indes etwas irritierte. Sie beschrieb auf der Seite 57, wie jene, vom Kunden gewünschte Sprache eingestellt werden kann.

Da wurde per Symbolik aufgegeben, dass der Benutzer die beiden Drucktasten auf dem Display in Gestalt der " vorwärts "  - und " zurück " - Funktion gleichzeitig gedrückt halten möge, ehe das Zeichen zur Sprachenauswahl in Form einer Fahne erscheint. Danach wäre eine Auswahl der gewünschten Sprache möglich. Aha!

So gut vorbereitet, stellte ich mich vor die Maschine, drückte den Einschaltknopf und danach die beiden Symbole auf dem Bildschirm. Tatsächlich, es erschien - wie beschrieben - das Fahnensymbol. Danach allerdings der Hinweis, dass ich die rürkische, nicht die spanische Sprache, einprogrammiert hätte. Nanu!

Beim näheren Hinsehen kamen mir die Buchstabenaneinanderreihungen der verschiedenen Funktionsanzeigen doch ein wenig bekannt vor. Dass liegt daran, dass ich während meiner Studienzeit eine Reihe türkische Studenten kannte, deren Muttersprache mir alsbald geläufig wurde.
Na, gucke mal an. Also nicht spanisch, sondern türkisch war die ausländische Sprache jetzt, die ich versehentlich eingestellt hatte.

Wenn das die AfS, die Pegidioten und anderen selbst ernannte Patrioten sehen könnten.

Ich wechselte die Sprachauswahl und programmierte wieder " deutsch " als Bedienersprache ein. Dann drückte ich auf " Okay ". Alles wieder roger bei der Tante " Miele ". Die Sprache kam mir nun nicht mehr spanisch vor, sondern deutsch. So, wie sich das für einen reinrassigen Arier geziemt.
Dazu kommt aber vor allem: Wieder eine Baustelle weniger!
Allah, sei dank!


Chris Rea - " September Blue " - " Dancing With Strangers " - 1987:



             

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?