Und ewig grünt unsere Heide?



Die Landes - oder Länderverbundprogramme der alten Tante ARD, die einstigen Dritten, sie zählen durchaus zu jenen Sendern, die neben den erforderlichen Lokalkolorit, auch so etwas wie Kultur, Bildung und Niveau ein sprenkeln.
Doch auch unter ihnen gibt es himmelweite Unterschiede.

Unser MDR, der Drei - Länder - Verbundsender sticht allerdings aus der Phalanx der einstigen Drittprogramme durch eine übertriebene Anzahl von ausgestrahlten, ollen Kamellen hervor. Ob es nun die Ostalgiker sind, die hier ihre TV -  Befriedigung erhalten oder die Gut - Deutschen, deren Fokussierung auf jene Ära geht, die noch vor dem Mauerbau von 1961 die filmische Blütezeit der Heimatschmonzetten beinhaltete, sie alle, heben nicht gerade den kulturellen Standard dieses ÖR - Senders.

Aus der tiefsten Gruft der cineastischen Verfehlungen im Zeitalter der Kommunisten - Hatz in Westdeutschland, entstammt eine Remake einer einst erfolgreichen Heimatschnulze, die 1951 mit den Hauptdarstellern Sonja Ziemann und Rudolf Prack, bereits Hunderttausende in die Kinosäle bracht: " Grün ist die Heide " ( https://de.wikipedia.org/wiki/Grün_ist_die_Heide_(1951).

Nachdem das deutsch - österreichische Traumpaar Ziemann / Prack längst ihren Abgang gemacht hatte, wurde allerdings das Erfolgsrezept der Heimatschnulze 9 Jahre später durch die Beigabe Kriminialfilmhandlung würziger gemacht. Wenngleich dieser Schund unter dem Titel " Wenn die Heide blüht " auch kein deut besser war, als der Ziemann / Prack - Klamauk in der Lüneburger Heide.


https://de.wikipedia.org/wiki/Wenn_die_Heide_blüht

Weitere 12 Jahre später wollte der Regisseur Harald Reinl, der durch die Karl May - Verfilmungen ( u.a. Winnetou I bis III ) zu Geld, Ruhm und Ehren kam, einen Teil seiner dort tätigen Schauspielertruppe in einem Remake des Ziemann / Prack - Schnulzenfilms mit verhackstücken.
So drehte er 1972 die fast 20 Jahre alte Schwarte " Grün ist die Heide " erneut.

Neben dem Ober - Schnulli Roy Black, der dort gleich seine Kehlkopfakrobatik, die in Form  schmalziger Schlager aus den 6oern zuvor ordentlich Zaster einbrachte, erneut zur Schau stellen konnte, sind bekannte Film - Fuzzis, wie Ralf Wolter ( " Wenn ich mich nicht irre - hihihi ! " ), Eddi Arent, der in den Francis Durbridge - Verfilmungen schon zuvor dümmliche Begleitpersonen darstellte, mit Henry Vahl und Heid Kabel, die Grundkampftruppe des biederen " Ohnsesorg Theater " aus dem nahe gelegenen Hamburch, in der blühenden Heidelandschaft zu erkennen.

 Weitere Einzelheiten zu dem zusammen gestümperten Schund hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Grün_ist_die_Heide_(1972)

Tja, 1972. Da arbeiten meine grauen zellen doch glatt wieder in Richtung Kriegsübungen bei der westdeutschen Bundeswehr. Denn just, als dieses überflüssige Filmchen dort abgedreht wurde, versah ich meinen Kriegsdienst in Munster / Lager, dass bekanntlich im Umfeld der Lüneburger Heide liegt.

Während einige Kilometer von den orten, wo ich mit dem G3, dem Arbeitsanzug oliv - grün, dem Stahlhelm, dem Klappspaten, dem Tarnnetz, ebenfalls oliv - grün und Lederstiefeln, schwarz, einen auf Heimatverteidigung gegen den bösen Osten mimen musste, zelebrierten die Damen und Herren aus de Zunft der schauspielerischen  Leit - Kultur - Vertreter, einen auf heile Welt.

Während Heimatfilm nur unter gütiger Beihilfe der Österreicher, die ja dann auch heim ins Reich geführt werden mussten, vollzogen werden konnte, bleibt dennoch die offene Frage, ob auch solcher Sondermüll zur Leid geprüften Kultur dieses, unseres, Landes, in diesen, so schweren Zeiten, zu gelten hat?

Der MDR und die deutsche Leidkultur - eine unendliche Geschichte aus der Mottenkiste der ablegten, hoch toxischen Abarten der laufenden Bilder.

Nur mit Grauen  kann dieses so geschundene Land sich daran erinnern, dass es Österreicher waren, die Heimat als Begriff den sich zwanghaft nicht erinnernden Westdeutschen wieder auf deren Glüsen pappten. Heimat und Film, eine schlimme Entgleisung aus den noch schlimmeren WiWu - Jahren.
Hermann Löns, die Heide brennt!





Harald Nies " Leaving Myself Behind " - Nighttrain " - 2013:


   




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