Hornissennest



Vor einigen Wochen hatten wir in den späten Abendstunden unangemeldeten und auch ungebetenen Besuch von einer Hornisse. Diese Geschichte war mir alle Male einen Blog - Post wert. Einige Tage darauf besuchte mich just beim Bloggen ein weiteres Exemplar dieser Spezies. Dieses Mal kam der geflügelte Besucher durch die offene Balkontür. Das mutmaßliche Stechmonster brummte Minuten lang im Raum herum, zog ihre Kreise an der Deckenlaterne und klatschte dann öfters gegen die Fensterscheibe.

Ich verlor die Geduld, verließ das Zimmer, besorgte mir zwei beinahe leere Insektenspray und versprühte den Inhalt in dem Raum, den ich dann sofort verließ, denn das Zeug stank bestialisch. Ab und zu öffnete ich die Zimmertür einen kleinen Spalt weit, um zu hören, ob der Gast noch aktiv war. Ich vernahm ein Surren, das aus der Richtung meines Schreibplatzes kam. Ich kannte dieses typische Geräusch des Todeskampfes von den Brummern her, die ich im Laufe der vielen Jahre mittels Insektenspray ins Jenseits befördert hatte.

Mir tat der geflügelte Eindringling leid. Denn eigentlich habe ich nichts gegen Hornissen. Im Gegenteil ich finde ihre Größe imposant und spreche ihnen keineswegs ihr Existenzrecht ab, zumal diese längst unter Naturschutz stehen. Und dieses völlig zu Recht, denn das größte Raubtier dieses Erdballs, der Mensch selbst, hat es in unseren Gefilden geschafft, jene Art so zu dezimieren, dass sie auf der " Roten Liste " der bedrohten Insekten steht.

Leider hat aber die sich verirrte Hornisse nicht die Befähigung, zu erkennen, dass ich ihr aus dem selbst gesuchten Käfig in Gestalt meines Arbeitszimmers hätte heraus helfen können, indem ich das Insekt mittels Handtuch einfange und dann - so, wie ich es bei den kleineren Bienen immer praktiziere - schonen über die Balkontüren ins Freie lasse. Weil sich Hornissen, wenn sie sich angegriffen fühlen, sofort auf Angriffsmodus umschalten, war mir das Risiko eben zu groß.

Und dann hatte ich ja auch noch den geschilderten Unglücksfall eines weitläufigen Bekannten im Hinterstübchen.

Also hauchte die Hornisse in meinem Zimmer ihr Leben aus. Gefunden habe ich dennoch nicht. Sie muss in irgendeiner Nische, einer Ecke verendet sein.

Auch die einige Tage zuvor gemeuchelte Artgenossin konnte ich, trotz intensiver Suche, nicht finden. Deshalb ist es durchaus möglich, dass diese, nachdem Schlag mit dem Handtuch, nur benommen war, sich dann wieder aufrappelte und aus dem offen gelassenen Zimmerfenster ins Freie flog.

Da betrat ich gestern Abend das Bad, in dem ich zuvor die Deckenleuchte angeknipst hatte. Eigentlich nur ein Routinegang in das Zimmer, um meine Fingernägel zu säubern. Bereits einen kurzen Zeitraum später vernahm ich ein Aufprallgeräusch an der Fensterscheibe. Durch die Buntglasscheibe war allerdings die Ursache hierfür nicht erkennbar. Kurz darauf hörte ich ein zweites Mal dieses dumpfe Aufprallgeräusch. Dann ein drittens, ein viertes, ein fünftes Mal. Es hörte sich an, als würde Jemand ständig gegen die Scheibe klopfen.

Dann erkannte ich den Verursacher. Es war ein Hornisse. Sie hatte eine imposante Größe. Mindestens das Dreifache einer Wespe. Laut brummend arbeitete sich das Tier an der glatten Scheibenoberfläche empor. Dann klatschte es wieder gegen das Glas. Beim erneuten Versuch, durch die Glasscheibe fliegen zu wollen, erlöste ich das gestresste und hoch erregte Insekt von dieser untauglichen Versuchsserie. Ich schaltete die Deckenlampe aus.
Kurz darauf war draußen Ruhe. Die Hornisse hatte die Fensterscheibe verlassen und war davon geflogen.

Diese Insekten zieht auch das Licht an. Sie agieren dann desorientiert und schwirren ohne Unterlass um die Lichtquelle herum. Diese könnte dabei sogar zu einer tödlichen Gefahr werden. Nun, der dritte ungebetene Besucher hatte dieses Mal Glück. Er gelangte nicht in das Innere des Raumes und war dadurch nicht dem sicheren Tod geweiht.

Beim Verlassen des Raumes sinnierte ich darüber, ob es möglicherweise in der näheren Umgebung ein Nest geben könnte, aus dem die Tiere stammen?
Diese Frage stellte ich mir nur, um sicher zu gehen, dass nicht noch mehr der ungebetenen Gäste in die Räume fliegen. Ernsthafte Sorgen muss ich mir dennoch nicht machen, denn die Mehrzahl der Tiere stirbt bald und nur die Königinnen überleben im Winter ( https://de.wikipedia.org/wiki/Hornisse ). Dann kann ich ohne auf jene Eindringlinge zu achten, auch bei künstlichen Licht und offenen Fenstern sowie Türen ein Zimmer betreten.



" Space Invaders " - " The Gap You Leave Behind " - " Dreadnought " - 2015:







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