Kim Carnes, Onkel Herbert G. und der Heizungstechniker


Letzten Sonntagmorgen hatte ich mal wieder meinen Heimatsender, Radio Bremen 1, eingestellt und lauschte in aller Frühe den dort kredenzten Musiktiteln. Slogan des SV Werder - Rundfunks: " Die größten Hits, die schönsten Oldies aller Zeiten ". Na,ja, Klappern gehört zum Handwerk, Dennoch: Die Musikauswahl bei den Bremer ist absolut hörenswert.

So saß da an dem großen Holzküchentisch, den Pott dampfenden Kaffee und die vielen, nur angelesenen, " SPIEGEL " vor mir. Aus dem Hintergrund ertönte dann plötzlich die jute Kim Carnes mit ihrem " One Hit Wonder " " Bette Davis Eyes ".

" Och! ", dachte ich so bei mir, " das ist schon solange her ". So mindestens 35 Jahre? Oder?
Nö, noch länger, wie mir die olle Tante Google bestätigte. Es war das Jahr 1981 als die Kim mit ihrem Hitparaden - Kracher herauskam. Das Album nennt sich " Mistaken Identity ". Was immer dahinter steckte, der Song war ´nen Ohrwurm. Er plärrte nahezu aus jedem Radiogerät, gespielt von vielen Radiostationen.

So auch von dem US - Soldatensender, der eine Station in Osterholz - Scharmbeck bei Bremen unterhielt. Die Garnison von US - Streitkräften lag ja in unmittelbarer Nähe. Die Garlstedter Heide bei Garlstedt war einst da Übungsgelände für ihre Kriegsspielchen. 1981 war das noch so. Und deshalb spielte AFN auch aktuell Kim Carnes´" Bette Davis Eyes " als ich in den Sommerferien in Pennigbüttel bei dem längst verstorbenen Orthopäden Dr. C.C. Bohlius auf dessen gekauften Resthof malerte und andere Aushilfstätigkeiten erledigte.

AFN spielte " Bette Davis Eyes " öfters, den ganzen miesen Sommer 1981 lang und so lange bis ich endlich den Job beendete, weil die Vorlesungen im Herbst 1981 wieder begannen.

Während ich noch in Erinnerungen an jenes Jahr und die Arbeit auf dem wohl längst wieder verkauften, damals sanierten Resthof von Bohlius schwelgte, endete die nette Kim mit der vormals getragenen  Sauerkrautfrisur ihren Whiskey geschwängerten Gesang.
Es ertönte nahtlos daran anschließend ein Schlaginstrumente - Stakkato. Bereits wenige Sekunden später ertönte Onkel Herbert Grönemeyer mit seinem Überstück " Mensch " aus dem Jahr 2002, also satte 21 Jahre danach.

Was für ein Stilbruch. Was für ein Affront gegenüber dem noch leicht dahin träumenden Zuhörer. Der blöde Sprechgesang des Grönemeyer nach dem rauchigen Gesang der Kim Carnes. Nein, das war jetzt zu viel. Ich erinnerte mich sofort an einen " SPIEGEL " - Artikel, der anlässlich der kurz nach der Veröffentlichung des Grönemeyer´schen Albums folgenden Tournee durch die großen Stadien und Hallen der Republik, gedruckt wurde.
Der Artikel kritisierte den Hype um das Gröenmeyer Album und dessen Auferstehung nach persönlichen Schicksalsschlägen.

Der damals ebenso gut im Rennen um Moneten, Kommerz und Medien - Kacke stehende Dieter " Didi " Bohlen, gab seinen Senf dazu. Er war der festen Überzeugung, dass weder Grönemeyer noch Westernhagen eine Casting Show nach seinem Strickmuster überstehen würden.

http://www.spiegel.de/kultur/musik/dieter-bohlen-groenemeyer-und-westernhagen-koennen-nicht-singen-a-234479.html

Er traf den berühmten Nagel genau auf den Kopf.

Nein, wie konnte ich nur damals, also vor mehr als einem Viertelhundert, mir die Kopier - geschützte CD von " Gröhlemeyer " für über 32 Euronen kaufen? Ich hielt den elenden Sprechgesang nicht mehr aus. Wahrlich nicht am frühen Morgen, wo alles draußen so friedlich und still ist.

Ich nahm die Fernbedienung und drückte den Ausschaltknopf. Es reicht!

So ohne den Sprechgesang vom Onkel am Küchentisch sitzend, schaute ich auf das Thermometer. Es zeigte nur knapp 12 ° C an. Eigentlich zu kühl nach dem heißen Sommer 2018. Am Donnerstag würde der Heizungstechniker kommen und eine neue Platine einbauen. Er würde die Kohlebürsten des Saugturbine austauschen,  den neuen  Motor des Saugzuggebläses anschließen und die Anlage wieder in Gang bringen.

Damit wären die Heizprobleme gelöst. Endlich gibt es wieder überall heißen Wasser aus den Leitungen und der nächste Winter kommt bestimmt, die Heizkörper werden warm.

Als ich heute Morgen aufstand, erinnerte ich mich an die beiden Musikstücke von Kim Carnes und die Sprechgesangorgie des Onkels Gröni. Mal ehrlich, grausamere Unterschiede in der edlen Kunst des Singens gibt es kaum. Der Heizungstechniker will ab 10.00 Uhr erscheinen. Schön! Es wird wieder warm! Ich summte " Bette Davis Eyes " vor mich hin, während ich nur für mich allein den Frühstückstisch deckte.

Vor 37 Jahren musste ich mir noch keine Gedanken über ein warmes Zimmer machen. Und über das Alter schon gar nicht, so wie Onkel Herbert G es heute versucht:







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