Der " Easy Rider " 2018: Lauter - Lauter - Luxuslärm
Wenn jetzt die Teutonen - mit Ausnahme der Nachzügler Baden - Württemberg und Bayern - in den Sommerferien den Urlaubsfreuden nachgehen, wird es in den Ballungszentren zwar signifikant ruhiger, jedoch nicht auf den unzähligen Autobahnen in Deutschland und ganz Europa. Dort produzieren die Millionen Mobiler Mega - Staus. Wer bei Bullen - Hitze in seiner Konservendose aus Plaste, Blech und Schaumstoff iregndwo auf irgendeiner A 1 bis A 100 festsitzt, wird sich dann und wann ärgern, wenn hinter ihm, wie aus dem Nichts, ein röhrendes Motorrad auftaucht, sich messerscharf zwischen den Vordermann und dem eigenen Heiligtum hindurch schlängelt und wenige Sekunden später in der Blechlawine verschwindet.
So mancher motorisierte Zweierradfan nimmt es in diesen, nicht seltenen Extremsituationen mit der geltenden StVO nicht so genau und zeigt den anderen Stauleidenden, was eine Harke ist. Wer dabei hupt, erhält bestenfalls den Stinkefinger gezeigt. Besser wäre darauf so gelassen zu reagieren, wie es der mit dem Vorteil von nur zwei Pneus versehen Fahrer auch ist.
Doch nicht nur auf den staugeplagten Autobahnen verschaffen sich die Motorradfahrer ihre Vorteile. Auch in Sachen Überholen und Herauskitzeln der Endgeschwindigkeit, sind diese Millionen Verkehrsteilnehmer klar im Vorteil. Aber nur dann, wenn sie die mit ihrer Art der Fortbewegung einher gehenden Gefahren richtig einschätzen. So mancher zweirädige PS - Protz muss Fahrfehler mit dem Verlust von Gesundheit und im schlimmsten Fall mit dem Leben bezahlen. Es gibt bei den dröhnenden Motorisierten nämlich keine Knautschzone.
Aber nicht nur dieser, eher gefährliche Nachteil der Motorräder, könnte vielleicht doch den Einen oder Anderen davon abhalten, selbst im Zuge der Dieselskandale, auf zwei Räder umzusteigen. Ein weiterer Gesichtspunkt wären die nicht gerade günstigen Unterhaltungskosten bei einem Maschinchen, der wesentlich teuere Führerschein und - wer es sich leisten möchte - der hohe Preis für einige der Elefanten unter diesen Gefährten. So werden seit einigen Tagen auf die aus den USA importierten großen Brummer von Harley Davidson saftige Zölle erhoben, die den Rolls Royce unter den Motorräder noch einmal in den Bereich des wahren Luxussegments katapultieren lassen.
Dennoch nimmt die Zahl der Motorradfans weiterhin zu. Und damit auch der Lärm, den diese Feuerstühle verursachen können. Insbesondere dann,wenn diese aufgemotzt, frisiert oder legal getunt sind. Die Motorräder sind somit längst zu einem kostspieligen, aber zunehmend auch Lärm verursachenden Luxusobjekt geworden.
Da las ich heute ein Kurzgespräch mit dem Kassenwart des " Harley - Davidson Club in Deutschland, Herrn Heinz Schuster, 68, über das von ihm eingeschätzte. heutige Verhältnis der deutschen Harley - Biker zu dem einstigen Traum, die Vereinigten Staaten zu durch fahren. Nein, für ihn sei dieses kein erstrebenswertes Ziel mehr.Segende Hitze, ausschließlich gerade Strecken und unangenehme Begeliterscheinungen, wie Heuschreckenschwärme, die dem Motorradfahren ins Gesicht klatschen, das müsse er nicht mehr haben.
Ja, die amerikanischen Bundesstaaten sind so verschieden, wie ihre Menschen, die dort leben. Und deshalb ist auch der Kult - Film " Easy Rider " für ihn ein eher ödes Machwerk, ohne Handlung, ein nur ewiges Herumgefahre, komisches Kino - also.
Nun, das Ding wurde vor knapp 5 Jahrzehnten produziert. Die Welt war damals eine andere. Und neben guter Musik im dem Film, hat dieser sehr wohl einen realen Hintergrund. Er gibt das wieder, was die amerikanische, die rassistische und mit anderen Vorurteilen behaftete Gesellschaft von einst ausmachten: Erst schießen, dann fragen! Daran hat sich zwar nicht so sehr viel geändert, aber immerhin wird heutzutage darüner nicht nur in einem " Hippie " - Outlaw - Streifen berichtet.
Auch das Image, das Auftreten des gemeinen Bikers, jenseits der Mitgliedschaft in einer kriminellen Rocker - Vereinigung, ist wesentlich spießiger geworden. Der Feuerstuhl von damals ist längst zu einem veritablen Statussymbol degradiert worden. Warum also sich über die Freiheit auf den zwei Rädern freuen, wenn sie Millionen anderer Gleichgesinnter auch genießen dürfen. Und, seien wir mal ehrlich, ein Elektro - Motorrad der neunten Prägung hat doch da wesentlich mehr revolutionäre Elemente als ein Honda " Golden Wing ", eine Kawasaki mit 100 Pferdestärken oder ein Sofa von Harley Davidson.
Der aller neuste Schrei sollen diese Umwelt schonenden Gefährte ja sein ( Vgl. " DER SPIEGEL ", 26 / 2018, S. 98 ) und weniger Straßenlärm verursachen die Zweierräder auch.
Doch Harley ist Harley, bleibt Harley. Ob mit oder ohne Zusatzzoll, der echte Fan bleibt seinem Feuerstuhl schon aus Bequemlichkeitsgründen treu und weil 150 Kilogramm Eigengewicht nicht auf jede der schnittigen Maschinen Platz finden ( Vgl. " DER SPIEGEL " , 25 / 2018, S. 48 ).
Na, denn: " Wir ridern easy über Berg und Tal....? "
Mit manipuliertem Auspuff, ohne TÜV abgenommenen Lenker und zu jeder Tages - und Nachtzeit in einem verbotenen Tempo:
" Mind Mountain " - " Dune " - 2013:
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