Die zweibeinige Sirene



Heute Morgen las ich im " SPIEGEL " - Heft 26 / 2018, S. 109 eine Kolumne der Redakteurin Elke Schmitter. Es ist eine der Alltagsgeschichten, die sie hier selbst ironisch schildert.Sie handelt von dem nahezu alltäglichen Wahnwitz der auf das Leben eines Einzelnen mehr oder weniger Einfluss nimmt.

Die " SPIEGEL " - Mitarbeiterin ist einem erhöhten Lärmpegel ausgesetzt, den beinahe jeder Großstädter hinzu nehmen hat. Mal liegen die eigenen Vier Wände in der Nähe einer stark befahrenden Straße, andere Wohnungen befinden sich an Bahn - Straßenbahnstationen - oder gar Strecken oder - das dürfte der Super - Gau sein - innerhalb von Flugschneisen.

Nun, Frau Schmitter wohnt direkt an einem öffentlichen Spielplatz und - das kommt erschwerend hinzu - es befindet sich eine große Kita nebenan.

Das sind Faktoren, die den täglichen Geräuschpegel von 07.00 Uhr bis in die späten Nachmittagsstunden extrem ansteigen lassen. Die Wohnungsmaklerin glotzte nicht schlecht, als die " SPIEGEL " - Journalistin dieses als " Upgrade " bezeichnete. Wohl wissend, dass sie sich damit selbst ein Kuckucksei ins Nest gelegt hatte. Seitdem sie die Wohnung gemietet hat, lebt sie nach ihren eigenen Worten  " mit dem Soundtrack eines Freibades ".

Okay, das Mitleidgefühl hielt sich bei mir beim Lesen der Schmitter - Kolumne in engen Grenzen. Schließlich musste sie die " Lärmhölle " ja nicht mitmieten. Dass sie dann einen sehr weiten Bogen bis hin zu den traumatisierten Kriegs - und Flüchtlingskindern spannt, kann ich indes vollends nachvollziehen. Diese leben in einer anderen Welt.In einer, die mit Kindheit reinweg gar nichts zu tun hat.Sicherlich kann und darf die eine mit anderen Kinderwelt nicht verglichen werden. Bei der eher friedlichen, der heilen Welt der meistens europäischen Kinder, gibt es Krieg nur in den ungezählten Computerspielen; bei dem größeren Teil von ihnen, ist der Krieg nicht virtuell sondern eben real.

Von daher lassen die Probleme für, mit und rund um die Kindern. vor allem bei der Kindererziehung überhaupt nicht vergleichen. Was in diesem, unserem, eher friedlich dahin schlummernden Land, zu einem solchen aufgebauscht wird, ist in den Kriegsgebieten längst kein Thema mehr. Weil ein freies Land, wohl auch frei lebende Kinder hervor bringt, sind existenzielle Nöte nur am Rande ein Hindernis. Viel eher gibt es Unstimmigkeiten bei der Erziehung des Nachwuchses.

Da lässt sich, so zirka 5 Jahrzehnte nach meiner eigenen Kindheit und Jugend, durchaus konstatieren, dass die heutige Erziehung überwiegend keine mehr ist. Es hat sich - eher zu recht - eine gewisse laissez faire  - Haltung eingeschlichen. Die Erwachsenen scheuen Konflikte mit ihrem Nachwuchs, den sie nur allzu häufig, maßlos verwöhnen.

Zumeist sind die Folgen jenes Nichterziehens fatal. Das Kind kommt an die Macht, so, wie es Elke Schmitter in ihrer Kolumne tituliert hat. Macht bedeutet natürlich auch das Negieren von Regeln, Prinzipien und von Grenzen. Grenzenloses, egoistisches Verhalten indes führt wiederum zu einer gewissen Unterdrückung des Einen gegenüber dem Anderen.

Da erzählte mir meine bessere Hälfte heute, dass ein Kollege seinen, noch nicht schulpflichtigen Sohn in ein Krankenhaus fahren musste, weil ein etwa gleichalteriges Kind diesen mit eine metallenen Spielzugauto auf den Kopf geschlagen habe und dadurch eine blutende Wunde entstand.
Die Eltern dieses Kindes sind zudem auch Freunde des Arbeitskollegen. Hieraus kann sehr schnell ein Konflikt entstehen, der vielleicht eskaliert.

Es mag dahin gestellt bleiben, ob es nun die laxe oder eher die nicht vorhandene Erziehung ist, die einen solchen Vorfall hervor rufen kann. Fakt ist, dass es sich bei der Kindesmutter des gewalttätigen Kindes um eine Pädagogin handelt. Dieses ist zumeist kein gutes Omen. Denn diese Kinder werden zumeist nicht erzogen. So besagt es zumindest eine nicht nachgewiesene Behauptung; eine Plattitüde.

Dann hörte ich, dass in dem der Universitätsverwaltung angegliederten Kindergarten oder auch Hort, einige der dort aufgenommenen Sprösslinge, zu wahren Lärmquellen, zu richtigen Nervensägen, mutieren, sobald sie ins Freie gelassen werden. Ein Junge aus der Gruppe tut sich dabei besonders hervor. Er imitiert in schöner Regelmäßigkeit eine Feuerwehr - oder Polizeisirene. Dieses geschieht stundenlang und in einer Nerv tötenden Lautstärke.
" Tatütata - tatütat - tatütata....! "., so schallt es in das Arbeitszimmer meiner besseren Hälfte hoch. Da hilft nur eines, nämlich die Fenster geschlossen lassen. Doch, dann steht die Hitze im Raum und macht ein lockeres Arbeiten nahezu unmöglich.

Von den Erzieherinnen wird nichts gesagt. Kein Hinweis, dass das Generve , das Polzei - und / oder Feuerwehrauto spielen, einfach so nicht geht. Die Erzieherinnen schalten offensichtlich jedes Mal vollkommen ab und lassen hier alle Fünfe gerade sein.

Diesen Eindruck hatte ich auch vor einigen Jahren, als ich zu einem Kollegen nach Bremen fuhr.Im IC von Leipzig nach Magdeburg stieg irgendwo eine Kindergruppe nebst drei Betreuerinnen ein. Sie verursachten in dem Großraumabteil einen derartigen Lärm, dass sämtliche andren Fahrgäste, außer mir, flohen. Die drei Begleiterinnen saßen derweilen auf den Sitzen des Abteils und fraßen irgendein süßes Zeugs. Um die Kinder kümmerten sie sich nicht. Erst als ich mit einem eher strafenden Blick zu dem Trio aufsah, bemüßigten sich die drei Damen, die Horde zu maßregeln.

Nun,ja, wir waren auch mal Kind, waren jung und voller Tatendrang. Doch damals war alles ein wenig strenger, wenn auch nicht besser, aber eben anders.

Kinder an der Macht? Nicht Kinder an die Macht! Davor bewahre uns der Rest an eigener Erziehung, an übernommenen Regeln und Verhaltensmustern, die alle Male dazu geeignet sind, das egoistische, unkontrollierte und somit unsoziale Verhalten derartige Nervensägen zur Gewohnheit werden zu lassen.

Antiautoritäre Erziehung ist das nicht. Es ist einfach nur peinliche Gleichgültigkeit!

Gut´s Nächtle mit:


" Angel ´n Heavy Syrup " - " Viyage ":



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